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Perspektiven 2020 für die Zentralschweiz: Getrübte Prognosen der Wirtschaftsexperten

Im KKL Luzern dreht sich am Donnerstagabend alles um die Zentralschweizer Wirtschaft. Das sehr grosse Interesse an dem «Perspektiven»-Anlass war erfreulich - die ökonomischen Aussichten waren es weniger.

Raphael Bühlmann
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«Perspektiven 2020»: Im KKL Luzern drehte sich am Donnerstagabend alles um die Zentralschweizer Wirtschaft. Die besten Impressionen. (Bild: Manuela Jans-Koch, Luzern, 31. Oktober 2019)
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«Perspektiven 2020»: Im KKL Luzern drehte sich am Donnerstagabend alles um die Zentralschweizer Wirtschaft. Die besten Impressionen. (Bild: Manuela Jans-Koch, Luzern, 31. Oktober 2019)
«Perspektiven 2020»: Im KKL Luzern drehte sich am Donnerstagabend alles um die Zentralschweizer Wirtschaft. Die besten Impressionen. (Bild: Manuela Jans-Koch, Luzern, 31. Oktober 2019)
«Perspektiven 2020»: Im KKL Luzern drehte sich am Donnerstagabend alles um die Zentralschweizer Wirtschaft. Die besten Impressionen. (Bild: Manuela Jans-Koch, Luzern, 31. Oktober 2019)
Perspektiven in neuen Händen. Ronald Joho-Schumacher (Akomag AG. rechts) übergibt die Veranstaltung an Raymond Studer (Agentur Springbock GmbH, links). (Bild: PD, Luzern, 31. Oktober 2019)
«Perspektiven 2020»: Im KKL Luzern drehte sich am Donnerstagabend alles um die Zentralschweizer Wirtschaft. Die besten Impressionen. (Bild: PD, Luzern, 31. Oktober 2019)
«Perspektiven 2020»: Im KKL Luzern drehte sich am Donnerstagabend alles um die Zentralschweizer Wirtschaft. Die besten Impressionen. (Bild: PD, Luzern, 31. Oktober 2019)
«Perspektiven 2020»: Im KKL Luzern drehte sich am Donnerstagabend alles um die Zentralschweizer Wirtschaft. Die besten Impressionen. (Bild: PD, Luzern, 31. Oktober 2019)
Führten durch den Abend: Fabienne Bamert und Jérôme Martinu. (Bild: PD, Luzern, 31. Oktober 2019)
Führten durch den Abend: Fabienne Bamert und Jérôme Martinu. (Bild: PD, Luzern, 31. Oktober 2019)
«Perspektiven 2020»: Im KKL Luzern drehte sich am Donnerstagabend alles um die Zentralschweizer Wirtschaft. Die besten Impressionen. (Bild: PD, Luzern, 31. Oktober 2019)
«Perspektiven 2020»: Im KKL Luzern drehte sich am Donnerstagabend alles um die Zentralschweizer Wirtschaft. Die besten Impressionen. (Bild: PD, Luzern, 31. Oktober 2019)
«Perspektiven 2020»: Im KKL Luzern drehte sich am Donnerstagabend alles um die Zentralschweizer Wirtschaft. Die besten Impressionen. (Bild: PD, Luzern, 31. Oktober 2019)
«Perspektiven 2020»: Im KKL Luzern drehte sich am Donnerstagabend alles um die Zentralschweizer Wirtschaft. Die besten Impressionen. (Bild: PD, Luzern, 31. Oktober 2019)

«Perspektiven 2020»: Im KKL Luzern drehte sich am Donnerstagabend alles um die Zentralschweizer Wirtschaft. Die besten Impressionen. (Bild: Manuela Jans-Koch, Luzern, 31. Oktober 2019)

Was steht an im kommenden Wirtschaftsjahr? Mit welchen Chancen und Herausforderungen werden sich gerade Zentralschweizer Betriebe konfrontiert sehen? Fragen, für welche im Moment guter Rat teuer ist. Brexit, Handelskrieg oder Negativzinsen: die Unsicherheitsfaktoren der Weltwirtschaft wirken sich unweigerlich auch auf Zentralschweizer Unternehmen aus – Prognosen blieben vage. Dies kam am Donnerstagabend deutlich zum Ausdruck. Eine illustre Gesellschaft mit namhaften Vertretern aus Politik und Wirtschaft fand sich in dem bis auf den letzten Platz besetzten KKL Luzern ein. «Perspektiven 2020», der renommierte und breit abgestützte Anlass, stand in diesem Jahr unter dem Motto: «Wege zu einer gesunden Zentralschweizer Wirtschaft». In der 30. Ausgabe verabschiedet wurde Ronald Joho-Schumacher, der die Verantwortung für den Anlass an Raymond Studer von der Luzerner Agentur Springbock abgegeben hat.

«Gesundheit» war denn auch das Stichwort für den diesjährigen Gastreferenten. Thierry Carrel, Direktor der Uniklinik für Herz- und Gefässchirurgie am Inselspital Bern, bescheinigte der Zentralschweiz durchaus eine intakte und gut aufgestellte Wirtschaft (siehe Ausgabe vom 30. Oktober) . Auch am Donnerstag lobte der Mediziner die Zentralschweizer Innovationskraft und stellte optimistisch fest, dass es den Betrieben im Vergleich zum Vorjahr etwas besser ginge: «Letztes Jahr haben Sie mit Abt Christian Meyer vom Kloster Engelberg noch einen Geistlichen eingeladen, heuer reicht offensichtlich ein Mediziner». Jäh relativiert wurde die Diagnose von Martin Eichler. Anders als im Vorjahr hatte der Chefökonom von BAK Economics wesentlich trübere Prognosen im Gepäck (siehe Ausgabe vom 25. Oktober). «Vor Jahren konnten wir noch von einer vor Kraft strotzenden Wirtschaft sprechen». Jetzt sehe die Situation ganz anders aus.

Robuster Arbeitsmarkt

Eichler zeigte eindrücklich auf, wie die Stimmungsindikatoren, die der Konjunktur vorgelagert sind, nach unten zeigen. Das BAK rechnet sowohl für 2019 wie auch 2020 mit einem Wachstum von rund einem Prozent. «Das ist extrem schwach». Zwar schliesst Eichler eine Rezession aus, doch: «die Wirtschaftslage in der Schweiz ist derzeit eher angespannt». Ursache für die schwächere Entwicklung sei vor allem das internationale Umfeld mit einer schwächeren Nachfrage nach Schweizer Gütern und den grossen Unsicherheiten. Hinzu komme die in den letzten Monaten wieder stärkere Inlandwährung. «Zwar schätzen wir den Franken nicht mehr als stark überbewertet ein, sondern nur leicht; dennoch trägt die Kursentwicklung etwas zur Dämpfung der Wirtschaftsaussichten bei», so Eichler.

Die schwächere globale und insbesondere europäische Nachfrage wirke sich jedoch negativ auf die Schweizer Exporte aus. Allein im August sanken die Ausfuhren gegenüber dem Vormonat um 4,3 Prozent. «Auch der Einkaufsmanager-Index (PMI) ist in der Industrie seit März 2019 unter 50 Prozent gefallen», sagte Eichler. Dies lasse auf eine schwierige weitere Entwicklung der Industrie schliessen, auch wenn zuletzt erste Anzeichen sichtbar wurden, dass der Tiefpunkt in den zukünftigen Erwartungen durchschritten sei.

Auf der anderen Seite stellt der BAK-Chefökonom fest, dass der Arbeitsmarkt in der Schweiz weiterhin robust blieb. Die Zahl der Arbeitslosen sei auch über den Sommer 2019 weiter gefallen, was sich stützend auf den Schweizer Konsum auswirke und wesentlich dazu beitrage, dass die Schweiz trotz der herausfordernden Lage in der Industrie nur eine Wachstumsverlangsamung, aber keine Rezession erfahre. «Branchenseitig ist neben den Banken ganz besonders die Investitionsgüterindustrie unter Druck».

Keine Impulse durch Andermatt und Bürgenstock

Der Tourismus - für die Zentralschweiz von grosser Bedeutung - halte sich nach einem schwächeren ersten Quartal bisher relativ gut (Logiernächte im ersten Halbjahr deutlich im Plus), trotz der Herausforderung durch die schwächere (internationale) Nachfrage und den Franken-Kurs. Diese Entwicklung sei umso bedeutender, da jüngst enorme Summen in das Angebot investiert werden. Doch: «Nach einer starken Entwicklungen in den Jahren 2017 und 2018 haben die Logiernächte im ersten Halbjahr 2019 gegenüber dem Vorjahreszeitraum stagniert», so Eichler. Nachdem die BAK-Ökonomen für das laufende Jahr für den Kanton Nidwalden enorm hohe Wachstumsraten von rund 20 Prozent, – dank des Bürgenstock Resorts – vorausgesagt hatten, müssen sie heuer feststellen: «die Ausbauten auf dem Bürgenstock und in Andermatt konnten im bisherigen Jahresverlauf keine zusätzlichen Impulse bringen».

Welche Impulse für die Zukunft der Zentralschweizer Wirtschaft massgebend sein werden, diskutierten auf dem Podium im Anschluss der Referate nebst Ökonom Eichler auch André Bieri von EY, Beat Hodel von der Luzerner Kantonalbank sowie Peter Fries von der PKG Pensionskasse. Moderiert wurde die Runde von LZ-Chefredaktor Jérôme Martinu. «Die Zentralschweizer Wirtschaft ist robuster, weil sie breit aufgestellt ist», stellte dabei Fries fest. Tourismus, Baugewerbe, Maschinen, Nahrungsmittel: es gebe zahlreiche Unternehmen, die in unterschiedlichen Sektoren am Markt agieren würden.

Auch der BAK-Ökonom Eichler erklärte, dass sich hiesige Betriebe erstaunlich gut halten würden. Dies gerade auch dank den für den Standort starke Leaderunternehmen wie Maxon oder Pilatus, die den aktuellen Herausforderungen trotzen könnten. «Dies zeigen zum Beispiel die Exporte. Zentralschweizer Ausfuhren von Investitionsgütern konnten im Jahresverlauf 2019 um 4,1 Prozent expandieren. Der Schweizer Durchschnitt liegt hier bei 3,9 Prozent», so Eichler. Als erheblich taxierte der Ökonom die Risiken. Der Handelskonflikt könnte sich wesentlich verschlimmern. Schlimm wäre es, sollten die USA Zölle auf Autoimporte erheben oder Washington die Schweiz als Währungsmanipulator anklagen. Ebenfalls könnte die Schweiz massiv an Attraktivität einbüssen, sollte sie ihre Steuerattraktivität verlieren.

Starke Einzelunternehmen

Die Bauwirtschaft, eine weiter für die Zentralschweizer wichtige Branche, dürfte 2019 gebremst werden. Darauf deuteten die Indikatoren wie Baugesuche und -bewilligungen hin. Zwar sei hier die Leerstandsquote von Wohnungen noch tiefer als im Schweizer Mittel. Nach den grossen Investitionen der letzten Jahre in den Mehrfamilienhausbau dürfte sich auch hier das Bild verschlechtern. «Eine besonders schwache Entwicklung ist 2019 für Zug zu erwarten, wo unter anderem durch das Grossprojekt Unterfeld, welches von der Bevölkerung an der Urne abgelehnt wurde, kurzfristig einiges an geplantem Bauvolumen weggefallen ist».

Zusammengefasst sei die Zentralschweizer Wirtschaft derzeit herausgefordert. Betriebe könnten sich aber – nicht zuletzt dank zahlreicher starker Einzelunternehmen – recht gut halten. Dieses doch recht positive Urteil dürfe allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Wachstumsdynamik 2019 und 2020 vergleichsweise schwach ausfallen werde. «Erst 2021 ist auf Jahresebene wieder mit etwas mehr Dynamik zu rechnen», so Eichler.