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Der ehemalige Chef der UBS und CS sieht noch kein Ende des Börsenbooms. Oswald Grübel empfiehlt aber auch Gold
Oswald Grübel: Wie man so schön sagt: Es hätte besser laufen können.
Sie haben recht. Es war eigentlich ein fantastisches Börsenjahr. Gut gefahren sind aber vor allem jene Investoren, die nach dem Buy-and-Hold-Prinzip anlegen. Ich bin dagegen eher der Händler-Typ. Mir gefallen die Märkte besser, wenn sie auch einmal runtergehen und nicht nur in eine Richtung laufen. So geht es auch den Banken. Die haben heuer ja auch keine berauschenden Handelsergebnisse erzielt.
Noch sind wir nicht an dem Punkt angelangt, an dem alle nur noch kaufen wollen. Der gegenwärtige Zyklus könnte noch ein bis zwei Jahre weitergehen, obwohl die Aktienmärkte schon seit 2009 fast nur hochgegangen sind.
Ich glaube, das ist verschieden bei jeder Person. Die einen sind von Technologie- und Wachstumsaktien überzeugt und die anderen von den traditionellen Firmen. Ich versuche, die Aktien mit der günstigsten Bewertung und guten Zukunftsaussichten zu finden. In jeder längerfristigen Anlage sollte auch ein Anteil von 20 bis 30 Prozent von physischem Gold nicht fehlen, das uns vor Geldentwertung schützt.
Die Fed hat die Märkte lange und gut vorbereitet. Als die ersten Zinsschritte kamen, war das für niemanden mehr eine Überraschung. Deshalb gab es auch keine Panik in den Märkten. Wäre die Fed aber gezwungen gewesen, schnell zu handeln, um einen unerwartet raschen Anstieg der Inflation zu bremsen, dann wäre dies für die Märkte sicher ein Schock gewesen. Bis heute gibt es allerdings keinerlei Anzeichen für ein solches Szenario. So gesehen stehen auch in Europa die Chancen nicht schlecht, dass sich die Abkehr von der Nullzinspolitik ohne Börsencrash vollziehen lässt.
Die Aktienkurse vieler grosser Banken sind tiefer denn je. Aber der Grund dafür ist, dass die Banken viele neue Aktien ausgeben mussten, um sich frisches Kapital zu beschaffen. Man kann deshalb nicht die Aktienkurse von heute mit den Kursen von früher vergleichen. Stattdessen muss man sich die Kapitalisierung, also den gesamten Börsenwert der Banken ansehen. Dann werden Sie sehen, dass die UBS mit einem Börsenwert von rund 70 Milliarden Franken und die Credit Suisse mit 45 Milliarden Franken gar nicht so billig sind, wenn man die Werte ins Verhältnis zu den Gewinnen der Banken setzt.
Leider nicht.
Das ist für viele ein Rätsel, aber ich nehme an, das ist der allgemeinen Gehaltssteigerung für Manager in allen Industriezweigen zu verdanken.
Im Prinzip ist es so, dass die Margen grösser werden, wenn die Zinsen steigen. Aber heute haben wir eine spezielle Situation: Der Kunde zahlt 1,5 Prozent für eine zehnjährige Hypothek und die Bank muss für ihre Franken-Guthaben einen Strafzins von 0,75 Prozent der SNB bezahlen. Also da liegt doch eine gesunde Marge von 2,25 Prozent für die Bank drin.