Die Preise für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser stabilisieren sich. Vor allem bei den teuren Objekten ist die Nachfrage rückläufig.
Rainer Rickenbach
Die Auftragslage sei nach wie vor gut, sagt Kurt A. Zurfluh, Geschäftsführer des Zentralschweizerischen Baumeisterverbandes. Allerdings macht sich auch in der Region nach zwanzig Jahren Bauboom langsam eine gewisse Entschleunigung bemerkbar. «Sie ist in den Agglomerationen Luzern und Zug aber noch nicht angekommen. Dort ist die Nachfrage nach Wohneigentum immer noch sehr stark», so Zurfluh.
Über die ganze Schweiz betrachtet zeichnet sich bei der Preisentwicklung eine Beruhigung auf hohem Niveau ab. Das macht ein Index der Immobilien-Plattform ImmoScout24 deutlich. Im Juli sanken die durchschnittlichen Angebotspreise für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser zum ersten Mal in diesem Jahr sogar um 1 Prozent. Im August stiegen sie im Vergleich zum Vormonat mit einem Plus von 0,4 Prozent leicht an.
«Die Jahresentwicklung bestätigt die vielfach zitierte Beruhigung am Immobilienmarkt: Sowohl bei den Einfamilienhäusern (plus 0,4 Prozent) als auch bei den Eigentumswohnungen (plus 0,9 Prozent) ist über die vergangenen zwölf Monate lediglich ein moderater Anstieg zu beobachten», kommentiert man bei ImmoScout24 die Entwicklung der Angebotspreise. Zum Vergleich: Seit dem Start der Internetplattform-Studie im Jahr 2011 kletterten über den gesamten Zeitraum betrachtet die Preise für Eigentumswohnungen um 18,3 Prozent und für Einfamilienhäuser um 9,1 Prozent.
Das anhaltend tiefe Zinsniveau und die überraschend passablen Konjunkturprognosen stabilisieren die Immobilienpreise. Die grosse Sicherheit verleihen sie aber noch nicht. «Eine verlässliche Prognose ist wegen der Unsicherheiten an den globalen Finanzmärkten sowie der wirtschaftspolitischen Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union nicht möglich», sagt Martin Waeber, Direktor von ImmoScout24. Die bilateralen Verträge mit der EU dürften Auswirkungen auf die Zuwanderung und damit auf die Wohnungsnachfrage haben, und die Finanzmärkte sind für Immobilien-Investoren wie Versicherungen und Pensionskassen von grosser Bedeutung.
In der Zentralschweiz setzte sich dieses Jahr der Bauboom derweil fast nahtlos fort. «Die Region bietet zentrale Wohnlagen, und die sind sehr begehrt», sagt Kurt A. Zurfluh vom Zentralschweizer Baumeisterverband. Er erkennt allerdings Anzeichen, die vorab in den Kantonen Uri und Obwalden auf einen nachlassenden Run auf Wohneigentum schliessen lassen. «Nach Preisklassen betrachtet sind vor allem die teuren Wohnungen und Häuser ab 2 Millionen Franken weniger gefragt. Auf diesem Niveau findet die Sättigung den stärksten Niederschlag», so Zurfluh. Er erwartet für die Region im kommenden Jahr eine Abflachung auf dem Immobilienmarkt, wie sie in den übrigen Landesteilen bereits Tatsache ist. Kurt Zurfluh: «Für 2016 präsentiert sich die Auftragslage weniger gut. Zurückhaltung ist vorab bei den institutionellen Anlegern zu erkennen, denn die Aktienmärkte haben viele von ihnen vorsichtiger werden lassen.»