Luzerner Kantonalbank zieht sich aus Zürcher Fintech-Unternehmen Crowdhouse zurück

Das Jungunternehmen Crowdhouse bringt Immobilienkäufer und Investoren zusammen. Die Luzerner Kantonalbank stand der Firma als Partner zur Seite. Nun wird ihr das Engagement zu gross.

Rainer Rickenbach
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Überbauung in Sursee. (Bild: Corinne Glanzmann, 15. Oktober 2018)

Überbauung in Sursee. (Bild: Corinne Glanzmann, 15. Oktober 2018)

Crowdhouse hat seit der Gründung vor drei Jahren einen Schnellstart hingelegt. Nun bereitet sich das Zürcher Start-up auf die nächste Wachstumsphase vor und sucht dafür einen neuen strategischen Partner. Diese Rolle hatte bislang die Luzerner Kantonalbank (LUKB) inne. Sie verabschiedet sich als Partner und verkauft ihre Beteiligung an andere Aktionäre von Crowdhouse.

«Für die Luzerner Kantonalbank war von Anfang an klar, dass die Beteiligung einen bestimmten Umfang nicht überschreiten soll», kommentiert Kantonalbank-CEO Daniel Salzmann den Ausstieg bei der Immobilienplattform. «Für die nun angestrebten Wachstumsschritte sind jetzt andere Miteigentümer gefragt.» Der Beteiligungsverkauf an bisherige Aktionäre vereinfache zudem die Eigentümerstruktur von Crowdhouse, so Salzmann. Stefan Lüthy, der für die Kantonalbank dem Verwaltungsrat der Immobilienplattform angehört, räumt mit dem Beteiligungsverkauf seinen Sitz.

Investoren werden Miteigentümer

Wie hoch ihre Beteiligung war, hat die Luzerner Kantonalbank nie bekanntgegeben. Schon vor ein paar Monaten machten indes Gerüchte die Runde, die Migros und das Zürcher Verlagshaus Tamedia hätten vor, bei der Immobilienplattform als strategische Partner einzusteigen. Bestätigt wurden die Vermutungen aber bislang nicht. Mit dem Rückzug der Luzerner Kantonalbank erhalten sie jetzt neue Nahrung.

So funktioniert das Geschäftsmodell: Crowdhouse bringt Investoren, die in Zeiten des Anlagenotstandes nach renditeträchtigen Geldanlagen suchen, mit frischen Hypothekarschuldnern zusammen, die Kapital für eine Immobilie benötigen. Die Geldgeber werden als Miteigentümer der Liegenschaft im Grundbuch eingetragen. Crowd-house wirbt damit, bislang Immobilien im Wert von 595 Millionen bei Investoren platziert zu haben, die im vergangenen Jahr eine stattliche Durchschnittsrendite von 6,62 Prozent einstrichen.

Ein Beispiel: Zurzeit ist ein älteres Mehrfamilienhaus in Zug im Wert von 7,6 Millionen Franken auf der Website von Crowdhouse aufgeschaltet. Für etwas mehr als die Hälfte dieser Summe können 22 Geldgeber einspringen. Ihnen wird als Miteigentümer eine Eigenkapitalrendite von 5 Prozent in Aussicht gestellt.

Kritik von linker Seite

Diese Art von Kapitalanlage ist indes in der Politik nicht unumstritten. Die Zürcher SP-Nationalrätin Jacqueline Badran zum Beispiel fragte in einem Vorstoss den Bundesrat, ob der Internet-Immobilienmakler die Vorgaben des Kollektivanlagegesetzes und der Geldwäschereibestimmungen erfülle. Und der Luzerner Kantonsrat Hannes Koch (Grüne) wirft in einer Einfachen Anfrage beim Regierungsrat die Frage auf, ob Crowdhouse mit überzogenen Renditeaussichten nicht Anleger täusche. Ihm missfiel, dass die Kantonalbank, die sich mehrheitlich im Besitz des Kantons Luzern befindet, prominent an Crowdhouse beteiligt ist. Das Unbehagen des Volksvertreters dürfte sich mit dem Ausstieg der Bank zumindest etwas besänftigen.

Die Skepsis der linken Politiker gab aber bei der Kantonalbank nicht den Ausschlag dafür, einem anderen strategischen Partner Platz zu machen. Auch ist es nicht so, dass Crowdhouse nach dem Schnellstart die Banken kopfscheu macht, weil das junge Unternehmen selber auf dem Hypothekarmarkt eine wichtige Rolle zu spielen beginnt. «Das Geschäftsmodell von Crowdhouse konkurrenziert das Geschäftsmodell der Banken nicht. Es ermöglicht im Gegenteil neue Finanzierungen: Die Fremdfinanzierung der Miteigentümergemeinschaften von Crowdhouse erfolgt durch Banken», erklärt Salzmann.

Als Hypothekarpartner wird die Luzerner Kantonalbank mit Crowdhouse im Geschäft bleiben. Nebst ihr wirken auch die Kantonalbanken von Basel und Glarus, die Raiffeisen-Gruppe und die Liechtensteiner Landesbank mit. Salzmann: «Wir handeln bei diesen Finanzierungen gleich wie bei allen anderen Finanzierungen auch – nämlich gemäss der von uns definierten konservativen Kreditpolitik.»

Erfahrung für eigene Projekte gesammelt

Der Kantonalbank-Chef spricht von «wertvollen Erfahrungen», welche die Bank bei Crowd-basierten Investitionsformen hatte sammeln können. «Die Erfahrungen sind ja auch für unsere beiden Crowd-Initiativen funders.ch und crowders.ch zentral, die wir vor zwei Jahren im Rahmen unserer Strategie 2020@LUKB lanciert haben. Diese Initiativen führen wir weiter, und wir haben sogar erst kürzlich auch Crowdlending initiiert», sagt Salzmann. Keine Antwort gibt er auf die Frage, welchen Niederschlag die Desinvestition im Jahresergebnis 2018 finden werde. Als börsenkotiertes Unternehmen sei die Bank nicht in der Lage, ausserhalb der Quartals- und Jahresergebnisse Geschäftszahlen zu kommunizieren, so Salzmann.