MOBIL: USB-Sticks: Die mobilen Alleskönner

USB-Sticks sind ein praktischer Datenspeicher. Doch das ist nicht alles: Mit wenigen Handgriffen verwandeln sie sich zum mobilen Büro, Videorekorder oder zur Jukebox.

Michael Benzing
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USB-Sticks: Die mobilen Alleskönner (Bild: Getty/Grafik Janina Noser)

USB-Sticks: Die mobilen Alleskönner (Bild: Getty/Grafik Janina Noser)

USB-Sticks sind handlich, robust und aus dem digitalen Alltag nicht mehr wegzudenken. Man kann sie mit Musik, Fotos, Videos, Office-Dateien und vielem mehr füllen sowie die Daten in der Hosentasche jederzeit mit sich tragen. Doch die kleinen Speicher nur als Datenträger zu gebrauchen, ist fast zu schade angesichts der fast unendlichen Möglichkeiten, die sie ihrem Besitzer bieten.

Der Clou an der Sache: Der Besitzer kann damit überall arbeiten und hinterlässt am Host-Computer keinerlei Spuren. Weder temporäre Dateien noch Cookies verraten hinterher, woran man gearbeitet hat – zumindest, wenn auf dem Rechner keine speziellen USB-Spione oder Keylogger installiert sind. Die grösste Gefahr lauert am Ende der Sitzung. Schnell ist der Winzling vergessen, und er bleibt am fremden PC stecken. Eine zusätzliche Erinnerungshilfe kann also nicht schaden.

Musik auf Stick herunterziehen

An fremden Computern eingesetzt, ist ein solcher Stick ein universeller Helfer. Beispielsweise, wenn im Internet-Café oder an der Uni das Packprogramm fehlt, um ein bestimmtes Dokument zu öffnen. Ob im Internet surfen, Mails abrufen, Musik hören oder Filme schauen, mit Hilfe portabler Gratisprogramme lässt er sich zu fast allem gebrauchen. Dabei hat der Anwender zwei Möglichkeiten. Entweder er sucht sich die einzelnen Anwendungen selbst im Internet zusammen, oder er bezieht eine komplette Programmsammlung.

Das beste Angebot ist derzeit auf www.portableapps.com/de zu finden, das unter anderem sehr häufig auch bei Wartungsarbeiten Systemadministratoren eingesetzt wird. Auf diesem Open- Source-Portal findet sich nahezu alles, was das Herz begehrt: Office-, Internet- oder Multimediasoftware wird ergänzt durch Tools, Spiele oder Bildung. Alles lässt sich einzeln herunterladen und mit einer komfortablen Bedieneroberfläche verbinden oder besser als umfassende USB-Suite beziehen. Letztere ist in einer Lite- und einer Standardversion mit einer Grösse von 256 bis 450 MB erhältlich.

Virusprogramm aktualisieren

Beide Alternativen unterscheiden sich lediglich durch ihre Office-Anwendungen. Während die grössere Variante das komplette Open-Office-Paket inklusive Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentation, Datenbank und Zeichnen beinhaltet, ist bei der abgespeckten Datei lediglich die vergleichsweise spartanische Abiword-Textverarbeitung mit an Bord. Die Office-Programme werden jeweils ergänzt durch den PDF-Betrachter Sumatra.

Die integrierte Portable-Apps-Plattform, die es wahlweise auch einzeln gibt, beinhaltet neben dem Benutzermenü diverse benutzerdefinierte Ordner, Icons und das Autorun-Feature. Damit die Daten bei Verlust nicht für immer verloren sind, steht zusätzlich eine Backup-Funktion zur Verfügung. Für Arbeiten im Internet bietet der Stick die beiden mobilen Mozilla-Programme Firefox und Thunderbird. Während man mit dem Browser sofort loslegen kann, muss das Mailprogramm erst einmal konfiguriert werden – selbst wenn auf dem Rechner dieselbe Software bereits installiert ist. Das Abrufen im Büro, der Hochschule oder an anderen fremden Rechnern ist so deutlich sicherer als via Webmail.

Die Sicherheit kommt dabei nicht zu kurz. Clamwin schützt den Stick vor Schädlingen und sollte beim ersten Start gleich auf den neusten Stand gebracht werden. Ohne die neusten Virendefinitionen nützt bekanntlich der beste Scanner nichts. Praktisch für unterwegs ist Keepass, das die wichtigsten Passwörter verschlüsselt aufbewahrt und bei Bedarf anzeigt. Leider wird in den Suiten kein Verschlüsselungsprogramm für Dateien oder Ordner mitgeliefert. Ein guter Helfer ist die weit verbreitete Gratis-Software Truecrypt (www.truecrypt.org). Sie muss aber manuell installiert werden. Damit lassen sich Verzeichnisse oder gleich der ganze Stick so verschlüsseln, dass gleich beim Einstecken ein Passwort verlangt wird.

Leader in der Hosentasche

Als mobile Jukebox dient der Coolplayer+ Portable. Er kommt zwar recht schlank daher und benötigt gerade mal 1,5 MB Speicher, doch der ebenfalls bei Portable-Apps erhältliche VLC Media Player ist die weitaus bessere Alternative. Er spielt neben Musik auch Videos ab, erkennt die meisten Formate und bietet jede Menge Features. Bilder schaut man sich am besten mit XnView an, für die Bildbearbeitung steht mit Gimp eine mächtige Software zur Verfügung. Beides muss ebenfalls manuell installiert werden. Mit Skype Portable ist zudem eine Videotelefonie-Software mit an Bord, mit der man auf jedem Rechner überall auf der Welt mit anderen Skype-Mitgliedern gratis telefonieren kann. Auch Spiele kommen nicht zu kurz: Mit Titeln wie Mines-Perfect, Monster 2 oder LBreakout lässt sich die Zeit unterwegs vertreiben.

Die Suiten stellen lediglich das Grundangebot zur Verfügung, es lohnt sich also auf jeden Fall ein Blick in die weiteren Anwendungen. Dort findet man nicht nur viele weitere Spiele oder Tools wie das populäre Packprogramm 7-Zip portable, sondern auch Ausgefalleneres wie beispielsweise BPBible, die Bibel für unterwegs. Sollte jetzt noch das Lieblingsprogramm vom heimischen Rechner fehlen, lohnt sich oft eine Suche im Internet. Wer zur betreffenden Software den Zusatz «portable» ins Suchfeld eingibt, wird erstaunlich oft fündig.

Speicherkraft: Je mehr, desto besser

USB-Sticks selbst sind in den unterschiedlichsten Versionen erhältlich. Für den Gebrauch als Datenstick kann er allerdings nicht gross genug sein. Wer zur Programm- auch noch seine Musik- und Videosammlung in der Hosentasche mitnehmen möchte, füllt schnell einmal 32 GByte. Nicht jeder Speicher ist auch für jeden Zweck geeignet. Wer beispielsweise mit grossen Datenmengen arbeitet, sollte auf jeden Fall zu einem schnelleren USB-3.0-Stick greifen und zudem auf die Angaben zur Übertragungsgeschwindigkeit achten.

Das gilt auch für den Fall, dass der eigene Rechner nur USB-2.0-Anschlüsse haben sollte – der Stick ist abwärtskompatibel, und an fremden Rechnern mit schnellem Port kann man viel Zeit sparen. Besonders robust ist der LaCie Xtreme Key USB 3.0, dessen Anschluss nach Gebrauch mit einer stabilen Kappe abgedeckt werden kann und somit gut gegen Wasser bis zehn Meter Tiefe und Staub geschützt ist. Er hält laut dem Anbieter darüber hinaus einem Druck von zehn Tonnen und einer Hitze bis 200 Grad stand. Wer auf solche modernen Eigenschaften verzichten kann, kommt auch mit billigeren Modellen aus.