Der ehemalige Chefredaktor der «Basler Zeitung» will offenbar das Satiremagazin kaufen.
Mitte September schrieb diese Zeitung, dass Markus Somm, der vormalige Chefredaktor der «Basler Zeitung», bald ein publizistisches Produkt lancieren wolle. Projektname: «Säntis». Nun berichtet die «Handelszeitung», dass Somm eine Übernahme des Satiremagazins «Nebelspalter» plane.
Der 55-jährige Journalist war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Und Konrad Hummler wollte keine Auskunft geben. Der vormalige Bankier und Präsident der NZZ sei als Verwaltungsratspräsident des neuen Unternehmens vorgesehen, schreibt die «Handelszeitung».
Dass jetzt der «Nebelspalter» ins Spiel kommt, ist eine Überraschung. Denn im Vordergrund der Präsentation, die Somm vor möglichen Investoren hielt, stand ein neues Online-Medium, keine traditionsreiche Zeitschrift.
Zweitens kündigte Somm auf seiner Roadshow ein Produkt an, das «liberal-konservativ» ausgerichtet sei und sich damit gegen den «linken Mainstream» wende, der in den Medien dominiere. Der «Nebelspalter» positioniert sich als Satireblatt heute aber links der Mitte. Würde sein Kurs nach rechts gedreht, müsste Somm mit dem gleichen Ergebnis rechnen, das er als Chef der «Basler Zeitung» herbeiführte: Abertausende Abonnenten wandten sich umgehend ab.
Es ist auch unklar, warum sich Somm auf Satire einlassen will. Sein angestammtes Territorium ist der Politjournalismus. In Frankreich gibt es mit dem «Canard enchaîné» zwar eine Wochenzeitschrift, die Satire mit Recherchen und Enthüllungen verbindet. Diesen Spagat hinzubekommen, ist aber schwierig.
Der «Nebelspalter», gegründet 1875, stand vor der Jahrtausendwende kurz vor dem Aus. Da kaufte ihn der Thurgauer Unternehmer Thomas Engeli, der mit Produkten für die Wasseraufbereitung erfolgreich ist. Der neue Chefredaktor Marco Ratschiller verpflichtete neue Autoren und Karikaturisten, und die zuvor serbelnde Auflage erholte sich. Heute erreicht der «Nebelspalter» mit 18000 Exemplaren rund 160'000 Leser.
Verkauft Thomas Engeli an Markus Somm? Dem Thurgauer Unternehmer wird eine Nähe zur SVP nachgesagt. Das ist die Partei, deren Positionen Somm in aller Regel vertritt. Man hört aber auch, dass Engeli stolz darauf sei, mit dem «Nebelspalter» den Turnaround geschafft zu haben. Der Entscheid für den Verkauf falle ihm nicht leicht.
Chefredaktor Marco Ratschiller wusste am Donnerstag nicht, wie es mit seinem Blatt weitergeht. Auf der kleinen Redaktion meldeten sich besorgte Autoren und Zeichner, die wissen wollten, ob ihre Beschäftigung nun beendet werde.
Im Mai 2018 vermeldete der «Nebelspalter», dass Markus Somm ab sofort sämtliche Zeitungstitel bei Tamedia leite. Grund sei ein Papiermangel nach dem Brand bei einem Lieferanten. Somms Fähigkeit, die Leserschaft rekordschnell zu halbieren, werde die Lage entspannen.