Der Hochdorfer Fensterbauer 4B kann 2021 trotz Pandemie und anziehender Inflation stark zulegen. Das Familienunternehmen glaubt an eine Renaissance des Handwerkberufs – und investiert daher intensiv in neue Berufsbilder.
Handwerksberufe haben in der Dienstleistungsgesellschaft einen zunehmend schweren Stand. Seit Jahren beklagen Industriebetriebe einen wachsenden Mangel an Fachkräften – und malen düstere Prognosen. So auch der Hochdorfer Fensterbauer 4B, der versucht, sich mit Investitionen gegen den Negativtrend zu stemmen. «Wichtig ist, dass das Handwerk mehr gesellschaftliche Anerkennung erhält», sagt 4B-Chef Jean-Marc Devaud. Berufe als Schreiner, Metallbauer oder Logistiker seien attraktiv und eine solide Basis für jede berufliche Karriere. «Etwas mit Hand und Herz zu gestalten, ist erfüllend und sinnstiftend.»
2021 feierte der Schweizer Marktführer im Fenster- und Fassadengeschäft sein 125-jähriges Bestehen und konnte im Jubiläumsjahr sowohl beim Erlös als auch beim Ertrag zulegen. Der Nettoumsatz kletterte gar auf die Rekordsumme von 198 Millionen Franken, ein Plus vom 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Verantwortlich dafür seien sämtliche Produktbereiche und Regionen gewesen, trotz zahlreicher Herausforderungen wie der Pandemie oder der anziehenden Inflation, teilt 4B mit. Auch die Verwerfungen an den Beschaffungsmärkten habe das Unternehmen erfolgreich bewältigt. Deshalb bleibe man für 2022 vorsichtig optimistisch, auch wenn mit dem Ukraine-Krieg ein weiterer Unsicherheitsfaktor hinzu gekommen sei.
Das Familienunternehmen mit über 500 Beschäftigten glaubt trotz der vielen Unwägbarkeiten an eine Renaissance des Handwerks. Als Antwort auf den Fachkräftemangel hat 4B im vergangenen Jahr etwa einen eigenen Campus eingerichtet – mit dem selbsterklärten Ziel, die «besten Talente zu entwickeln und attraktive neue Berufsbilder zu gestalten».
CEO Devaud weist darauf hin, dass die Bauwelt fälschlicherweise als träge und rückwärtig gelte. «Wir sind überzeugt, dass das Innovations- und Wertschöpfungspotenzial der Bau- und Fensterbranche ein Upgrading verdient, auch weil die grosse Kontinuität der handwerklichen und industriellen Wertschöpfung der Bauwirtschaft eine solide und wichtige Säule unserer Volkswirtschaft ist.»
Grosses Potenzial sieht Devaud unter anderem bei der Energieeffizienz, die beim Thema Versorgungssicherheit in seinen Augen regelmässig zu kurz komme. «Für uns ist klar, keine Energieeffizienz ohne professionelle Fenstersanierung.» Denn: Schweizweit seien aktuell rund eine Million Gebäude sanierungsbedürftig, und das Energiesparpotenzial moderner Fenster gegenüber alten Fenstern betrage 75 Prozent. Das wäre ein «bedeutsamer Beitrag zur Stärkung der Versorgungssicherheit».