Nach der Verkaufsankündigung von Globus steht das Migros-Onlineportal noch stärker im Fokus. Nun will Galaxus beim Angebot von Sneakers, Stilettos und Sandalen mit Zalando gleichziehen.
Die Migros gibt ihr Warenhaus-Geschäft auf – zumindest in den Einkaufsstrassen. Mit der Verkaufsankündigung der Globus-Häuser geht beim Detailhändler eine Ära zu Ende. Als Grund nannte Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen unter anderem die starke Onlinekonkurrenz, der Globus mit seinem Mode-, Schuhe- und Accessoire-Sortiment ausgesetzt ist.
Den Kampf gegen Amazon, Zalando und Alibaba gibt die Migros aber nicht komplett auf. Als Schlachtross dient das Onlinewarenhaus Digitecalaxus, das seit 2015 mehrheitlich der Migros gehört. Damals fusste das Geschäft in erster Linie noch auf Elektronikartikel von Digitec. Mit der Marke Galaxus wurden weitere Sortimente ins Angebot aufgenommen. Und seit 2016 ist Galaxus als Plattform für Drittanbieter positioniert, quasi als Marktplatz, ähnlich wie Amazon.
Diese Strategie erhält nun erneut Schub. Galaxus hat vor wenigen Tagen sein Schuhsortiment auf 60'000 Modelle verdreifacht. «Damit bieten wir nun ein vergleichbar breites Schuhsortiment an wie Zalando», sagt ein Sprecher. Laut Galaxus erzielte «Schuhe24», der «grösste Schuhhändlerverbund Deutschlands» zuletzt einen Umsatz von 60 Millionen Euro, und dieses Jahr werde ein Umsatzwachstum von 100 Prozent erwartet.
Um die Schuhe in die Schweiz zu liefern, nutzt «Schuhe24» den vor einem Jahr eröffneten EU-Hub von Galaxus. Dabei handelt es sich um ein Logistikzentrum im süddeutschen Weil am Rhein, das den grenzüberschreitenden Warenverkehr vollautomatisiert abwickelt. Die Migros-Tochter tritt auch hier nur als Marktplatz auf: Die Schuhe stammen von «Schuhe24», einem Verbund von 900 klassischen Schuhhändlern in Deutschland. «Wir stellen den Händlern quasi das digitale Schaufenster zur Verfügung und unseren Kundendienst.» Dafür erhalte man eine Provision. Die Verkaufskommissionen betragen je nach Sortiment zwischen 7 und 20 Prozent.
Das erweiterte Schuhsortiment ist nur auf Galaxus.ch und nicht auf Galaxus.de erhältlich. Die Firma ist seit Herbst in Deutschland tätig und hat einen Sitz in Hamburg eröffnet. Das Angebot beschränkt sich derzeit auf Produkte aus dem Bereich der IT, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation. Künftig soll Galaxus.de ebenfalls ein Marktplatz werden.
Mit dem neusten Sortimentsausbau bietet Galaxus nun 2,9 Millionen Produkte an. Im vergangenen Jahr wuchs der Umsatz um 15 Prozent auf knapp eine Milliarde Franken. Die Umsätze des Modegeschäfts seien «noch nicht gewaltig», sagt der Sprecher. Die Elektronik sei noch immer das grösste Sortiment. Umsatzmässig seien die Wachstumsraten mit 44 Prozent bei der Mode aber überdurchschnittlich hoch. Insofern glaubt Galaxus, sich hierzulande als Nummer zwei im Markt direkt hinter Zalando positionieren zu können. «Enorm» seien auch das Wachstum in den Kategorien Sport, Spielwaren und Wohnen.
Wie viel sich Galaxus den Ausbau kosten lässt, verrät der Sprecher nicht. «Wir haben aber seit 2016, seit der Lancierung des Marktplatz-Modells, hunderte von Arbeitsstunden in unser Händlerprogramm investiert.» Tatsächlich dürfte Galaxus zurzeit rote Zahlen schreiben. Dies liess Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen Ende März am Rande der Bilanzmedienkonferenz durchblicken. Vor zwei Jahren habe die Firma einmal einen Gewinn erzielt. «Aber nun haben wir konsequent viel Geld in den Ausbau investiert. Das kostet Geld.» In der jetzigen Wachstumsphase nehme man bewusst in Kauf, dass in den nächsten drei, vier Jahren kein grosser Gewinn rausschaut.
Auch wenn Gewinnzahlen von oben vorerst nicht als zwingend erachtet werden, steht Migros-Handelschef Beat Zahnd unter Zugzwang. Mit den bevorstehenden Verkäufen von Globus, Interio, Depot und M-Way schrumpft sein Departement beträchtlich. Denn der Discounter Denner läuft relativ autonom, genauso wie Migrol und Migrolino. Somit bleiben der Online-Supermarkt «Le Shop» mit überschaubaren Umsatzzahlen, und «Exlibris», der online zwar erfolgreich ist, das Filialnetz aber massiv verkleinert hat. Zudem droht Exlibris langfristig obsolet zu werden, da Digitec-Galaxus selber Bücher, Filme und Musik verkauft.