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Vor einem Monat kündigte Powdair an, dass sie keine Skitouristen von England ins Wallis fliegen wird. Nun verlieren 25 Mitarbeiter einer Partnerairline ihren Job.
Der irische Reiseveranstalter Powdair verkündete im letzten Jahr grossmundig, bald Skitouristen von England nach Sion zu fliegen. Daraus wurde nichts. Neben enttäuschten Kunden bringt der abgesagte Start ein anderes Unternehmen zu Fall. Am Mittwoch musste die dänische Airline Backbone den Flugbetrieb einstellen. «Wir konnten unsere Strategie nach dem jähen Ende von Powdair im Dezember nicht mehr schnell genug ändern», sagt Bjarne Lastein von Backbone auf Anfrage. 25 Mitarbeite verlieren ihre Anstellung.
«Wir haben wirklich auf Powdair gesetzt», sagt Lastein. Nachdem Zahlungen von Powdair Ende November ausblieben, habe man versucht, das Geschäft zu verlagern. Dies sei aber nur zu einem Teil möglich gewesen. Zudem habe man neue Mitarbeiter angestellt, um die Powdair-Flüge durchzuführen.
Powdair-Chef Nick Davis sieht die Schuld für das Grounding von Backbone nicht bei seiner Firma: «Keine Fluggesellschaft sollte Flugzeuge als spekulatives Glücksspiel betrachten, und eine Fluggesellschaft sollte immer einen Plan B haben.»
Zudem hätte Backbone wissen müssen, dass man genug Geld auf der Seite haben sollte, um «Schocks» in der Luftfahrtindustrie standhalten zu können. «Dasselbe könnte man Powdair auch vorwerfen», sagt Bjarne Lastein zu diesem Vorwurf. Er gibt aber zu, dass das Unterfangen ein Risiko gewesen sei.
Nick Davis ist derweil überzeugt, dass Powdair Ende 2018 doch noch starten wird. Auf die Nachfrage, ob man denn schon Investoren gefunden hätte, antwortete Davis aber nicht. Mit dem Grounding von Backbone hat Powdair jedoch keine Partnerairline mehr. Und damit auch keine Flugzeuge. Dies, weil Powdair selber keine Airline besitzt. Es dürfte schwierig werden, eine neue Partnerairline zu finden. Negative Meldungen rund um Powdair, dessen Chef Nick Davis und seine Vergangenheit mit fragwürdigen Firmenkonkursen (die «Nordwestschweiz» berichtete) dürften das Vertrauen in die Firma kaum gestärkt haben.
So war Davis einst etwa Chef einer Sicherheitsfirma, die zur Piratenabwehr gebucht werden konnte. Knall auf Fall ging die Firma in Konkurs. Die Folge: Rund 100 Sicherheitsleute wurden auf See zurückgelassen und wussten nicht, wie sie nach Hause kommen. Dies berichtete die britische Zeitung «The Independent» 2014.
Die irische Firma Powdair wollte im Winterhalbjahr von sieben Destinationen aus nach Sion fliegen, um vor allem aus England Skitouristen ins Wallis zu fliegen. 32 000 Gäste sollten so den Weg nach Sion finden, versprach Powdair. Die Vorfreude war gross bei den Skidestinationen, der Stadt Sion und dem Flughafen. So gross, dass Sion und der Flughafen zusammen 175 000 Franken in Powdair investierten, wie der «Tagesanzeiger» schreibt. Doch Anfang Dezember dann die Gewissheit: Aus dem Traum wird nichts. Powdair gab bekannt, dass man nicht starten werde.
Nach dem abgesagten Start von Powdair hatten etliche Kunden auf den Social-Media-Kanälen der Firma ihr Geld zurückgefordert. Dies sei geschehen, sagt Davis. Weniger Glück hatten die Stadt Sion und der Sittener Flughafen. Deren Geld ist weg. Es ist laut Davis vollständig ins Marketing geflossen. Dieses Marketing habe Sion in der ganzen Welt bekannt gemacht. Darum würde nun auch die Swiss von London nach Sion fliegen, so die Argumentation von Davis.
Bei der Swiss will man sich grundsätzlich nicht zu Mitbewerbern äussern. Hoffnung gibt es für Skitouristen aus England. Denn die Swiss sei mit der Auslastung der Verbindung London–Sion im Allgemeinen zufrieden, sagt ein Pressesprecher auf Anfrage. Ob die Swiss im nächsten Winter wieder von London nach Sion fliegt, könne man aber noch nicht bestätigen.