Die Migros reagiert auf die Verwerfungen der Pandemie mit einem Strategieschwenk. Und rüttelt an alten Tabus.
Die pandemiebedingte Rückbesinnung aufs Regionale macht sich auch im Detailhandel bemerkbar. Auswertungen zeigen, dass die Menschen in den letzten beiden Jahren lieber im Quartier einkauften, statt ins nächste grosse Einkaufscenter zu fahren. Die Migros war da gegenüber der Konkurrentin Coop, die ein engmaschigeres Filialnetz betreibt, tendenziell im Nachteil.
Für den orangen Riesen gilt es daher nun, sich möglichst schnell an die neue Realität anzupassen. Das Management scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben und bestätigt, dem Trend zu kleineren Ladenformaten Rechnung zu tragen. In der Zentralschweiz ist die Migros diesbezüglich bereits gut aufgestellt, bei der Anzahl Standorten und den Ladenflächen bewegt man sich auf Augenhöhe mit Coop. In anderen Regionen gibt es dagegen noch einiges an Nachholbedarf.
Ein grosses Fragezeichen steht aktuell zudem hinter jenem Bereich, der in der Pandemie am meisten gelitten hat: der Gastronomie. Zwar betont das Migros-Management, an der Gastrosparte festhalten zu wollen, sagt aber zugleich, dass diese rentabel sein müsse und nicht quersubventioniert werde. Gleich mehrere Migros-Restaurants wurden zuletzt aus Rentabilitätsgründen geschlossen, jüngst jenes in der Mall of Switzerland in Ebikon.
Die Migros schreckt also nicht davor zurück, an alten Tabus zu rütteln – da wäre auch eine baldige Aufhebung des Alkoholverbots keine grosse Überraschung mehr.