Startseite
Wirtschaft
Die grösste Unfallversicherung der Schweiz verzeichnete im vergangenen Jahr mehr Freizeitunfälle. Der lange und heisse Sommer lud zum Biken, Schwimmen oder Fussball ein.
Es war kein Sommer für Leute, die ihre Freizeit am liebsten in den eigenen vier Wänden verbringen. Das sonnige Wetter und die hohen Temperaturen im zurückliegenden Jahr lockten selbst bekennende Stubenhocker ins Freie. Und wer ohnehin nach Feierabend und an freien Tagen Sport und Hobbys unter freiem Himmel betreibt, hatte reichlich Gelegenheit dazu.
Das blieb in der Bilanz des Unfallversicherers Suva nicht ohne Folgen: Die Zahl der Nichtberufsunfälle stieg um 2,7 Prozent. Die Steigerung folgte auf mehr als zehn Jahren mit stagnierenden oder eher leicht rückläufigen Zahlen bei den Freizeitunfällen. «Die Zahlen verdeutlichen, dass es vor allem in den Sommermonaten zu mehr Unfällen ausserhalb der Arbeitszeiten kam», sagte Suva-Chef Felix Weber am Freitag an der Bilanzmedienkonferenz.
Bei mehr als 270000 Freizeitunfällen musste die Suva an Behandlungs- und Genesungskosten zahlen. Im Vergleich zu den Unfällen am Arbeitsplätz ist das Risiko bei den Freizeitunfällen doppelt so stark gestiegen, auf 1000 Vollbeschäftigte machte das immerhin gut 132 Nichtbetriebsunfälle aus.
Mehr als ein Sechstel dieser Unfälle entfallen auf den Fussball. Die Versicherungsfachleute sind dort auf eine neue Risikogruppe gestossen, wo die Verletzungsgefahr überdurchschnittlich hoch ist: Die Fussballsenioren, die im Alter von 30 bis 45 Jahren dem Ball nachjagen. «Sie sind zwar geübte Fussballer, neigen aber dazu, ihren Körper zu stark zu strapazieren», sagt Weber, der vor mehr als 30 Jahren selber beim FC Emmenbrücke in der damaligen Ersten Liga Fussball spielte. Wenn 40-Jährige auf dem Fussballplatz wie 20-Jährige zur Sache gehen, bringt das oft Gelenkverletzungen oder Bänder- und Muskelprobleme mit sich. Gut ein Drittel der Unfälle betreffen den Unterschenkel und das Fussgelenk.
Das schlechte Anlagejahr 2018 drückt beim Unfallversicherer Suva auf den Gewinn. Dank der hohen Anlageerträge früherer Jahre ist der Prämienrabatt von mehr als 800 Millionen Franken für Unternehmen und Arbeitnehmende in diesem und im kommenden Jahr aber nicht in Gefahr.
Der Reingewinn sank von 300 Millionen Franken vor zwei Jahren auf 4,8 Millionen Franken im vergangenen Jahr. Das Betriebsergebnis summiert sich auf 60 Millionen Franken, davon wurden 55,2 Millionen an die Ausgleichsreserven zurückerstattet. In ähnlichem Ausmass wie die Pensionskassen erzielte die Suva ein negatives Anlageergebnis von 2,7 Prozent. «Alle Versicherungszweige und Teilrechnungen sind aber finanziell stabil», sagte Finanzchef Ernst Mäder an der Jahresbilanzkonferenz. Die Suva sei in der Lage, den Finanzierungsbedarf von 3 Milliarden Franken zu schultern, welche die vom Bund beschlossene Senkung des technischen Zinssatz es mit sich bringe, so Mäder. Dafür seien Rückstellungen gebildet worden. Der technische Zinssatz ist für die Berechnung der Rentenhöhe massgebend.
Rückläufig sind hingegen die Unfallzahlen bei den Firmen- und Grümpelturnieren. Die Suva wertet diese Entwicklung auch als Erfolg ihrer Präventionskampagnen. So setzte sie in Zusammenarbeit mit dem Fussballverband offizielle Schiedsrichter durch, hatte dafür gesorgt, dass sich die Hobbyfussballer vor dem Anpfiff Wadenschoner umbinden, und wirkte darauf ein, Jogging- und Freizeitschuhe von den Plauschturnierplätzen zu verbannen. «Seit Beginn der Aktion Sicherheit an Grümpelturnieren im Jahre 1999 ist das Unfallrisiko an den unterstützten Turnieren markant gesunken. Vor dem Kampagnenstart wurden 15 Unfälle auf 1000 Grümpelturnier-Teilnehmer registriert. Heute sind es noch 3 bis 4 Unfälle», zieht man Bilanz bei der Suva.
Die Behandlung und das Auskurieren einer Fussballverletzung zieht durchschnittliche Kosten von gegen 3400 Franken nach sich. Bei Skiunfällen sind die Kosten mit rund 7700 Franken deutlich höher. Snowboardunfälle belaufen sich im Schnitt auf 4100 Franken. Allerdings kommt es auf den Schneepisten jährlich nur zu knapp halb so vielen Unfällen wie auf den Fussballplätzen.
Auf die Prämien hat die gestiegene Anzahl Freizeitunfälle keinen Einfluss. Im Gegenteil: Dank der guten Finanzergebnisse der zurückliegenden Jahre und als Folge des tieferen technischen Zinssatzes (siehe Kasten) werden die Beitragszahler bei der Nichtbetriebsunfallversicherung jährlich sogar um rund 10 Millionen Franken entlastet.