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In Zukunft werden Stillpausen am Arbeitsplatz entlöhnt. Mütter sollen ein Jahr bis zu 1,5 Stunden am Tag gegen vollen Lohn stillen dürfen. Die Arbeitgeber sind erzürnt, weil sie das nicht im Betrieb tun müssen. Sie könnten so früher nach Hause.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco hat eben eine Verordnung zum Arbeitsgesetz in die Anhörung geschickt. Die Eckpunkte: Mütter dürfen ein Jahr lang bezahlt stillen oder abpumpen, am Arbeitsplatz oder anderswo.
Bei einer Arbeitszeit von bis zu vier Stunden pro Tag beträgt die bezahlte Stillzeit 30 Minuten, bei mehr als vier Stunden 60 Minuten und bei über sieben Stunden 90 Minuten, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt
Wie teuer die bezahlte Stillzeit die Arbeitgeber zu stehen kommt, weiss der Bund nicht. In der Praxis bereite Stillen am Arbeitsplatz keine grossen Probleme, heisst es beim Seco. Viele Unternehmen gewährten bereits bezahlte Stillzeit.
Dennoch brauche es die neue, klare Verordnung. Denn es gebe Fälle, in denen ein Arbeitgeber einer Angestellten den Lohn wegen Stillpausen während der Arbeitszeit kürze.
Nicht einverstanden mit der neuen Regelung ist man beim Arbeitgeberverband. «Mir erscheint die Regelung überrissen und schädlich», sagt Ruth Derrer Balladore, Mitglied der Geschäftsleitung und beim Verband für das Dossier zuständig. Für einen vollen Arbeitstag seien 60 Minuten Stillzeit genug. «Zumal stillende Frauen ohnehin nicht mehr als neun Stunden pro Tag arbeiten dürfen.»
Zudem sei es inakzeptabel, dass nicht vorgeschrieben werde, dass die Frauen zum Stillen am Arbeitsplatz bleiben müssten. «Denn so besteht die Möglichkeit, dass Frauen den Arbeitsplatz während eines Jahres jeden Tag anderthalb Stunden früher als vorgesehen verlassen, ohne dass man überprüfen kann, ob sie wirklich noch stillen.» Der Vorschlag des Staatssekretariats führe deshalb im schlimmsten Fall dazu, dass junge Frauen weniger attraktiv für den Arbeitsmarkt würden.