MEDIZINALBRANCHE: B.-Braun-Chefin: «Es lastet viel Druck auf uns»

B. Braun steigert den Gewinn um knapp 50 Prozent. Dazu haben einmalige Ereignisse beigetragen. Die Firma investierte letztes Jahr 13,7 Millionen Franken in Forschung und Entwicklung.

Drucken
B.-Braun-Chefin Madeleine Stöckli kann zufrieden sein. (Bild: Eveline Beerkircher (Escholzmatt, 19. Mai 2016))

B.-Braun-Chefin Madeleine Stöckli kann zufrieden sein. (Bild: Eveline Beerkircher (Escholzmatt, 19. Mai 2016))

Davon träumt jeder Steuerzahler: B. Braun Medical AG hat Geld für die Steuerrechnung für den Standort Crissier/VD zurückgestellt, diese fiel tiefer aus als erwartet. Das verhalf dem Hersteller und Lieferant von Medizintechnik- sowie Pharmaprodukten im vergangenen Jahr zu einem schönen Gewinn-Zustupf. Weil auch der Arbeitgeberbeitrag für die Reserven der Pensionskasse weniger hoch ausfiel als vermutet und B. Braun die Menge verkaufter Produkte steigerte, schaut für das zurückliegende Jahr ein Gewinn von 21,1 Millionen Franken heraus. Gegenüber dem Vorjahr kommt diese Summe einer Gewinnsteigerung von fast 50 Prozent gleich.

«Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden», kommentiert CEO Madeleine Stöckli, die seit vergangenem Sommer das Tagesgeschäft der Schweizer Ländergesellschaft innerhalb des deutschen Familienkonzerns führt. Im laufenden Jahr dürfte der Gewinn freilich bescheidener ausfallen. Stöckli erwartet ihn irgendwo zwischen den Werten von 2015, als der Franken-Schock das Ergebnis verhagelte, und 2016, als einmalige Ereignisse den Gewinn in die Höhe trieben.

Wettbewerb innerhalb des Konzerns

Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr um mehr als 10 Millionen Franken auf 334,1 Millionen Franken. Stöckli: «Es gelang, die Effizienz weiter zu steigern. Das ist ein Dauerauftrag. Damit wirken wir dem starken Franken entgegen, der unsere Produkte für den Export verteuert.» Fast zwei Drittel ihrer Medizinalprodukte liefert B. Braun Schweiz an den Konzernsitz in Deutschland aus. Das macht den Umgang mit der starken Heimwährung indes nicht einfacher. «Es lastet viel Druck auf uns. Wir stehen konzernintern in einem Wettbewerb. Wenn wir zu teuer produzieren, können die anderen Landesgesellschaften unsere Produkte nicht absetzen», sagt Stöckli.

In der Schweiz setzt sich die Kundschaft vor allem aus Spitälern und Heimen zusammen. Massgeblich zum Gewinn beigetragen haben die knapp tausend Mitarbeitenden an den Standorten Sempach, Escholzmatt, Luzern und Crissier. Sie arbeiten seit mehr als einem Jahr zusätzliche 2,5 Wochenstunden und begnügten sich im 2016 mit einer Lohn-Nullrunde. Die Wochenarbeitszeit stieg von freilich zuvor 40 auf 42,5 Stunden, Letztere kommen in der Schweizer Industrie einem Durchschnittswert gleich. Stöckli: «Solange der Franken derart stark bleibt, bleibt es bei den 42,5 Wochenstunden.» Ebenfalls zu mehr Ertrag beigetragen hat das Ende der Währungsrabatte, die B. Braun vor zwei Jahren nach dem Franken-Schock auf importierte Erzeugnisse gewährt hatte.

Millionen für Anlagen und Produktentwicklung

Die Kosten im Griff zu behalten, ist einer der Wege, um profitabel zu arbeiten. Dafür investierte B. Braun 2016 rund 20 Millionen Franken in die Anlagen. Das meiste davon entfiel auf Escholzmatt. Der andere Weg führt über neue und weiterentwickelte Produkte. B. Braun investierte im vergangenen Jahr 13,7 Millionen Franken in die Forschung und Entwicklung. Im Vordergrund steht dabei Crissier, wo die Mitarbeitenden zwei grosse Projekte vorantreiben. Zum einen geht es um eine neue Generation von Behältnissen für Infusionslösungen. Es dürfte noch zwei, drei Jahre dauern, ehe die Neuheit marktreif ist und für den ganzen Konzern in Crissier serienmässig hergestellt wird. Zum anderen sind klinische Studien im Bereich von Lösungen im Gang, die der Kompensation von Flüssigkeitsverlust dienen.

Die mehr als 30 Millionen Franken, mit denen B. Braun in Escholzmatt die Produktionsfläche verdoppelt hat, beginnen sich erst mit einer gewissen Verzögerung positiv auf den Geschäftsgang auszuwirken. Stöckli: «Das war uns von Anfang an bewusst. Noch sind die Produktionslinien nicht alle in Betrieb, und die Abschreibungskosten schlagen sich eine Zeit lang zu Buche.» Die Produktionsvolumen werden aber bereits kontinuierlich gesteigert. Gegen Ende Jahr dürfte die Konzernführung über den Kostenrahmen für den Ausbau des Standortes Sempach entschieden haben, danach beginnt die Detailplanung.

Rainer Rickenbach

rainer.rickenbach@luzernerzeitung.ch