Milch
Hochdorf rutscht noch tiefer ins Minus

Der Milchverarbeiter spricht trotz rückläufiger Zahlen von einer «Aufbruchsstimmung». Corona sorgt aber weiterhin für Unsicherheit.

Maurizio Minetti
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Der Sitz von Hochdorf.

Der Sitz von Hochdorf.

Bild: Corinne Glanzmann (5. April 2018)

Auch im ersten Semester des laufenden Geschäftsjahres ist der angeschlagene Milchverarbeiter Hochdorf nicht aus der Verlustzone herausgekommen. Unter dem Strich betrug das Minus mehr als 9 Millionen Franken – nach einem Verlust von knapp 4 Millionen im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Ergebniszahlen vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen sind ebenfalls rot; im Vorjahr hatte Hochdorf auf diesen Ebenen noch Gewinn gemacht.

Obwohl die Menge der verarbeiteten Milch, Molke und Rahm um 16,5 Prozent anstieg, verkaufte Hochdorf rund 30 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Umsatz sank damit um 11,4 Prozent auf 140,3 Millionen Franken. Der Rückgang resultiere aus den 2020 getätigten Devestitionen beziehungsweise eingeleiteten Liquidationen, erklärt Hochdorf am Montag in einer Mitteilung. Auf vergleichbarer Basis entspreche das erzielte Resultat einem «soliden organischen Wachstum» von 8 Prozent.

In der Mitteilung heisst es weiter, in der Firmengruppe sei «Aufbruchsstimmung zu spüren». Das Unternehmen sei organisatorisch gemäss den im Vorjahr geschaffenen strategischen Grundlagen neu ausgerichtet worden. Trotz der Einschränkungen durch die Pandemie habe man neue Kunden und Märkte gewonnen und erfolgreich neue Produkte im In- und Ausland lanciert. Zu kämpfen hat Hochdorf wegen Corona allerdings mit Preiserhöhungen für Rohmaterialien und Transportleistungen.

Weitere Sparmassnahmen sind nötig

Die zum Jahresbeginn eingeführte Unternehmensstruktur habe die Effektivität und Effizienz der Hochdorf-Gruppe weiter verbessert. Dem Ziel eines «agilen, innovativen und serviceorientierten Unternehmens» sei man damit ein grosses Stück nähergerückt. Teil der Strukturanpassung waren der Umzug der Bimbosan AG von Welschenrohr nach Hochdorf und die nachfolgende Fusion der Bimbosan AG in die Hochdorf Swiss Nutrition AG. Beide Projekte konnten im ersten Halbjahr abgeschlossen werden.

Der börsenkotierte Konzern räumt allerdings ein, dass weitere Massnahmen nötig seien, um die angespannte finanzielle Situation zu meistern und die Bilanz zu stärken. Die sechs laufenden Projekte in den Bereichen Anlagen, Gebäude, Produktionsprozesse, Logistik, Verwaltung und Einkauf verfolgen in diesem Jahr das Ziel, einen mittleren einstelligen Millionenbetrag einzusparen. Ob diese Massnahmen zu einem Abbau von Jobs führen wird, ist nicht bekannt. Zu den weiteren finanzstrategischen Massnahmen gibt das Unternehmen zum aktuellen Zeitpunkt keine weiteren Auskünfte, so ein Firmensprecher. Im ersten Semester reduzierte sich der Personalbestand im Jahresvergleich um 37 Personen auf 390.

Projekte teilweise verzögert oder verschoben

Verwaltungsrat und Geschäftsleitung arbeiten nach wie vor an verschiedenen finanzstrategischen Optionen zur Stabilisierung der Bilanz. Erste Schritte konnten mit der Restzahlung von Pharmalys und der Aussetzung der Prüfung der Konsortialkredit-Covenants erreicht werden. Weitere Optionen würden derzeit geprüft, weil die heutige operative Leistungskraft nicht ausreiche, um die Bilanz auf eine nachhaltig gesunde Basis zu stellen, so Hochdorf.

Mit Blick auf das laufende zweite Halbjahr schreibt Hochdorf, das Produktionsvolumen lasse sich aufgrund des Einflusses der Pandemie nicht exakt abschätzen, da Projekte teilweise verzögert oder verschoben werden. Gleichwohl erwartet Hochdorf ein stärkeres zweites Halbjahr, begünstigt durch den höheren Bestelleingang und eine bessere Auslastung im Bereich Baby Care sowie einen saisonal bedingten Abbau der hohen Lagerbestände per Mitte Jahr. Dementsprechend dürfte sich der Gewinn auf Stufe Ebit im zweiten Halbjahr deutlich verbessern und für das Geschäftsjahr 2021 ein ausgeglichenes Ergebnis auf Stufe Ebit resultieren. Die Prognose zum Netto-Verkaufserlös bleibt unverändert bei 260 bis 300 Millionen Franken.