Das neue Aarauer Kraftwerk Rüchlig soll etwas weniger Strom produzieren als vorerst geplant, etwas weniger kosten und etwas schneller gebaut sein. Nicht angetastet werden gegenüber dem ersten Neubauprojekt hingegen Hochwasserschutz, Restwassermenge und Umweltschutz.
Toni Widmer
Die Axpo AG hat gestern in Aarau eine neue Variante für den Ersatz des Kraftwerks Rüchlig präsentiert, dessen Konzession 2011 ausläuft. Ein erstes Neubauprojekt war 2006 vorgestellt und im Frühling 2009 ergänzt worden, insbesondere im Bereich Hochwasserschutz.
Die Hochwassersicherheit bleibt im überarbeiteten Projekt ebenso unangetastet wie die Restwassermenge und die weiteren geplanten Massnahmen im Bereich Umweltschutz. Die neue Variante berücksichtige auch alle bereinigten Einsprachen gegen das Konzessionsgesuch von 2006, versicherte Projektleiter Willy A. Fisch.
Zu aufwändig und zu teuer
Die Umsetzung der ersten Pläne habe sich im Laufe der Detailplanung als technisch und baulich sehr aufwändig und damit auch als entsprechend teuer erwiesen. Axpo habe sich deshalb im Sommer 2009 für einen Marschhalt entschlossen und nach einem anderen Ansatz gesucht. Im neuen Konzept ist vor allem die Technik einfacher: «Wir werden in den Anlagen nach Möglichkeit Standardteile einsetzen und auf teure Spezialanfertigungen verzichten», erklärte Fisch. Auch basiert das neue Projekt in einem wesentlich grösseren Umfang auf der alten Bausubstanz, was das Bauvolumen deutlich verkleinert. Damit spart die Axpo nicht nur Kosten, sie minimiert auch die Umweltauswirkungen während der Bauzeit, die zudem deutlich kürzer ausfallen wird. Die Lärm- und Verkehrsbelastungen für die Anwohner würden spürbar geringer ausfallen als beim ersten Projekt und auch das Hochwasserrisiko könne reduziert werden, sagte Willy A. Fisch.
Wenig Abweichungen im Projekt
Trotz diesen Änderungen sind die Abweichungen zum ersten Konzessionsentwurf marginal. Die bedeutendste betrifft die Anzahl der Maschinen im Hauptkraftwerk. Statt zweier Rohrturbinen wird es neu vier geben. Allerdings haben diese eine gesamthaft geringere Leistung. Zusammen mit dem Dotierkraftwerk, welches die Restwassermenge nutzt, sollen künftig 67,7 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr produziert werden können. Das sind rund 12 Prozent weniger als die geplanten 75,5 GWh bei der ersten Variante, aber immer noch rund 12 Prozent mehr als heute.
Das Projekt wird im einstufigen Verfahren eingereicht. Das heisst, die Axpo gibt - voraussichtlich im Juni/Juli - mit dem Konzessionsgesuch gleich auch das Baugesuch ein. Projektleiter Fisch hofft, dass nach einer ersten Prüfung durch die zuständigen Behörden im Herbst 2010 die öffentliche Auflage in Aarau und Küttigen stattfinden kann. Frühestens im Sommer 2011 hofft die Axpo, im Besitz von Konzession und Baubewilligung zu sein. Die Baukosten für die neue Variante dürften laut Projektleiter um 35 bis 45 Mio. Franken tiefer liegen als die für das erste Projekt veranschlagten 175 Mio. Franken.