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Wirtschaft
Huawei wird auf die US-Liste gebannter Unternehmen gesetzt. Das bedeutet Ungemach für Sunrise.
Der chinesische Telekommunikationskonzern Huawei kommt heute Freitag auf die Schwarze Liste der USA. Das kündigte Wirtschaftsminister Wilbur Ross am Donnerstag an.
Damit ist es US-Firmen untersagt, ohne Genehmigung der Regierung Geschäfte mit dem chinesischen Netzwerkausrüster und Smartphone-Hersteller zu tätigen. Konkret müssen US-Firmen nachweisen, dass Lieferungen an Huawei die nationale Sicherheit nicht gefährden. Im schlimmsten Fall müsste Huawei künftig ganz auf Komponenten und Software von US-Firmen verzichten. «Auch Google müsste eine Bewilligung einholen, wenn es Huawei erlauben würde, sein Betriebssystem Android auf dessen Smartphones zu installieren», schreibt die NZZ.
Derzeit lässt sich schwer einschätzen, wie hart es für Huawei – und im Endeffekt auch Sunrise – kommt: Dies hängt insbesondere vom weiteren Verlauf des Handelskrieges zwischen den USA und China ab. Unklar ist auch, wie sehr sich Huawei inzwischen von US-Firmen unabhängig gemacht hat. Huawei entwickelt beispielsweise eigene Chips für Smartphones und den Chinesen wäre zuzutrauen, ein eigenes Betriebssystem in der Hinterhand zu haben.
Huawei ist der führende Hersteller von Infrastruktur für Mobilfunknetze und soll insbesondere bei der wichtigen 5G-Technologie einen Vorsprung gegenüber Rivalen wie Ericsson, Nokia (beide Europa) und Cisco (USA) haben. Huawei liefert, wartet und betreibt die Netzinfrastruktur von Mobilfunkbetreibern auf der halben Welt. Ihre Technologie gilt als zuverlässig, technologisch fortschrittlich und kostengünstig.
Sunrise, die Nummer zwei im Schweizer Telekommarkt, setzt seit 2012 auf die Mobilfunk-Technologie der Chinesen. Auch das neue 5G-Netz wird von Huawei geliefert, während Swisscom bei 5G auf Ericsson aus Schweden und Salt auf Nokia setzt. Die aus Schweizer Sicht interessante Frage ist deshalb, wie stark Sunrise von Huawei abhängig ist und wie rasch man den Netzwerkausrüster wechseln könnte.
Sunrise-Chef Olaf Swantee sagte am Donnerstag, man habe je nach Eskalationsstufe im Handelsstreit einen Plan B, C und D in der Hinterhand. Wie diese aussehen, bleibt vorerst geheim.
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— Cicero Online (@cicero_online) 14. Mai 2019
Donald Trump hat seiner Regierung diese Woche per Dekret umfassende Möglichkeiten eingeräumt, gegen ausländische Telekom-Unternehmen vorzugehen. Trump wirft Huawei vor, mit seinen Produkten könne China Spionage betreiben. Huawei weist dies zurück. Zwar gibt es Berichte, dass Sicherheitsmängel in der Technologie von Huawei gefunden wurden, Spionage konnte den Chinesen bis dato jedoch nie nachgewiesen werden.
Die Mobilfunkfirmen selbst verweisen darauf, dass sie die Kontrolle über ihre Netze hätten. Fakt ist zudem, dass Spionage auf allen Stufen der Lieferkette vorkommen kann. Das heisst: Sogenannte Hintertüren für Geheimdienstekönnten sich auch in Komponenten verstecken, die von Drittfirmen aus weiteren Staaten stammen.
Europäische Regierungen lehnten die Forderung der USA stets ab, ebenfalls Sanktionen gegen Huawei zu erlassen. Nicht mal die Briten wollen vollständig auf Huaweis Technologie verzichten. Für die meisten Länder – und dies gilt auch für die Schweiz – ist China nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch als Zulieferer zu wichtig, um die Regierung in Peking mit einem Huawei-Bann zu verstimmen.
Nur eine Handvoll Staaten wie Australien, Neuseeland und Japan sind Trumps Aufruf gefolgt und haben Huaweis 5G-Technologie verbannt. Trump läuft somit Gefahr, seinen Feldzug gegen Huawei zu verlieren. Als Reaktion darauf zieht er die Schraube mit neuen Zöllen nochmals massiv an, um den Druck auf China zu verstärken.
Kritiker werfen den USA vor, ihre Industrie vor chinesischen Techgiganten wie Huawei abzuschotten. Denn beim Handelskrieg zwischen West und Ost geht es um nicht weniger als die wirtschaftliche Vormachtstellung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. China hat die USA nicht nur beim Aufbau der 5G-Infrastruktur abgehängt, auch den Smartphone-Markt dominieren asiatische Marken. Huawei hat Apple als Nummer zwei abgelöst, dahinter drängen mit Xiaomi, Oppo und OnePlus weitere Marken in den Westen.
Huawei kündigte an, die Entscheidung der US-Regierung anzufechten. Huawei warnte, die Sanktionen könnten Zehntausende Arbeitsplätze in den USA gefährden. Amerikanische Geschäftspartner von Huawei könnten einen ernsthaften wirtschaftlichen Schaden nehmen. Zudem würden die Zusammenarbeit und das Vertrauen in die weltweiten Lieferketten beschädigt.
Mit Material der Nachrichtenagenturen sda/awp/reu.