Industrie
Im Gegensatz zu Coop oder Credit Suisse: ABB gibt in der Corona-Krise keine Jobgarantie

Im Gegensatz zu Coop oder Credit Suisse will der der neue ABB-Chef Björn Rosengren einen Stellenabbau inmitten der Coronakrise nicht ausschliessen.

Niklaus Vontobel
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ARCHIVBILD ZU QUARTALSZAHLEN DES TECHNOLOGIEKONZERNS ABB ---Logo der Firma ABB an der Binzmuehlestrasse in Oerlikon, am Donnerstag, 14. Juni 2018. (KEYSTONE/Melanie Duchene)

ARCHIVBILD ZU QUARTALSZAHLEN DES TECHNOLOGIEKONZERNS ABB ---Logo der Firma ABB an der Binzmuehlestrasse in Oerlikon, am Donnerstag, 14. Juni 2018. (KEYSTONE/Melanie Duchene)

Melanie Duchene / KEYSTONE

Der Industriekonzern ABB hat heute seine Zahlen zum ersten Quartal 2020 vorgelegt. Der Reingewinn aus dem fortgeführten Geschäft betrug 326 Millionen Franken. Das war zwar 21 Prozent weniger als im Vorjahr.

Dennoch reagierte die Börse erleichtert. Die Aktie legte im Vergleich zum Vortag zwischenzeitlich um 6 Prozent zu. Es war weit Schlimmeres befürchtet worden. Zuvor war die Aktie nämlich ab dem Erreichen des Börsen-Allzeithochs am 19. Februar um 30 Prozent eingebrochen.

Damit zählte ABB zu den grössten Verlierern aller im SMI enthaltenen Unternehmen. Der Leitindex der schweizerischen Börse hatte in der gleichen Zeit nur 14.5 Prozent verloren.

Sorgen vor einem Quartalsverlust weggelacht

Die Börsianer fassten also neues Vertrauen in ABB. Dazu dürfte die unerschrockene Haltung des neuen CEOs beigetragen haben. Björn Rosengren lachte die Frage nach einem möglichen Verlust im zweiten Quartal geradezu weg. «Das würde mich überraschen», sagt der 60-jährige Rosengren lachend an seiner ersten Präsentation von Quartalszahlen.

Rosengren fügte an: «Ich glaube, darum müssen wir uns keine Sorgen machen.» Zugleich stellt ABB klar, dass sich die Covid-19-Krise erst im zweiten Quartal wirklich im Geschäftsergebnis niederschlagen wird. Die meisten Kennzahlen werden danach nochmals tiefer ausfallen.

ABB erwartet, dass Umsatz und Auftragseingang «deutlich sinken» werden. Eine Prognose für das Gesamtjahr wagt man erst gar nicht mehr.

Aktivisten nicht mit übergrossen Cashreserven anlocken

In diesem unsicheren Umfeld will ABB am bestehenden Aktienrückkaufprogramm festhalten. Der Erlös aus dem Verkauf der Stromnetzsparte an den japanischen Konzern Hitachi sollte laut bisherigem Plan vollständig an die Aktionäre zurückfliessen. Gestern blieb Rosengren auf eine Frage nach diesem Plan eher vage.

Man wolle daran festhalten, aber «auf verantwortungsvolle Weise». Und weiter: «Der Verwaltungsrat nimmt dieses Thema sehr ernst.» Man müsse auf alle Stakeholder achten sowie auf die finanzielle Stärke des Konzerns.

Und man müsse es auf eine Weise tun, bei der eine starke Position von ABB sichergestellt sei, um all möglichen Herausforderungen bestehen zu können. Zugleich sei es riskant, eine grosse Menge an Cash in einem Konzern zu haben, der derzeit an der Börse tief bewertet sei. Damit spielt Rosengren auf Angriffe von Aktivisten an, die von übergrossen Cashreserven angelockt werden könnten.

Für die Arbeitnehmer bei ABB müssen die Worte ihres neuen Konzernchefs hingegen beunruhigend geklungen haben. Im Gegensatz zu einigen anderen Unternehmen schloss Rosengren explizit Entlassungen inmitten der Coronakrise nicht aus.

Im gegenwärtigen Umfeld könne man keine derartigen Zusicherungen geben. Man müssen im Gegenteil die Kostenbasis flexibel anpassen können an die Nachfrage.

Coop und Credit Suisse versprechen Verzicht auf Jobabbau

Die Aussagen von Rosengren stehen im Gegensatz zur Politik mancher anderer Konzerne. So hat etwa der Detailhändler Coop derzeit einen Stellenabbau ausgeschlossen. Auf Anfrage heisst es: «Aufgrund der aktuellen Pandemiewelle werden wir keine Mitarbeitenden entlassen.»

Ähnliche Aussagen gab es etwa von der Credit Suisse. Bei der Schweizer Grossbank sagte der neue Chef Thomas Gottstein kürzlich: «Wir haben zurzeit die Politik, keine Leute zu entlassen solange diese Pandemie besteht.»

Rosengren hingegen wird mit seinen Aussagen seinem Wurf gerecht. Auf seinen früheren Stationen hatte er Tausende von Jobs weggespart, wenn er den Gewinn stützen musste.