Kommentar
Leuthard bei Stadler Rail: Eine zweite Karriere muss auch für Bundesräte möglich sein

Alt Bundesrätin Doris Leuthard wird Verwaltungsrätin bei Stadler Rail. Der Kommentar.

Doris Kleck
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Doris Leuthard.

Doris Leuthard.

Severin Bigler

Doris Leuthard, ehemalige Bundesrätin, nimmt ein neues Verwaltungsratsmandat an. Nach Coop nun also beim Bahnhersteller Stadler Rail. Weil Leuthard als Verkehrsministerin auch politisch für die SBB verantwortlich war, einer Kundin von Stadler Rail, wird der ehemaligen Magistratin mangelndes Fingerspitzengefühl vorgeworfen.

Zu viel Nähe zwischen dem alten Amt als Bundesrätin und dem neuen als Verwaltungsrätin, ja sogar Interessenskonflikte werden suggeriert. Doch stimmt das? Die SBB sind selbst für die Bestellung ihres Rollmaterials verantwortlich, das ist keine Sache des Bundes. Natürlich verfügt Leuthard über Fachwissen und sie hat auch ein Beziehungsnetz. Daraus entsteht aber noch kein Interessenskonflikt. Problematisch wäre nur, wenn Leuthard als Bundesrätin aktiv auf ein Verwaltungsratsmandat bei Stadler hingearbeitet hätte. Seit ihrem Abgang als Bundesrätin ist ein Jahr verstrichen. Leuthard ist 56-jährig. Eine Frau mit viel Wissen und Erfahrung. Weshalb soll sie dieses nicht in ein Unternehmen einbringen? Gerade da oft moniert wird, dass in der Wirtschaft das Verständnis für die Politik fehle.

Unsere National- und Ständeräte werden jünger, das zeigt sich auch bei den Bundesräten. Nicht alle sind bei ihrem Rücktritt im Pensionsalter. Eine zweite Berufskarriere muss möglich sein. Zumal man gerade munter darüber diskutiert, die Zusammensetzung des Bundesrates nach jeder Wahl des Parlamentes anzupassen. Die Figur des Bundesrates ist im Wandel begriffen. Zeit auch, die Diskussion über spätere Verwaltungsratsmandate entspannter zu führen.