Die Umbauplaner des Luzerner Luxushotels Palace gehen noch einmal über die Bücher. Denn der chinesische Besitzer Yunfeng Gao will mehr Hotelzimmer. Wiedereröffnung ist im Herbst 2019.
Rainer Rickenbach
Seit Oktober ist das Hotel Palace an der Luzerner Haldenstrasse geschlossen. Geplant war eigentlich, dass die Bauarbeiter im November damit beginnen, das Fünfsternehaus einer Totalsanierung zu unterziehen. Doch bisher geschah nichts. Das traditionsreiche Hotel an bester Lage steht zurzeit leer da. Hinter einigen der Fenster ist aufgestapeltes Mobiliar zu erkennen, das im renovierten Luxushotel keine Verwendung mehr finden wird. Die Ruhe im «Palace» ist erstaunlich, denn alle Baubewilligungen mit Ausnahme für das unbestrittene neue Eingangsvordach liegen bereits seit dem Sommer vor.
«Hotelbesitzer Yunfeng Gao und sein Team kamen zum Schluss, einige Teile der Planung zu überprüfen. Darum verzögert sich der Umbaubeginn», sagt Alain Grossenbacher, CEO der Sarner Baufirma Eberli. Dort laufen die Fäden der drei Hotels zusammen, die dem chinesischen Investor Gao gehören (Grafik).
Die Totalsanierung des «Palace» verzögert sich um mehrere Monate. Grossenbacher: «Der Auftakt zu den Umbauarbeiten ist neu für die ersten drei Monate des kommenden Jahres terminiert. Ziel ist es, das Hotel im Herbst 2019 wieder zu eröffnen.» Das ist ein halbes Jahr später als ursprünglich vorgesehen. Gao hatte das «Palace» vor zwei Jahren für rund 45 Millionen Franken gekauft. Die Planer sind seit einem Jahr an der Arbeit. Die 1906 erbaute Luxusherberge soll für 100 Millionen Franken auf Vordermann gebracht werden. An dieser Summe ändert sich gemäss Grossenbacher nichts.
Die Planer sind dazu angehalten, ihre ursprünglichen Vorstellungen vom Erdgeschoss und von der fünften sowie der sechsten Etage zu hinterfragen. «Für das Erdgeschoss mit seinen verschiedenen Nutzungen stehen die baulichen Voraussetzungen für möglichst einfache Abläufe im Vordergrund», sagt Grossenbacher. Die überarbeitete Planung ändert indes nichts am Gästeempfang beim Eingang gegen das Casino hin. Die Réception indes erhält einen neuen Standort im Zentrum des Hotels.
In den beiden obersten Stockwerken soll es nicht so viele grosse Royal-Suiten geben wie ursprünglich geplant. Das schafft Platz für mehr Zimmer. Die Architekten prüfen nun, ob im Dachstock die vorgesehene Neugestaltung der Fenster überhaupt noch nötig ist. «Das ‹Palace› verfügt nach dem Umbau über 20 Junior-Suiten mit 50 bis 60 Quadratmetern Fläche und über nur eine grosse Royal-Suite», so Grossenbacher. Geplant waren anfänglich 17 Royal-Suiten.
Wenn weniger grossräumige Luxuszimmer entstehen, hat es im «Palace» Platz für insgesamt 143 statt den vorher geplanten 110 Gästezimmern. Der Zimmermix ist wichtig für die Positionierung eines Hotels und daher wesentlich für dessen Rentabilität. Mit der heutigen Raumaufteilung zählt das Hotel 129 Zimmer. Die Änderungen an den bereits von den Behörden genehmigten Plänen ziehen aller Voraussicht nach kein neues Baubewilligungsverfahren nach sich. «Es könnten höchstens bewilligungspflichtige Projektänderungen nötig werden. Doch selbst sie sind eher unwahrscheinlich, weil am bestehenden Bau weniger verändert wird, als es bei der ersten Planung vorgesehen war», sagt der verantwortliche Architekt Iwan Bühler.
Er hat die städtische Baudirektion vergangene Woche über die Planänderungen informiert. Das Belle-Epoque-Gebäude steht unter Denkmalschutz. Für die Innenarchitektur hat die Bauherrschaft Jestico + Whiles aus London beigezogen. Die Engländer hatten bereits beim Umbau der Villa Honegg ihre Ideen eingebracht. Noch unklar ist, welche Betreibergesellschaft den Zuschlag für das «Palace» erhält. Vor einem Jahr hiess es noch, die bisherige «Palace»-Betreiberin Victoria Jungfrau Collection werde dafür verantwortlich bleiben. Davon ist nicht mehr die Rede.
Der Entscheid, Teile des Umbauvorhabens noch einmal aufzurollen, fällt zeitlich mit dem Abgang von Toni Bucher aus der Baufirma Eberli und der First Swiss Hotel Collection zusammen, der Aktiengesellschaft für das «Palace». Weder Bucher noch Grossenbacher kommentieren den zeitlichen Zusammenhang. Bucher war bis vergangenen Herbst die treibende Kraft bei den Schweizer Hotelprojekten von Gao. Neu ist die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt: Für die Baubelange ist Eberli-CEO Grossenbacher zuständig. Den Hotelbetrieb bereitet der neue Direktor Peter Durrer vor, er tritt seine Stelle im März 2018 an. Die Verantwortung für das Gesamtprojekt liegt bei Gao.
Er hat einen chinesischen Mittelsmann bestimmt, der in Luzern das Vorhaben begleitet. «Gao hat Projekte in der ganzen Welt und kann sich nicht um jedes Detail kümmern», begründet Grossenbacher die personelle Verstärkung aus Fernost.
Geklärt ist nun auch, wer bei der Baufirma Eberli in die Fussstapfen von Bucher tritt. CEO Grossbacher wird im Januar Verwaltungsratspräsident, und neu rückt René Affentranger, Geschäftsführer der Bausparte, in das Aufsichtsgremium nach.
Gao besitzt als strategischer Partner insgesamt 28 Prozent der Firmenanteile. Die übrigen Aktien verteilen sich auf den früheren Firmenchef Toni Eberli sowie Alain Grossenbacher und René Affentranger.