KIRCHEN: Kirchen sollen anders genutzt werden

Weil immer mehr Gläubige den Gottesdiensten fernbleiben, müssen viele Schweizer Kirchen umdenken. Doch sie tun sich schwer, die frommen Häuser zu verkaufen. Eine Umnutzung ist oftmals schwierig.

Red
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Ausstellungen, Bankette, Seminare oder andere grössere Veranstaltungen können nach dem Umbau in der Kirche St. Josef-Maihof in Luzern stattfinden. (Bild: Dominik Wunderli/Neue LZ)

Ausstellungen, Bankette, Seminare oder andere grössere Veranstaltungen können nach dem Umbau in der Kirche St. Josef-Maihof in Luzern stattfinden. (Bild: Dominik Wunderli/Neue LZ)

Die Schweizer Bevölkerung wächst von Jahr zu Jahr, nicht aber die Anzahl der Menschen, die einer Religion angehören. Während in den 60er-Jahren noch über 90 Prozent der Bevölkerung entweder der katholischen Kirche oder der reformierten angehörten, sind es heute nur noch rund 66 Prozent. Rund 38 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind Mitglied der katholischen Kirche, etwa 28 Prozent sind Protestanten. Ganze 20,6 Prozent bekennen sich zu keiner Religion.

Vermieten lohnt sich meist nicht

«Dieser Trend hat Auswirkungen auf die Nutzungsintensität, aber auch auf die Höhe der Erträge aus den Kirchensteuern», erklärt Stefan Meier, Partner beim Immobilienberater Wüest & Partner. Meier bekommt immer mehr Anfragen für eine Umnutzung von Sakralräumen. Meist gehe es dabei aber um Fragen zum kostengünstigen Unterhalt, der Sanierung oder zu einer möglichen Vermietung.

«Oft wollen sich die Gemeinden nicht von den ungenutzten Pfarrämtern trennen und vermieten sie in einem ersten Schritt», erklärt Meier. Lohnen würde sich das meist nicht. Es sei zu teuer, die Gebäude so herzurichten, dass sie vermietet werden können, erklärt der Experte. «Der Verkauf und auch die Vermietung stösst in den Gemeinden oft auf grossen Widerstand», sagt Meier. Trotzdem ringt sich auch die katholische Kirche immer wieder zum Verkauf von Kirchen und Pfarreien durch.

So habe die Katholische Kirchgemeinde Langenthal kürzlich die Kapelle in Sumiswald an eine evangelisch-evangelikale Freikirche verkauft, erklärt Arno Stadelmann, Dompropst des Bistums Basel, zu dem auch Luzern gehört. Der Grund: Die Kirche sei viel zu gross gebaut worden, und die Bevölkerung habe sich nicht so entwickelt, wie es die Planer vor knapp 40 Jahren prognostiziert hätten, so Stadelmann. Zu Sonntagsgottesdiensten versammelten sich jeweils nur noch drei bis acht Personen. Der Unterhalt sei zu kostspielig gewesen im Verhältnis zur Nutzung.

Umnutzung in Luzern

Einen anderen Weg ist die Pfarrei St.-Josef-Maihof in Luzern gegangen. Die Kirche und das Pfarreizentrum werden zurzeit zum Quartierzentrum «Der MaiHof» umgebaut, das Menschen aller Religionsgruppen offen steht. Die Katholische Kirchgemeinde Luzern investiert knapp 8 Millionen Franken in den Umbau. «Der Kirchenraum war die letzten Jahre praktisch nur an Sonntagen für Gottesdienste belegt.

Die Zahl der regelmässigen Gottesdienstbesucher nahm stetig ab. Mit zusätzlichen Veranstaltungen wird die Auslastung grösser», erklärt Pfarreileiter Franz Zemp. Das eine Umnutzung eine grosse Herausforderung ist, kann Zemp bestätigen. «Die Kirche war dabei die grösste», so Zemp.

Besonders die Kirchenbänke durch eine mobile Bestuhlung zu ersetzen war gewöhnungsbedürftig. «Auch brauchte es für die Menschen aus der Pfarrei einen längeren Weg, um sich darauf einzustellen, die Räume mit anderen, externen Nutzenden zu teilen», erklärt der Pfarreileiter.