FINANZPLATZ: Privatbanken müssen umdenken

Die Profitabilität der Schweizer Banken sinkt. Immer mehr kleine Institute geben auf. Eine Studie zeigt auf, wo am meisten Nachholbedarf besteht.

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Auch die Sankt Galler Privatbank Notenstein steht unter Zugzwang. Das Unternehmen baut 20 Stellen ab. (Bild: Keystone/Ennio Leanza)

Auch die Sankt Galler Privatbank Notenstein steht unter Zugzwang. Das Unternehmen baut 20 Stellen ab. (Bild: Keystone/Ennio Leanza)

Die Zürcher Privatbank Frey gibt auf, die Grossbank Credit Suisse zieht sich aus 50 Ländern zurück, die St. Galler Privatbank Notenstein wird 20 Stellen abbauen – diese Meldungen der letzten Wochen zeigen erneut, das der Schweizer Finanzplatz kräftig durchgeschüttelt wird. Mehr Regulierung, sinkende Einnahmen, Druck aus dem Ausland sind die Probleme, mit denen die Banken zu kämpfen haben und die Untergangsszenarien, die sogar in der Branche selbst kursieren, weiter befeuern.

Finanzplatz muss sich neu erfinden

Der Finanzplatz trägt rund 10 Prozent zur Wirtschaftsleistung der Schweiz bei, etwa 6 Prozent der Bevölkerung arbeiten in diesem Sektor. Müssen immer mehr Banken schliessen, sind also viele Schweizer direkt betroffen. Wie viele ausländische Kunden werden ihr Geld aus der Schweiz abziehen? Welche Kosten kommen durch die immer stärkeren Vorschriften auf die Banken zu, und wie viele Stellen werden noch verloren gehen? Fragen, die noch offen sind. Fest steht aber, dass sich «der Finanzplatz Schweiz neu erfinden muss», sagt Philipp Rickert, Leiter Wirtschaftsprüfung bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG. Es werde ein langer, harter Weg.

KPMG und die Universität St. Gallen befragten für die neuste Privatbankenstudie 39 Banken und 10 unabhängige Vermögensverwalter. Die Ergebnisse wurden gestern an einer Medienkonferenz in Zürich vorgestellt. Der einhellige Tenor: Der Profit der Schweizer Banken sinkt, besonders für kleine Banken wird es schwierig, zu überleben. Übernahmen und Zusammenschlüsse können mehr Profitabilität bringen. «Um die kritische Grösse zu erreichen, müssen viele Privatbanken substanziell wachsen. Zwei Drittel der befragten Bankenvertreter sind der Meinung, dass eine durchschnittliche Verdoppelung des verwalteten Vermögens erforderlich sein wird, um künftig zu bestehen», erklärt Hans Stamm, Partner bei KPMG. Besonders kleine und mittlere Banken müssten sich nun überlegen, ob es nicht Sinn mache, ihre Bankenlizenz zurückzugeben und als Vermögensverwalter weiterzumachen, sagt Rickert.

Rückbesinnung auf die Schweiz

Der Druck aus dem Ausland werde sich klar erhöhen, fügt er an. So wird das Geschäft deutlich teurer, da die Banken gezwungen werden, wirklich eine Filiale in einem Land zu haben. Deshalb wollen sich die Banken auch wieder mehr auf die heimischen Kunden konzentrieren. 60 Prozent der Befragten wollen den Anteil an Schweizer Kunden ausbauen. «Aus Europa und den USA wird man sich vermehrt zurückziehen», sagt Stamm. Zukunftsmärkte sehen die Befragten insbesondere in Russland, Indien, Brasilien, China, dem Mittleren Osten sowie in Singapur und Hongkong.

Die Mehrheit der Banken wird sich in den nächsten zehn Jahren vermehrt auf Kunden mit Vermögenswerten zwischen 1 und 5 Millionen Franken konzentrieren. 80 Prozent der befragten Banken wollen ganz aus verschiedenen Märkten aussteigen, weil es sich wegen der starken Regulierung nicht mehr lohnt. 60 Prozent glauben, dass der automatische Informationsaustausch in den nächsten drei Jahren kommt.