Medienkolumne
Vive la Révolution! Die Folgen von Sexismus und Machtmissbrauch in Schweizer Medienhäusern

Publizist Matthias Ackeret über die personellen Abgänge beim «Blick» und «Magazin», und was das mit dem Aufruf der Wirtschaftsjournalistin Patrizia Laeri zu tun hat.

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Die Schweizer Medienhäuser sind mit Sexismus-Vorwürfen konfrontiert.

Die Schweizer Medienhäuser sind mit Sexismus-Vorwürfen konfrontiert.

Peter Klaunzer / KEYSTONE
Matthias Ackeret, Chefredaktor Persönlich.

Matthias Ackeret, Chefredaktor Persönlich.

Zvg / Aargauer Zeitung

«Ich will keine Entschuldigung», so die preisgekürte Wirtschaftsjournalistin Patrizia Laeri unlängst in einem «Blick»-Interview, «sondern eine Revolution». In ihrem Visier: die «sexistische Kultur» der Schweizer Medienhäuser. Praktisch zeitgleich entliess Ringier einen langjährigen Chefredaktor und stellte den amtierenden «Blick»-Chef für sechs Monate frei, um Vorwürfe von Machtmissbrauch zu untersuchen.

Bei «Blick»-Chefredaktor Christian Dorer liess sich Ringier zur abstrusen Formulierung hinreissen, wonach es unsicher sei, dass dieser seine Stelle überhaupt wieder antreten werde. Was zeigt: In stürmischen Me-Too-Zeiten sind Vermutungen bereits eine Verurteilung. Vive la Révolution!

Es ist Realität: In Schweizer Verlagen herrscht momentan Flugwetter. Die Laerisierung der Medien zeigt erste Wirkung: Drei Chefs mussten innert kürzester Zeit wegen Schmuddelvorwürfen den Stuhl räumen. Der bekannteste ist «Magazin»-Chefredaktor Finn Canonica. Dessen vermeintliches Machtgebaren listete seine langjährige Mitarbeiterin Anuschka Roshani in einem «Spiegel»-Artikel fein säuberlich auf, was aber mehr Hinrichtung als Aufarbeitung war.

Nun klagt Canonica gegen den grossen «Spiegel». Anklägerin Roshani hingegen hat sich bis anhin nicht mehr öffentlich zu ihren Anschuldigungen geäussert. Nicht einmal im SRF-Literaturclub, wo sie als Stargast auftrat. Stattdessen kritisierte Roshani in der Sendung den Fertigmacherjournalismus. Bei der «Bild»-Zeitung.

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