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Der gescholtener Regionalchef Damien Piller zielt mit Strafanzeige auf Migros-Präsidentin Ursula Nold – einer einstigen Verbündeten
Morgen in einer Woche kommt es im wüsten Migros-Streit zum Showdown. Dann werden die Mitglieder der Genossenschaft Neuenburg-Freiburg in einer ausserordentlichen Abstimmung über den Verbleib von Damien Piller als Präsident ihrer Genossenschaft bestimmen. Drei Verbündete sind ebenfalls mit einer Abwahl konfrontiert.
Grund dafür ist der seit Monaten andauernde Streit zwischen Piller und der Migros-Zentrale, dem Genossenschaftsbund mit Sitz in Zürich, der seit Frühling von Ursula Nold präsidiert wird.
Im Kern geht es um zwei Bauprojekte im Wert von 1,7 Millionen Franken, bei denen Piller – so der Vorwurf der Zentrale – in die eigene Tasche gewirtschaftet haben soll. Piller dementiert dies. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
Beide Parteien haben bereits gegeneinander geklagt. Nun ist diese Woche eine weitere Anzeige hinzugekommen. Wie Damien Piller dieser Zeitung sagt, hat er am Montag eine Strafanzeige wegen Ehrverletzung gegen unbekannt eingereicht. Allerdings habe er Migros-Präsidentin Nold und Generalsekretärin Annina Arpagaus als mutmassliche Täterinnen in seiner Anzeige erwähnt.
Als Grund nennt Piller den Inhalt im regionalen Migros-Magazin von Ende Oktober. Darin hatte die Migros die Genossenschafter dazu aufgefordert, Piller abzuwählen, da sie ihm Veruntreuung vorwirft. Nold und Arpagaus äusserten sich in der besagten Ausgabe allerdings nicht persönlich.
Piller wehrt sich seit Beginn des Streits mit Händen und Füssen. Er verschickt emotionale Mitteilungen, lädt zu Medienkonferenzen und lässt Gutachten erstellen, die – gemäss Piller – seine Unschuld beweisen. Mit dem persönlichen Angriff auf die Spitze der Migros-Zentrale zündet Piller nun eine neue Eskalationsstufe.
Zudem ist die Anzeige gegen Nold brisant, weil Piller als Unterstützer von ihr im Kampf ums Migros-Präsidium galt. Er nannte seine Unterstützung für die Bernerin gar als Ursache für den Streit. Die Migros-Zentrale hatte im Frühjahr Ex-SBB-Managerin Jeannine Pilloud zur Präsidentin vorgeschlagen, nicht Nold. Er habe sich in der Folge für sie stark gemacht, was ihm die Migros nicht verziehen habe.
Ein Migros-Sprecher sagt zu Pillers Vorgehen: «Es ist hinlänglich bekannt, dass Herr Piller mit Strafanzeigen gegen die verschiedensten Personen, zahlreichen Klagen und rechtlichen Verfügungen von der einzig relevanten und noch immer unbeantworteten Frage ablenken will: Seine Erklärungen für die Gegenleistungen der strittigen Zahlungen von 1,7 Millionen Franken sind weiterhin widersprüchlich, durch die Akten widerlegt und teilweise schlicht nicht nachvollziehbar.»