Der Baarer Rohstoffkonzern hat den nordamerikanischen Elektroautomarkt im Auge. Er steigt bei einer kanadischen Raffinerie ein.
Es ist eine Meldung, die grösstenteils unter dem Wahrnehmungsradar durchging: Glencore investiert rund 45 Millionen US-Dollar in die First-Cobalt-Raffinerie im Westen der kanadischen Provinz Ontario.
Wie einer Mitteilung von letzter Woche zu entnehmen ist, hat der Baarer Rohstoffkonzern mit der Betreibergesellschaft First Cobalt Corporation ein sogenanntes Term Sheet – ein Eckdatenpapier – vereinbart, welches den Rahmen für die Wiederinbetriebnahme der obengenannten Raffinerie umreisst. Dieser Rahmen unterliegt gemäss Communiqué einer Reihe von Bedingungen für eine langfristige Partnerschaft der beiden Rohstoffunternehmen. Das Ziel sei es, eine zuverlässige Quelle zu sein, die in Kanada raffiniertes Kobalt für den nordamerikanischen Markt liefert. Im Auge haben Glencore und First Cobalt dabei hauptsächlich den nordamerikanischen Elektroautomarkt. Denn Batterien von Elektrofahrzeugen enthalten Kobaltsulfat.
Die First Cobalt Corporation hat die Kobaltraffinerie in Ontario 2017 gekauft, die vormaligen Betreiber hatten sie vorübergehend geschlossen. Es ist die einzige zugelassene Kobaltraffinerie in Kanada und den USA.
Der Plan von Glencore und First Cobalt, die Raffinerie wieder operativ werden zu lassen, beinhaltet drei Phasen. Zusammengefasst gewährt Glencore der Betreibergesellschaft in einer ersten Phase ein Darlehen von 5 Millionen US-Dollar, die für Detailabklärungen, Feldarbeiten, metallurgische Tests und Genehmigungen im Zusammenhang mit dem Ausbau der Raffinerie eingesetzt werden. Insbesondere soll auch eine Machbarkeitsstudie erfolgen für eine Erweiterung, um dereinst 55 Tonnen Kobalt pro Tag einspeisen zu können. Vom Resultat dieser Studie hängt ab, ob die Raffinerie schlussendlich wieder in Betrieb genommen wird; das Ergebnis wird noch dieses Jahr erwartet. Eine weitere Bedingung für den Start dieser ersten Phase sei der Abschluss eines Darlehensvertrags, heisst es bei First Cobalt weiter.
Die zweite Phase sieht vor, die Raffinerie im nächsten Jahr in Betrieb zu nehmen, um ein batterietaugliches Kobaltsulfat für Elektrofahrzeuge herzustellen. Zu Beginn sollen pro Tag 12 Tonnen gefördertes Kobalt verarbeitet – also raffiniert – werden. In der dritten Phase soll die Anlage dann ausgebaut werden auf die Einspeisemenge von 55 Tonnen pro Tag – unter Nutzung der heute bestehenden Infrastruktur.
Produziert werden sollen am Ende 2000 bis 2500 Tonnen Kobaltsulfat pro Jahr.
Glencores Gesamtinvestitionen von 45 Millionen Dollar werde First Cobalt aus Erlösen des operativen Geschäfts, welche im Rahmen einer langfristigen Raffinationsvereinbarung generiert werden, zurückzahlen, so der Plan. Die Baarer dürften also, zumindest vorerst, der einzige Kobaltlieferant der Raffinerie sein.
Geld spricht Glencore nicht nur in Kanada. Der Baarer Konzern stellt gemäss einer Mitteilung der deutsch-französischen Recylex-Gruppe einen Überbrückungskredit bis Ende November in Höhe von insgesamt 27 Millionen Euro zur Verfügung. Glencore ist mit knapp 30 Prozent der grösste Einzelaktionär von Recylex. Deren Tochterfirma Weser-Metall GmbH, ein Bleiproduzent und -recycler, leidet seit dem Einbau eines Reduktionsofens zusätzlich zum bestehenden Hauptofen unter technischen Problemen. Glencore hat den Überbrückungskredit gewährt unter der Bedingung, dass es bei Weser-Metall zu keiner deutlichen Verschlechterung der Produktion kommt.