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Das Tessin will bei der Forschung und Entwicklung von Drohnen in der Schweiz nicht im Abseits stehen. Der Tessiner Staatsrat treibt ein Vorhaben am Ex-Militärflugplatz von Lodrino deshalb stark voran.
Die Schweiz nimmt eine führende Rolle bei der Forschung und Entwicklung von Drohnen ein. Bei dieser Entwicklung will das Tessin nicht im Abseits stehen. Am ehemaligen Militärflughafen von Lodrino in der Riviera, zwischen Bellinzona und Biasca, soll deshalb im Rahmen eines Technologieparks ein «Kompetenzzentrum für Drohnen» entstehen.
Der Tessiner Staatsrat unterstützt dieses Projekt ausdrücklich. «Es handelt sich um eine sehr vielversprechende und wachsende Branche», meinte der Tessiner Finanz- und Wirtschaftsdirektor Christian Vitta, als er vor kurzem eine Kreditbotschaft über drei Millionen Franken kommentierte. Mit diesem Geld soll der Fusionsgemeinde Riviera, zu der Lodrino gehört, unter die Arme gegriffen werden, um das Flugfeld und die dortige Infrastruktur mitsamt Hangars zu modernisieren.
Das Flugfeld wurde einst vom Militär genutzt, dann aber schrittweise für eine zivile Nutzung erschlossen. Heute ist dort etwa eine private Heli-Firma aktiv, ausserdem die Ruag Aviation mit rund 100 Beschäftigten.
Nun soll dort das Drohnen-Kompetenzzentrum entstehen. «Unser Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Standorten in der Schweiz mit Drohnenforschung sind die grossen zur Verfügung stehenden Flächen», sagt Lorenzo Ambrosini. Er ist Geschäftsführer der Stiftung Agire, einer Agentur für regionale Innovation, die beim Drohnen-Projekt federführend ist.
Insbesondere soll in Lodrino eine Flugschneise geschaffen werden, welche stets für Drohnenflüge genutzt werden kann. So entfällt die aufwendige Bewilligungsprozedur, die heute auch für den probeweisen Einsatz von Flugdrohnen einer bestimmten Grösse notwendig ist. Die Genehmigung erteilt das Bundesamt für Zivilluftfahrt.
Das Projekt für ein nationales und internationales Kompetenz- und Forschungszentrum für Drohnen in Lodrino gefällt. «Wir haben schon jetzt eine Reihe von interessierten Unternehmen aus dem In- und Ausland», so Ambrosini. Ein Verein soll die Aktivitäten vor Ort koordinieren, Firmen und Know-how vernetzen, damit ein richtiger «Think tank» entsteht. Am Projekt sind auch die Fachhochschule der italienischen Schweiz (Supsi) und die Universität der italienischen Schweiz (USI) beteiligt, darunter das Institut Dalle Molle für Künstliche Intelligenz (Idsia). Start-ups können sich ebenfalls beteiligen. «Wir sind aber kein Brutkasten für Start-ups», hält Ambrosini fest.
Für die Wirtschaftsstrategie im Kanton Tessin hat das Drohnenkompetenzzentrum eine wichtige Bedeutung. Es soll mit dem Switzerland Innovation Park (SIP) der Greater Zürich Area verbunden werden. Der Kanton Tessin war im Januar 2019 in die Trägerschaft der Stiftung Greater Zurich Area Standortmarketing (GZA) aufgenommen worden. Zudem ist das Projekt wichtig für die regionale Wirtschaftsförderung. Denn die Riviera ist ein strukturarmes Gebiet mit wenig Beschäftigungsmöglichkeiten.
Nicht zum ersten Mal redet man im Tessin von Drohnen. Seit März 2017 bietet die Schweizerische Post in Lugano den weltweit ersten autonomen Transportdienst für Laborproben per Drohne an. Ein Quadrokopter fliegt mit 36 km/h zwischen zwei Spitälern, dem Ospedale Italiano und dem Ospedale Civico hin und her. Im Störfall soll die Drohne automatisch einen Fallschirm aktivieren.
Zudem treibt der Kanton Tessin ein landesweit einmaliges Pilotprojekt voran, um Katasterpläne zu aktualisieren. Viele bestehende Pläne sind veraltet oder unpräzis. Mit Aufnahmen aus der Luft lassen sich die Grenzen von Liegenschaften hingegen präzise vermessen. Im Bleniotal hat man bereits Erfahrungen gesammelt. «Die Arbeiten an diesem Pilotprojekt gehen weiter», sagt Stefano Rizzi, Chef des Tessiner Wirtschaftsamtes.