Neuer Test
Kampf dem Plastikabfall: Jetzt lanciert Nestlé das Öko-Röhrli

Weltweit wird die Kritik an umweltschädlichen Plastik-Trinkhalmen lauter. Nun geht der Nahrungsmittelmulti Nestlé neue Wege - mithilfe einer Schaffhauser Firma.

Benjamin Weinmann
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Will ein grüneres Image: Nestlé.

Will ein grüneres Image: Nestlé.

Dem Plastikröhrli geht es zunehmend an den Kragen. Schliesslich gehören sie zu den am meisten gefundenen Abfallprodukten, die an Stränden angeschwemmt werden. Für Aufsehen in den sozialen Medien sorgte 2015 ein Video, das über 30 Millionen Mal angeklickt wurde: Es zeigt, wie Meeresbiologen einer Meeresschildkröte ein Röhrchen aus der Nase ziehen.

Nun geht der Nahrungsmittelmulti Nestlé neue Wege. Wie internationale Branchenmedien berichten, haben die Westschweizer in der Dominikanischen Republik ein neues «Röhrli» auf Papierbasis lanciert. Dafür spannt Nestlé mit dem Schaffhauser Verpackungshersteller SIG zusammen, der die Innovation entwickelt hat. Laut SIG ist es die erste marktfähige Plastik-Alternative für Trinkhalme, und Nestlé ist der erste Kunde. Die Herausforderung bei der Entwicklung war, den Trinkhalm stark genug zu machen, um das Loch der Trink-Box durchstossen zu können.

Das Projekt soll nicht nur der Umwelt helfen, sondern auch Nestlés Öko-Bilanz. Denn: Der Nahrungsmittelmulti gehört laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace nebst Coca-Cola und Pepsico zu den drei grössten Produzenten von Plastikmüll der Welt.

Die Pläne von Starbucks

Zuletzt ging in der Debatte um die umweltschädlichen "Röhrli" die US-Kaffeekette in die Offensive, die jährlich mehr als eine Milliarde Plastik-Trinkhalme in ihre Frappuccinos, Tees und Säfte steckt. Der Konzern hat bekannt gegeben, dass er bis 2020 die Plastikröhrli aus seinen weltweit 28000 Geschäften verbannen wird. Stattdessen sollen neue, rezyklierbare Deckel mit einer Trinköffnung verwendet werden, die in 8000 Geschäften in den USA und Kanada bereits im Einsatz sind.

Auch in der Schweiz ist die Debatte angekommen. Die vegetarische Gastrokette Hiltl ist vergangenen Juni vorgeprescht. Sie gab bekannt, dass sie Plastik-Trinkhalme aus ihren sieben Restaurants und drei Clubs in und um Zürich verbannen wird. Dies entspreche pro Jahr einer halben Million Stück.

Bambus, Stahl, Papier

Mitte Mai war es Neuenburg, das als erste Schweizer Stadt ankündigte, Trinkhalme aus Plastik ab 2019 komplett zu verbieten. Demnach müssten Restaurants ihre Getränke künftig mit abwaschbaren oder kompostierbaren Röhrchen aus Bambus, Stahl oder Papier ausstatten. Inzwischen wurde die Stadt vom Kanton zurückgepfiffen, der Regierungsentscheid wurde als illegal eingestuft.

Dabei ging Neuenburg weniger weit, als es die EU vorhat. Die Kommission will unter anderem zehn Plastik-Produkte verbieten, für die es schon heute günstige Alternativen gibt. Dazu zählt sie Besteck und Geschirr aus Plastik, Trinkhalme, Luftballon-Stäbe, Rühr- und Wattestäbchen. In der Schweiz hingegen gibt es bisher keine derartigen Gesetzespläne.