LUZERN: Er flickt die Trompeten der Stars

Bei der Firma Musikpunkt ist Hochbetrieb. Kurz vor Weihnachten lassen Musiker aus der gesamten Schweiz ihre Blasinstrumente richten.

Bernard Marks
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«Die Reparatur eines Blasinstruments ist eine Vertrauens­sache», sagt Adrian Lohri, Inhaber von Musikpunkt. (Bild Manuela Jans)

«Die Reparatur eines Blasinstruments ist eine Vertrauens­sache», sagt Adrian Lohri, Inhaber von Musikpunkt. (Bild Manuela Jans)

«Wir haben derzeit ziemlich zu tun», sagt Adrian Lohri (37), Chef und Mitinhaber der Firma Musikpunkt mit Filialen in Luzern und Hochdorf. Die Zeit vor Weihnachten ist traditionell die Zeit der festlichen Blasmusik. «Jetzt beginnen für zahlreiche Orchester die Proben», erklärt Lohri. Die Musiker kommen mit ihren Trompeten, Flöten, Oboen, Hörnern, Posaunen oder Tubas aus der gesamten Schweiz und sogar dem Ausland extra nach Luzern. Denn sie wissen, in der Werkstatt von Musikpunkt wird ihr Instrument so repariert, wie sie es sich wünschen.

«Das eigene Instrument ist für jeden Musiker mehr als nur ein Gegenstand, mit dem er sein Geld verdienen kann», sagt Lohri. Gerade in der Blasmusik. Denn hierbei verschmelzen Musiker und Blasinstrument beim Spielen zu einem Klangkörper. «Ein Musiker spürt dabei jede Nuance, jeden kleinsten Unterschied an seinem Instrument», sagt Lohri. Ist etwas ungewohnt, funktioniert etwas nicht wie sonst, fällt das Musizieren schwerer als üblich.

Ein sensibles Geschäft

Das Reparieren von Blasinstrumenten ist also ein sensibles Geschäftsmodell. «Es ist eine reine Vertrauenssache», sagt Lohri. Schliesslich hat man es in diesem Bereich nicht allein mit unschönen Beulen im wertvollen Blech zu tun. Der Verschleiss an der Mechanik und der Ventile der zum Teil äusserst wertvollen Instrumente ist gross. Alle drei Jahre muss ein Instrument in die Werkstatt zur Kontrolle, damit es weiterhin gut funktioniert.

Doch für eine solche Revision braucht es den nötigen Fachverstand. Jedes Instrument ist anders gebaut, auch der individuelle Geschmack der Musiker muss bei einer Revision, bei der ein Instrument in alle Bestandteile zerlegt, geputzt und wieder zusammengebaut wird, berücksichtigt werden. Schnell ist eine Klappe einer Querflöte nicht genau so wie gewohnt oder eine Feder zu fest gespannt, was der Musiker sofort spüren würde.

16 Reparateure – so viel wie in keiner anderen Werkstatt für Blasinstrumente in der gesamten Schweiz – kümmern sich bei Musikpunkt um das Wohl der Instrumente – und damit auch unmittelbar um dasjenige der Künstler. «Denn die Musiker sind erst glücklich, wenn ihr Instrument wieder so wie zuvor funktioniert», sagt Lohri.

Reparateure wie Aya Nakamura, Ruedi Gasser oder Fredy Lang sind nicht nur ausgewiesene Experten für ihr Instrument, weil sie eine grosse Erfahrung in ihrem Beruf mitbringen. Sie kennen zudem die Eigenarten und Gewohnheiten der Musiker sehr genau. Nur auf diese Weise können sie ein Instrument genau nach den Vorstellungen der Künstler revidieren.

Ein Beruf als Lebensaufgabe

Je länger ein Mechaniker in seinem Job tätig ist, desto mehr Wissen über sein Instrument und die Musiker hat er sich angeeignet. «Das ist eine interessante Aufgabe, die nicht langweilig wird», sagt Lohri. Die Fluktuation in der Werkstatt bei Musikpunkt ist sehr tief. «Einmal Reparateur, immer Reparateur», sagt Lohri, der neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer ebenfalls Instrumente repariert.

Für den jungen Chef, der das Geschäft von seinem Vater und Gründer der Firma im Jahr 2007 übernommen hat, ist diese Tätigkeit eine Lebensaufgabe. «Das Wissen und das Einfühlungsvermögen unserer Mitarbeiter sind das Kapital der Firma», sagt Lohri. Denn allein wegen ihres Know-hows kommen die Musiker nach Luzern. Lohri ist sich sicher: «Ohne diese hoch qualifizierten Mitarbeiter gäbe es Musikpunkt in Luzern nicht.»

Viele Stars sind Kunden

«Die Beziehung zwischen Musiker und Reparateur ist vergleichbar mit derjenigen, die man mit einem Vertrauensarzt hat», sagt Lohri. Aus diesem Grund kommen jene, die in den grossen Konzertsälen der Welt spielen, zum Musikpunkt nach Luzern und sind zum Teil schon viele Jahre Stammkunden. Das sind Profimusiker und -musikerinnen – wie zum Beispiel Sir James Galway, einer der Superstars der klassischen Musik an der Querflöte, der seinen Wohnsitz in Meggen hat. An sein goldenes Instrument darf jeweils nur ein Mechaniker vom Luzerner Musikpunkt Hand anlegen, sonst niemand.

Aber auch Stars wie Adrian Pflugshaupt (Saxofon), einer der vielversprechendsten jungen Jazzmusiker der Schweiz, oder der Solotrompeter Patrick Ottiger geben regelmässig ihre Instrumente beim Musikpunkt zur Reparatur ab. Auch viele Musiker des Lucerne Festival kamen in diesem Jahr, um im Geschäftssitz am Luzerner Alpenquai Instrumente auszuprobieren.

«Jetzt ist Beginn der Fasnachtssaison», sagt Lohri. Traditionell kommen dann viele Guuggenmusiger nach Luzern oder in die Filiale in Hochdorf, um ihre Instrumente für die bevorstehende Fasnacht wieder herrichten zu lassen. «Wir beseitigen dann die Konfetti der vergangenen Fasnacht, entfernen die Bierreste aus den Instrumenten oder ziehen die Beulen aus dem Blech heraus», erklärt Lohri. Aber oft lohne sich das nicht mehr. «Zum Glück haben wir ja auch das grösste Lager an neuen Blasinstrumenten in der Schweiz», sagt Lohri lächelnd.