Der Ex-Rennfahrer und Unternehmer kommt immer wieder überraschend zurück – so auch mit dem Rückkauf der Airline Niki.
Niki Lauda erhält seine Airline zurück. Und beweist damit wieder einmal den Kampfgeist, der ihn schon in seiner Jugend antrieb. Um seinen Traum als Rennfahrer zu verwirklichen, benötigte er 2,5 Millionen österreichische Schilling. Der damals 23-Jährige schaffte es, eine Sparkasse zu überzeugen, sein Sponsor zu werden. Doch im Aufsichtsrat sass ausgerechnet sein Grossvater, ein Grossindustrieller, der für seinen Enkel eine Karriere als Unternehmer vorsah. Er blockierte die Zahlung – und spornte Lauda damit erst richtig an. Nur wenige Jahre später war er bereits beim Rennstall Ferrari unter Vertrag. 1975 wurde er Weltmeister.
Am 1. August 1976 dann die Tragödie, die er später als «dieses Barbecue» bezeichnen wird. Sein Fahrzeug prallt auf dem Nürburgring mit 220 Stundenkilometern gegen eine Wand, wird zurück auf die Rennbahn geschleudert, kollidiert mit anderen Fahrzeugen und fängt Feuer. Lauda erleidet schwere Verbrennungen am Kopf, seine Lunge wird von giftigen Dämpfen verätzt. Die Narben trägt er noch heute, aussen wie innen. Und doch: Nur sieben Wochen später ist Lauda wieder im Rennen. Und gewinnt wieder: Vor seinem endgültigen Rückzug aus der Formel 1 holt er noch zweimal den Weltmeistertitel.
Lauda widmet sich nebenbei seiner zweiten Leidenschaft: dem Fliegen. Der ausgebildete Pilot gründet 1979 die Fluggesellschaft Lauda Air – und wird damit zum Unternehmer, so wie es sich sein Grossvater gewünscht hatte. Doch auch hier ereilt ihn eine Tragödie: 1991 stürzt eine seiner Maschinen über Thailand ab, 233 Menschen sterben. Für Lauda eine schlimmere Erfahrung als sein Unfall. Schuld war ein Konstruktionsfehler des Flugzeugherstellers, wie später entdeckt wurde. Doch Lauda Air stürzt in der Zwischenzeit auch ab. Lauda kämpft zehn Jahre lang für sein Unternehmen, verkauft es dann aber an die Konkurrenz.
Das zweite Comeback: Nur zwei Jahre später hebt Lauda wieder ab. 2003 gründet er aus der Asche der bankrotten Aero Lloyd Austria seine zweite Airline, flyniki, später nur Niki genannt. Acht Jahre lang führt er das Unternehmen, bis er 2011 wieder aussteigt und Niki an Air Berlin verkauft. Das geht jahrelang gut: Kurz vor dem Verkauf von Niki an Etihad Airways meldet Air Berlin am 15. August letzten Jahres Insolvenz an. Für Niki beginnt eine Odyssee, die erst gestern zu Ende kam.
Zuerst kündigte die österreichische Regierung Unterstützung in Form einer Brückenfinanzierung an, um den Flugbetrieb bis zur Zerschlagung der Air-Berlin-Gruppe aufrechtzuerhalten. Im Oktober schien dann die Lufthansa die Rolle des Retters zu übernehmen, doch die ablehnende Haltung der EU-Kommission liess die Übernahme scheitern. Niki stellte kurz darauf ebenfalls einen Insolvenzantrag und stellte den Flugbetrieb ein. Die letzte Maschine landete am 14. Dezember 2017.
Die Airline wurde daraufhin nicht nur einmal, sondern zweimal veräussert. Der deutsche Insolvenzverwalter von Niki hatte der spanisch-britischen IAG-Gruppe den Zuschlag gegeben. Gegen diese Entscheidung klagte der österreichische Fluggast-Dienstleister Fairplane. Daraufhin entschieden sowohl ein deutsches wie auch ein österreichisches Gericht, dass das Insolvenzverfahren in Österreich durchgeführt werden müsse, da Niki seinen Sitz in Wien habe. Im neuen Bieterprozess galt IAG wieder als Favorit.
Stattdessen kam Laudas drittes Comeback: Völlig überraschend gaben die Insolvenzverwalter gestern bekannt, dass die Gläubiger sich einstimmig für Lauda ausgesprochen haben. Die Kaufpreis ist nicht bekannt. Lauda will mit dem Reisekonzern Thomas Cook und dessen Flugtochter Condor zusammenarbeiten. Der Betrieb soll im März aufgenommen werden. Damit ist der deutsche Luftraum wieder um einen Anbieter reicher – mit einem zähen Kämpfer an seiner Spitze.
Federico Gagliano