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Das Weisse Haus prüft auch Nicht-Amerikaner wieder ins Land zu lassen. Dies wären gute Nachrichten für die Swiss, die stark von Nordamerika-Flügen abhängt. Zudem beobachtet sie mehr Buchungen an Weihnachten.
Müsste man die Situation in der Aviatik mit einem Flug vergleichen: Die Sauerstoffmasken würden schon längstens von der Decke hängen. Die Aussichten auf eine Verbesserung der Buchungszahlen haben sich in den vergangenen Monaten weiter verschlechtert. Sogar die Worst-Case-Szenarien, mit welchen zahlreiche Fluggesellschaften rechnen, wurden nicht erreicht. Der Branchenverband IATA rechnet für dieses und nächstes Jahr mit einem Verlust von 157 Milliarden US-Dollar für die gesamte Industrie.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer waren zuletzt die Erfolgsmeldungen der Pharmakonzerne. Doch bis deren Impfstoffe weltweit verfügbar sind, dauert es noch eine Weile. Früher könnten die Airlines hingegen nun aber aus den USA grünes Licht erhalten. Denn wie die Nachrichtenagentur «Reuters» mit Verweis auf mehrere Insider berichtet, denkt das Weisse Haus über eine Aufhebung des sogenannten Travel Bans nach. Vom Ende dieser Einreisesperre für Nicht-Amerikaner würden demnach Brasilien, Grossbritannien, Irland und die Schengen-Länder profitieren – also auch die Schweiz. Ein Zeitpunkt wird nicht genannt.
Diese Meldung lässt die Swiss aufhorchen. «Nordamerika ist für uns das wichtigste Verkehrsgebiet, insofern würde sich eine Aufhebung der bestehenden Einreisebeschränkungen für die USA sehr positiv auf unser Geschäft auswirken», sagt eine Sprecherin. Die Airline erwartet in so einem Fall mehr Buchungen. «Die genaue Entwicklung würde allerdings auch davon abhängen, ob auch auf der europäischen Seite Lockerungen umgesetzt würden.»
Nachdem während der ersten Welle zeitweise nur noch New York angeflogen wurde, konnte die Swiss ihr USA-Netz in den letzten Monaten wieder etwas erweitern, allerdings in erster Linie dank des Frachtgeschäfts. So fliegt sie inzwischen auch nach Boston, Chicago und San Francisco – mit vollem Cargo-Raum und praktisch leerer Passagierkabine. Aber: «Sollte die Nachfrage deutlich zunehmen, wären zusätzliche Flüge und der Einsatz grösserer Flugzeuge denkbar», sagt die Sprecherin.
Doch wie schnell könnte die Swiss auf eine Öffnung in den USA reagieren? Schliesslich sind derzeit nur 19 von 31 Langstreckenflugzeugen im Einsatz. Laut der Sprecherin könnten mehrere Maschinen des Typs Airbus A330-300 bei Bedarf «mit wenigen Tagen Vorlauf» reaktiviert werden. Und auf der derzeit aktiven Flotte seien ebenfalls noch Kapazitäten vorhanden. Sprich: Die Flugzeuge könnten öfter pro Woche abheben und in der Kabine hat es noch mehr als genügend verfügbare Sitzplätze.
Man versuche schon heute rasch auf steigende Nachfragen zu reagieren, sagt die Sprecherin. Dies sei zum Beispiel in den Wochen vor und direkt nach Weihnachten der Fall für Ziele wie Dubai, Johannesburg und Sao Paulo. Für diese Destinationen habe man zusätzliche Kapazitäten bereitgestellt.
Diese Woche gab zudem die US-Airline Delta bekannt, dass sie erste «quarantäne- und Covid-freie» Reisen von den USA nach Europa starte. Die Fluggesellschaft hat sich zusammen mit den Flughäfen Rom und Atlanta im US-Staat Georgia an einem neuen Testprogramm beteiligt in Übereinstimmung mit einem Dekret der italienischen Regierung. Interessant: In der Medienmitteilung ist von der nationalen US-Gesundheitsbehörde keine Rede. Stattdessen wurde direkt mit dem Gesundheitsministerium von Georgia zusammengearbeitet.
Das neue Angebot startet am 19. Dezember. Die Passagiere müssen dabei einen so genannten PCR-Test vorweisen, der bis zu 72 Stunden vor Abflug durchgeführt wird. Hinzu kommt ein Schnelltest in Atlanta vor dem Einsteigen beziehungsweise in Rom, und ein Schnelltest bei der Ankunft. Zudem müssen die Passagiere in den USA ihre Kontaktangaben hinterlegen.
Bei der Swiss heisst es dazu auf Anfrage, dass man derartige Optionen immer wieder prüfe und mit den entsprechenden Behörden im Austausch stehe. Konkrete Pläne gebe es aktuell aber keine. Derweil hat der Flughafen Zürich angekündigt, dass Corona-Schnelltests neu in einer Apotheke beim Check-in 2 möglich seien, nach einer telefonischen Voranmeldung. Diese erfolgen per Abstrich in der Nase, welcher vor Ort innert 15 Minuten ausgewertet wird, um mögliche Antigene zu finden. Der Preis: 57.50 Franken. Bei einem PCR-Test, der von einem Labor analysiert wird, wird das eigentliche Coronavirus nachgewiesen. Solche Tests sind im medizinischen Zentrum des Flughafens ebenfalls möglich, da sie für gewisse Reiseziele nötig sind.