Konkurrenz für den Platzhirschen der Gaming-Industrie

«Fortnite»-Entwickler Epic Games will mit einer eigenen Verkaufsplattform für Spiele den Marktführer Steam vom Thron stossen. Doch auch andere wollen einen Platz.

Federico Gagliano
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Ein Jugendlicher spielt «Fortnite» an der Paris-Games-Week-Messe. (Bild: Getty (Paris, 26. Oktober 2018)

Ein Jugendlicher spielt «Fortnite» an der Paris-Games-Week-Messe. (Bild: Getty (Paris, 26. Oktober 2018)

Die Erfolgsserie des «Fortnite»-Entwicklers Epic Games scheint nicht aufzuhalten zu sein. Das ­Videospiel, in dem 100 Spieler bis zum letzten Mann kämpfen, ist innerhalb des letzten Jahres zum beliebtesten Videospiel bei Jugendlichen unter 18 Jahren aufgestiegen – auch in der Schweiz, wie die jährliche James-Studie erst letzten Monat belegte. Vergan­gene Woche gab Epic zudem bekannt, dass das Spiel inzwischen über 200 Millionen registrierte Spieler aufweist, im Vergleich zum Juni ein Wachstum von über 60 Prozent. Es wird geschätzt, dass weltweit fast 80 Millionen Spieler jeden Monat bei «Fort­nite» ums Überleben kämpfen.

Nun holt Epic Games zum nächsten Schlag aus: Am Dienstag gab das Unternehmen bekannt, im nächsten Jahr eine eigene Verkaufsplattform für PC-Spiele auf den Markt zu bringen. Der Epic-Games-Store soll zunächst mit wenigen ausgewählten Spielen für PC und Mac erscheinen, später dann für andere Spiele und Plattformen geöffnet werden.

88 Prozent der Einnahmen bleiben bei Entwicklern

Epic-Games-Chef Tim Sweeney schrieb in einer Mitteilung: «Als Entwickler wollen wir zwei Dinge: Einen Laden mit fairen wirtschaftlichen Konditionen und die direkte Verbindung zu den Spielern.» Die Ansage kann als verhüllte Kritik an die Konkurrenzplattform Steam des Entwicklers Valve verstanden werden, die zurzeit Marktführer im Bereich ist. Entwickler dürfen auf Epics Plattform 88 Prozent ihrer Umsätze behalten.

Bei Steam sind es seit Jahren nur 70 Prozent, eine Änderung fand erst letzten Dienstag statt: Wer seine Spiele auf Steam verkauft, erhält nun 75 oder 80 Prozent der Einnahmen, wenn seine Spiele über 10 Millionen US-Dollar beziehungsweise über 50 Millionen Dollar einnehmen. Damit will Steam wieder die Gunst grosser Videospielhersteller wie Electronic Arts, Ubisoft oder Activision gewinnen, die auf eigene Plattformen umgestiegen sind, um die gesamten Einnahmen für sich zu behalten.

Game Awards 2018

Ende Woche finden in den USA die Game Awards 2018 statt. Die Preisverleihung ist in den letzten Jahren massiv gewachsen, neben den Preisen werden auch einige Spiele während der Show zum ersten Mal gezeigt. Epic Games liess bereits durchsickern, dass auch grosse News zu «Fortnite» zu erwarten sind. Schweizer Gamer müssen aber früh aufstehen, um die Show live mitzuverfolgen: Die Sendung beginnt am Freitagmorgen bereits um 2.30 Uhr.

Epic Games ist aber nicht der erste Konkurrent, der es auf ­Steams Thron abgesehen hat. Das polnische Studio CD Projekt startete bereits 2008 mit einer eigenen Plattform (gog.com), der Voicechat-Anbieter Discord begann dieses Jahr ebenfalls, Spiele zu verkaufen. Beide versprechen, ihre Plattform zu kuratieren – ein weiterer wunder Punkt bei ­Steam. Vergangenen Juni wies man dort die Verantwortung ganz von sich: Steam soll nicht entscheiden müssen, welche Spiele bei ihnen zum Verkauf stehen, hiess es in einem Blogpost. Dies sei Aufgabe der Entwickler und der Spieler. Die Entscheidung wurde scharf kritisiert, da die Plattform damit beispielsweise sexistischen und rechtsextremen Inhalten in Spielen keinen Riegel vorschiebt. Ausserdem wird ­Steam von minderwertigen Spielen überflutet, die zum Teil geklaute Elemente beinhalten.

Chance für unabhängige Entwickler

Die Ankündigung des Epic-Games-Store wurde vor allem von unabhängigen Entwicklern positiv aufgenommen. Steams Ansage, nur grosse Videospielhersteller zu belohnen, hatte viele enttäuscht. Trotzdem herrscht auch Skepsis: Tabea Iseli, selbstständige Game-Entwicklerin in Zürich, meinte auf Anfrage unserer Zeitung, es seien noch zu viele Fragen offen. Man wolle in der Szene zunächst abwarten, dass sich der Staub im Plattform-Kampf legt. «Man sollte nicht vergessen, dass auf dem Mobile-Markt diverse Stores bestehen, Google und Apple allerdings trotzdem seit Jahren das Monopol halten», erklärt sie. Wie fest Steam deshalb vor Epic zittern muss, wird sich erst noch zeigen.