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Wirtschaft
Die Finanzmarktaufsicht (Finma) hat vergangene Woche die Privatbank Julius Bär scharf gerügt. Das soll nun für ehemalige Verantwortliche finanzielle Folgen haben. Doch die Sache hat einen Haken.
Die Finma kritisierte Julius Bär wegen Mängeln bei der Bekämpfung der Geldwäscherei im Zeitraum von 2009 bis Anfang 2018. Im Zusammenhang mit mutmasslichen Korruptionsfällen um einen Ölkonzern in Venezuela und den Fussballverband Fifa habe Julius Bär ihre Sorgfaltspflichten nicht eingehalten und gegen Meldepflichten verstossen.
Zwar fand die Finma-Rüge in den Medien grossen Widerhall, doch bei näherer Betrachtung wurde auch klar: Mehr als scharfe Worte waren das nicht. Die Finma hätte auch eine Busse aussprechen können – tat sie aber nicht.
Die PR-Strategen von Julius Bär waren ganz froh, dass die negativen Schlagzeilen weniger gegen die Bank als gegen frühere Exponenten gerichtet waren, allen voran gegen Boris Collardi. Er war von 2009 bis 2017 Chef bei Bär. Gerade als die Finma Ende 2017 das Verfahren gegen Julius Bär eröffnete, wechselte er zur Genfer Privatbank Pictet.
Heute meldete die «SonntagsZeitung», die Finma-Kritik habe finanzielle Folgen für Collardi und weitere ehemalige Chefs der Privatbank. Denn bei der Bank Bär sei ein bedeutender Anteil der Vergütung für hochrangige Manager drei bis fünf Jahre aufgeschoben – das heisst, sie erhalten ihre Boni mit Verzögerung. Nun sperre die Bank die Boni. Es könne davon ausgegangen werden, schrieb die Zeitung, dass die Boni bei mehreren verantwortlichen Mitarbeitern nicht ausgezahlt würden.
Das trifft zu, doch nicht für alle hat das Folgen, denn im Fall von Ex-CEO Collardi sind aufgeschobene Boni bereits mit seinem Firmenaustritt Ende 2017 verfallen. Dies ist üblich, wenn ein Topmanager einen neuen Job antritt. Näher wollte sich Collardi am Sonntag auf Anfrage von CH Media nicht äussern.