«Talktäglich»
«Frauen haben gearbeitet und Männer die Welt erklärt» – Patrizia Laeri über Gleichstellung und Wirtschaft in der Coronazeit

Nach dem Aus von CNN Money Switzerland hat Patrizia Laeri ihre ausschliesslich von Frauen moderierte Wirtschaftssendung gerettet. Die ehemalige SRF-Moderatorin möchte alte Denkmuster hinterfragen und aktuelle Wirtschaftsthemen verständlich machen. Gerade im Pandemie-Jahr sei dies enorm wichtig, da sich wirtschaftlich viel verändert hat.

Dominic Kobelt
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Patrizia Laeri wollte auf CNN Money Switzerland eine ausschliesslich von Frauen moderierte Wirtschaftssendung zeigen. Eine Woche vor dem Starttermin ging der Sender Konkurs – doch die Wirtschaftsjournalistin hat ihre eigene Sendung aus gekauft und wird damit auf Youtube zu sehen sein.

«Was ist denn anders, wenn Frauen über Wirtschaft reden?», will Moderator Hugo Bigi in der Sendung «Talktäglich» von Tele Züri wissen. «Das kann man noch gar nicht so genau sagen. An fast allen Wirtschaftsanlässen diskutieren mittelalterliche Männer», erklärt Laeri. Es sei aber wichtig, dass junge Mädchen sehen würden, dass auch für Frauen eine Karriere in der Wirtschaft möglich sei.

Nicht nur, was im BIP steckt, macht glücklich

Trotzdem lässt die ehemalige SRF-Börse-Moderatorin den Kopf nicht hängen: «Ich möchte allen Menschen Mut machen, Risiken einzugehen, auch im Unternehmerischen.» Ihre Sendung «#DACHelles» konnte Laeri retten, letztlich habe sich das Risiko also ausbezahlt.

Das Pandemiejahr habe die Wirtschaft ganz allgemein enorm verändert, erklärt Laeri. «Es wird etwas ausgeblendet, wie viele Leute jeden Tag am Coronavirus sterben», findet sie. Andere Länder würden anders gewichten. «Das Wohlbefinden und auch die Gesundheit macht Menschen glücklich, und nicht nur das, was im BIP gemessen wird.»

Was Corona für die Gleichstellung bedeutet

Corona hatte auch negative Auswirkungen auf die Gleichstellung, wie Laeri erklärt. So seien Aktienbesitzer, also die reicheren Menschen, noch reicher geworden. «Wenn man sich anschaut, welche Gruppen aus dem Arbeitsmarkt geflogen sind, dann sind das Junge und Frauen.» In Amerika seien rund eine Million Frauen vom Arbeitsmarkt verschwunden, viermal mehr als Männer. Das habe auch damit zu tun, dass während dem Lockdown und mit dem Homeschooling vermehrt wieder alte Rollenbilder übernommen wurden.

«Man kann das auch in Zahlen messen, auch in der Schweiz: Die Forschungsproduktivität ist bei Frauen in diesem Jahr stark gesunken, komischerweise hat sie sich bei den Männern vervielfacht.» Besonders gut gesehen habe man das im Gesundheitssektor, der von Frauen dominiert sei. Als Experten seien in den Medien aber viel mehr Männer zu Wort gekommen. Laeri sagt: «Die Frauen haben gearbeitet, die Männer haben ein bisschen die Welt erklärt.»