Sorlarwerk
Grösstes Solarwerk der Schweiz

Auf einen Schlag zehn Prozent mehr Sonnenstrom in der Schweiz: So viel produziert das neue Solar-Kraftwerk im aargauischen Birr. Im kommenden Frühjahr soll es ans Netz gehen.

Drucken
Solarwerk

Solarwerk

Aargauer Zeitung

Sven Millischer

50 Jahre alt ist die grosse Fabrikhalle von Alstom in Birr AG. Nun wird der Zweckbau nach Minergie-Standard saniert und erhält ein neues Dach: Statt asbestverseuchten Eternit-Schindeln sollen künftig hochmoderne Solarzellen die Rotoren-Fabrikation vor Wind und Wetter schützen.

«Statt herkömmlicher Ziegel montieren wir nun Solar-Module aufs Fabrikdach», erklärt Jörg Rothenbühler von sol-E Suisse. Der Fachmann spricht hier von einer dachintegrierten Photovoltaikanlage.
Und diese hat es in sich. Auf einer Fläche von fünf Fussballfeldern wird das Solar-Kraftwerk ab kommenden Frühjahr rund 2,4 Millionen Kilowatt-Stunden Strom pro Jahr liefern.

Dies entspricht dem Energieverbrauch von rund 800 Haushalten. So erhöht sich die Produktion von Sonnenstrom in der Schweiz um 10 Prozent. Zum Vergleich: Die flächenmässig bisher grösste Photovoltaikanlage auf dem Mont-Soleil im Berner Jura liefert nur rund eine halbe Million Kilowattstunden.

Allerdings ist auch der neue Solarstrom-Primus in Birr bloss ein Tropfen auf den heissen Stein, deckt er doch bloss ein Zwanzigtausendstel des jährlichen Strombedarf der Schweiz.

300 Meter lang und 200 Meter breit

Trotzdem: Eine Solaranlage dieser Grössenordnung auf einem bestehenen Dach zu realisieren, ist eine technische Knacknuss. «Im Gegensatz zu einem Neubau können wir zum Beispiel den Neigungswinkel zur Sonne nicht verändern», erklärt Rothenbühler.
Auch müsse man mit Schattenwurf am Gebäude leben. So bleiben gewisse Dachfelder ungenutzt, weil dort konstant zu wenig Sonnenlicht auftrifft. Auch wurde eigens ein Dachgerüst entwickelt, das die Photovoltaikzellen möglichst effizient anordnet. Um Kosten zu sparen, kamen dabei Standard-Solarmodule zum Einsatz.

Projekt nicht unter Dach und Fach

Mit rund 16 Millionen Franken schlägt das Prestigeprojekt zu Buche. Getragen wird das Ganze von der Berner BKW, ihrer Tochtergesellschaft sol-E Suisse sowie der aargauischen AEW Energie AG. Federführend beim Bau in Birr ist sol-E Suisse, die ihr Know-how im Bereich erneuerbare Energien einbringt. Die aargauische AEW tritt als Investor auf und wird zudem für die lokale Netzeinspeisung besorgt sein.
Die Finanzierung der Solaranlage steht allerdings noch nicht. Zwar wollen die Energie-Partner zum Bau und Betrieb eine Zweckgesellschaft gründen. Doch wer viel zahlt, darüber ist man sich uneins. Die Verträge seien noch nicht unter Dach und Fach, sagt BKW-Pressesprecher Sebastian Vogler: «Der Teufel steckt im Detail.» Und die Zeit drängt, soll die Solaranlage doch bereits Ende April Strom produzieren. Ziehen sich die Vertragsverhandlungen weiter in die Länge oder droht ein strenger Winter, dürfte sich die Inbetriebnahme um mehrere Monate verzögern.
Damit sind auch die staatlichen Subventionen von 62 Rappen pro Kilowattstunde in Gefahr: So verlangt das Bundesamt für Energie spätestens sechs Monate nach Anmeldung der Anlage eine Fortschrittsbericht mitsamt Baubewilligung. Und spätestens nach zwei Jahren muss das Sonnenkraftwerk Strom produzieren.
Das Photovoltaik-Projekt in Birr wurde jedoch bereits vor dem 1. Februar 2009 angemeldet. Seither gilt nämlich ein Anmeldestopp bei der Einspeisevergütung für grünen Strom. Soll also dereinst Geld aus dem Subventionstopf sprudeln, müssen sich die beteilligten Energie-Betreiber rasch zusammenraufen.