2015 hat das Bergbahnunternehmen erstmals mehr als 30 Millionen Franken Umsatz erwirtschaftet. Der Grund dafür liegt nicht nur beim schönen Wetter.
Ernst Meier
Auf den ersten Blick überrascht das Rekordergebnis der Pilatus-Bahnen, hört man doch gemeinhin Schweizer Touristiker über den starken Franken klagen. Beim Luzerner Hausberg kommt hinzu, dass die Luftseilbahn von der Fräkmüntegg auf den Pilatus die ersten drei Monate des Geschäftsjahres 2015 infolge Neubaus ausser Betrieb war. Gegen die erste Herausforderung scheint man am Pilatus mittlerweile immun, denn der Gästeanteil aus dem Euroraum beträgt tiefe 13 Prozent (siehe Grafik). «Wir haben uns die vergangenen Jahre mit neuen Attraktionen so ausgerichtet, dass die Abhängigkeit vom Euroraum sukzessive verringert werden konnte», sagt Godi Koch, CEO der Pilatus-Bahnen. In der Tat: Mehr als die Hälfte der neuen Rekordbesucherzahl von 688 143 Gästen kamen aus der Schweiz, rund 36 Prozent aus Asien, Australien sowie Nord- und Südamerika.
Die Nichterreichbarkeit von Pilatus-Kulm während rund drei Monaten (Zahnrad- und Luftseilbahn standen still) hat sich mit Verzögerung als dankbarer Umsatztreiber entpuppt. Die Leute hätten sich Anfang April richtiggehend darauf gesehnt, wieder auf die Pilatusspitze zu fahren, weiss Godi Koch: «Dank der neu eröffneten Luftseilbahn Dragon Ride hatten wir eine einzigartige Attraktion zu bieten.» Mit etwas mehr als 538 000 Frequenzen steigerte die Dragon Ride den Vorjahreswert der alten Bahn um knapp 30 Prozent. Wobei anzufügen ist, dass die Strecke 2014 nur acht Monate in Betrieb war (Januar bis August), während der Dragon Ride 2015 neun Monate lang (April bis Dezember) Gäste auf den Pilatus führte. Bei der Gondelbahn Kriens-Fräkmüntegg stiegen die Frequenzen um fast einen Fünftel, bei der Zahnradbahn in Alpnachstad nahmen sie um 8 Prozent ab. Der Grund liegt beim sehr guten Vorjahr, als den Pilatus-Reisenden von September bis Ende November nur die Zahnradbahn zur Verfügung stand.
Mit einem Umsatz von 30,5 Millionen Franken und einem um knapp 7 Prozent auf 8,5 Millionen Franken gestiegenen Betriebsgewinn (Ebitda) sowie dem Jahresgewinn von 1 Millionen Franken (+9,7 Prozent) konnten die Pilatus-Bahnen ein weiteres Mal ein Rekordergebnis schreiben. Godi Koch und Verwaltungsratspräsident Bruno Thürig zeigten sich bei der gestrigen Präsentation der Zahlen bestens gelaunt, fügten jedoch an, dass man ein Ausnahmejahr verzeichnet habe. «Das Geschäftsjahr 2015 wird als Leuchtturm gewissermassen wohl noch einige Zeit stehen bleiben», kommentierte Bruno Thürig den Zahlenkranz. «Wir blicken auf einen Rekordsommer mit viel Sonnenschein zurück.» Zusammen mit dem Traumherbst, der sich mit nur kurzen Unterbrüchen bis in den Dezember fortgesetzt hatte, habe man dank «der bewährten Angebotsqualität einer neuen Bahn und top motivierten Mitarbeitern dieses Glanzresultat erzielt», freute sich Godi Koch. Stolz fügte er an: «Wir durften 2015 sogar den Preis für das freundlichste Personal im Alpenraum entgegennehmen – und dies im Vergleich mit namhaften österreichischen Destinationen.» Einen weiteren Grund, der das ausserordentlich erfolgreiche Geschäftsjahr ermöglichte, wollte Godi Koch nicht unterschlagen: «Die Raiffeisenbanken bescherten uns mit einer Aktion für ihre Genossenschafter zusätzliche Gäste.» Immer wichtiger wird für das Bergbahnunternehmen auch das Geschäft mit Merchandise-Artikeln. Die Bergreisenden greifen fleissig in den Souvenir-Shops zu: Von der Postkarte über den Schlüsselanhänger, dem Stoff-Drachen bis zur Pilatus-Mütze wird eine breite Auswahl an Erinnerungsstücken angeboten. Diese Erlöse sanken jedoch um knapp 11 Prozent auf 2,1 Millionen Franken. «Hier wirkte sich wiederum negativ aus, dass Pilatus-Kulm während rund drei Monaten geschlossen war», erklärte Godi Koch. Auch die Hoteleinnahmen gingen entsprechend um rund einen Fünftel auf 1,1 Millionen Franken zurück, die Zimmerauslastung sank von 45 auf 37 Prozent. Der Umsatz in den Restaurants stieg hingegen um fast 12 Prozent auf 7,2 Millionen Franken. Auch die Freizeitanlagen (Seilpark, Rodelbahn) konnten die Einnahmen steigern – um 14,3 Prozent auf knapp 1 Millionen Franken.
Mit der Inbetriebnahme der Dragon Ride habe man 2015 eine sechs Jahre dauernde Investitionsphase abgeschlossen, so Thürig. «Wir investierten in die neue Bahninfrastruktur und den Ausbau der Restauration sowie Hotellerie rund 50 Millionen Franken», erläuterte er. Nun sei eine Konsolidierungsphase mit deutlich tieferen Investitionen angesagt. Dabei stehe im Vordergrund, die bestehende Infrastruktur mit den vorhandenen Mitteln möglichst ökonomisch und nachhaltig zu nutzen. «Wir wollen unserem Grundsatz treu bleiben, die Pilatus-Bahnen mit selbst erwirtschafteten Mitteln zu finanzieren.» Trotzdem arbeite man aber auch an technischen Neuerungen, wie zum Beispiel einem Online-Reservationssystem.
Die rund 2500 Kleinaktionäre, die an den Pilatus-Bahnen beteiligt sind, profitieren vom vergangenen Rekordjahr. Der Verwaltungsrat beantragt für die Generalversammlung vom 12. Mai eine Dividende von 32.50 Franken pro Aktie (Vorjahr: 25 Franken). Auch die Kursentwicklung der nicht kotierten Wertpapiere darf sich sehen lassen. Kostete eine Aktien an der Nebenbörse der Berner Kantonalbank vor fünf Jahren noch weniger als 1500 Franken, hat sie in diesen Tagen die 2000-Franken-Marke überschritten.