Medienschaffende gelten bei psychologischen Studien als besonders stressresistent. Aber dennoch: Der Druck schlägt auf die Psyche. Vor allem beim Nachwuchs, aber nicht nur.
Die Vereinigung der Jungjournalistinnen und -journalisten (JJS) hat schon vor einem Jahr Alarm geschlagen: Dieser Beruf schlägt auf die Psyche. Sie berichtete von den Ängsten ihrer Mitglieder, folgenreiche Fehler zu machen, vom Druck, Dinge zu tun, hinter denen sie nicht stehen können, von fehlenden Perspektiven.
Die Folge sind eine ungesunde Häufung psychisch bedingter Auszeiten gerade unter dem Nachwuchs der Medienbranche. Jede dritte Person, die sich etwa im zweijährigen MAZ-Kurs zum Dipl.-Journ. ausbilden lässt, läuft Gefahr, in dieser Zeit unfreiwillig auszufallen.
Selbstredend gab es in der Vergangenheit auch immer wieder Absenzen in den Chefetagen; über deren Gründe wurde jedoch bloss getuschelt. Nun fallen auch sie – mit Jonas Projer in der Modellrolle – offiziell wegen psychischer Überlastung aus. Ihr Vorteil: Sie können «Mental Health» zum publizistischen Thema küren und die Personalabteilung anregen, ein wohlfeiles Arbeitspapier zu verfassen.
Druck kommt jedoch nicht von ungefähr. Er ist hausgemacht. Etwa von den Chefs beiderlei Geschlechts, die beim Fördern gerne die Punkte auf dem «ö» vergessen, die als Kollateralschaden abbuchen, wenn es zu Ausfällen kommt. Und plötzlich sensibel reagieren, wenn – wie aktuell bei «20 Minuten» – ausgebrannte Mitarbeiter auf Social Media um sich schlagen.
Oder wie der JJS schon vor Jahresfrist sagte: «Wir müssen darüber reden.»