Heute vor genau 20 Jahren flogen die ersten Passagiere mit Easyjet von London nach Glasgow - für 29 Pfund, dem Preis einer Paar Jeans, wie es damals angepriesen wurde. Heute ist die Billig-Airline die viertgrösste Fluggesellschaft Europas. In der Schweiz ist Easyjet hinter Swiss gar die Nummer Zwei.
Lorenzo Bonati, sda
Der Name ist Programm: Fliegen sollte so einfach sein wie Busfahren - und ähnlich günstig. Das war die Vision von Easyjet-Gründer Stelios Haji-Ioannou, Sohn eines schwerreichen griechischen Reeders, als er 1995 die Fluggesellschaft mit der knalligen orangen Farbe gründete.
Im Gegensatz zu den traditionellen Fluggesellschaften setzte Easyjet auf ein standardisiertes Geschäftsmodell mit tiefen Kosten: Die Fluggäste buchten direkt per Telefon bei der Airline, wodurch die Provisionen der Reisebüros wegfielen.
Dazu kamen variable, nachfrageorientierte Preise. Wer weit im Voraus buchte, kam somit deutlich billiger weg. Das verbesserte die Auslastung. Das Call Center und die Verwaltung waren in einem spartanisch eingerichteten Hangar am Flughafen Luton angesiedelt. Im Streckenangebot waren nur Direktflüge, die Verpflegung an Bord kostete extra. Grosse Flughäfen mit hohen Gebühren wurden gemieden.
An diesem Low-Cost Modell nach dem Vorbild der irischen Ryanair und der amerikanischen Southwest Airline hält Easyjet bis heute konsequent fest. Das Headquarter ist ein schmuckloses Grossraumbüro mit Spannteppich, die Mitarbeiter sitzen dichtgedrängt Ellbogen an Ellbogen. Und mitten drin sitzt die Chefin Carolyn McCall. Ein luxuriöses Einzelbüro? Fehlanzeige. Es ist dieses kompromisslose Trimmen auf tiefe Kosten, das die Fluggesellschaft so erfolgreich macht.
Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 6,9 Milliarden Franken und einen Gewinn von 900 Millionen. Gestartet mit nur einem gecharterten Flugzeug und rund 70 Mitarbeitern besitzt Easyjet heute eine Flotte von 243 Flugzeugen in 31 Ländern und rund 10'000 Mitarbeitern.
Die europäische Expansion zündete Haji-Ioannou im Jahr 1998. Damals war der europäische Flugmarkt noch nicht vollständig liberalisiert. Um eine Basis ausserhalb Grossbritanniens errichten zu können, brauchte Easyjet deshalb eine Betriebsbewilligung im entsprechenden Land. Also kaufte Haji-Ioannou die angeschlagene Schweizer Chartergesellschaft TEA mit Basis in Genf. Der damalige Flugbetriebschef der TEA, Jean Marc Thévenaz, wurde zum Generaldirektor von Easyjet Switzerland - und ist es auch 17 Jahre später noch.
Genf-Cointrin ist mit 13 stationierten Flugzeugen heute eine der wichtigsten kontinentaleuropäischen Basen von Easyjet. Fast 7 Millionen Passagiere starteten und landeten hier im vergangenen Jahr mit einem der orangen Flugzeuge. Viele von ihnen sind Skitouristen, die von Genf aus in die französischen und Schweizer Alpen weiterreisen.
In Genf kommt Easyjet auf einen Marktanteil von 42 Prozent. Noch grösser ist das Gewicht am Euroairport Basel. Mit 4 Millionen Passagieren pro Jahr beträgt der Marktanteil hier 52 Prozent. In Genf und Basel ist die Gesellschaft damit die Nummer Eins. Zum Vergleich: In Berlin Schönefeld, dem wichtigsten Standbein von Easyjet in Deutschland, liegt das jährliche Passagieraufkommen bei lediglich 1,6 Millionen.
Easyjet wächst in der Schweiz sogar etwas schneller als der Gesamtmarkt. Wie der Nordeuropa-Verantwortliche Thomas Haagensen am Dienstag am Rande der Jubiläumsveranstaltung in Luton erklärte, betrug das Wachstum hierzulande 8 Prozent in den vergangenen 12 Monaten. Seit kurzem fliegt Easyjet von Basel auch die Destinationen Prag und Bristol an, im kommenden Sommer kommt Pisa dazu. Ab Genf werden dann auch Malta und Alghero angeflogen.
Dennoch hat der Aufbau neuer Destinationen derzeit nicht oberste Priorität. Stattdessen wolle man bei den bestehenden Verbindungen die Kadenz erhöhen, sagte Haagensen. Damit will sich Easyjet noch stärker als Business-Airline positionieren. Geschäftsreisende sind schon heute ein wichtiger Kundenstamm. So hat die Airline beispielsweise einen Vertrag mit der deutschen Regierung. Beamte und Politiker die von Berlin nach Brüssel wollen, fliegen Easyjet.
Seit neustem profitieren ausgewählte Kunden von Easyjet zudem von einem Vielfliegerprogramm. Wer mehr als 20 mal pro Jahr mit Easyjet fliegt, kommt auf spezielle Einladung in den Genuss eines Vielfliegerprogramms. Dieses beinhaltet unter anderem garantierte Preise, ein eigenes Kundencenter und vereinfachte Umbuchungen.