Laut Economiesuisse stellt der Brexit für die Exportwirtschaft eine grosse Herausforderung dar. Der Wirtschaftsdachverband rechnet zudem damit, dass die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative noch schwieriger wird.
Economiesuisse verweist darauf, dass Grossbritannien heute der fünftwichtigste Absatzmarkt der Schweizer Exportwirtschaft ist. Zudem sei das Land die Nummer vier für Schweizer Direktinvestitionen im Ausland. Eine weitere Aufwertung des Frankens und eine mögliche Rezession in Grossbritannien wirkten sich daher unmittelbar auf die Schweiz aus, schreibt Economiesuisse am Freitag.
Die Schweiz exportiert vor allem Pharmaprodukte, Edelsteine und Edelmetalle, Maschinen und Uhren nach Grossbritannien. Zudem beschäftigen Schweizer Firmen in britischen Niederlassungen fast 100'000 Angestellte.
Der Wirtschaftsdachverbands verweist zudem auf die Auswirkungen für die Schweizer Europapolitik. Eine einvernehmliche und fristgerechte Lösung mit der EU zur Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative werde nun noch schwieriger. Denn der Austritt Grossbritanniens werde die EU-Institutionen und die verbleibenden Mitgliedsstaaten in den nächsten Jahren stark absorbieren.
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Nach dem Brexit betont der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) die Wichtigkeit von guten Beziehungen der Schweiz mit den EU-Ländern. Der Entscheid der Briten ändere nichts daran, dass die Schweiz die bilateralen Verträge mit der EU erhalten müsse, schreibt der SGB in einer Mitteilung am Freitag.
Der Ausstieg Grossbritanniens aus der EU zeige zudem, dass europapolitische Abstimmungen nur zu gewinnen seien, wenn die Bevölkerung den Eindruck habe, dass sie davon profitiere. Diesbezüglich gebe es in der Schweiz nach wie vor Handlungsbedarf. Der Lohnschutz und der Schutz der älteren Arbeitnehmenden müsse verbessert werden, fordert der SGB.
Es sei damit zu rechnen, dass die Gespräche mit der EU über die Regelung der Zuwanderung weiterhin ausgesetzt werden. Das dürfe aber nicht überbewertet werden. Denn der den Gesprächen zugrundeliegende Artikel des Freizügigkeitsabkommens sehe nur temporäre Massnahmen mit einem Einverständnis der EU vor.
Zur Verbesserung der Situation der Arbeitnehmenden in der Schweiz braucht es nach Ansicht des SGB jedoch dauerhafte, wirksame Massnahmen. Die Schweiz könne solche Bestimmungen auch unter dem Freizügigkeitsabkommen problemlos einseitig einführen, sofern diese unabhängig von der Staatsangehörigkeit zur Anwendung kämen.
Gefahr für die Schweiz durch den Brexit sieht der Gewerkschaftsbund in den Finanzmärkten. Er erwartet von der Nationalbank, dass sie die Aufwertung des Frankens bekämpft. So soll laut SGB verhindert werden, dass die Schweizer Wirtschaft durch den Austritt Grossbritanniens aus der EU Schaden nimmt.