Besitzer und über tausend Gäste feiern offiziell die Eröffnung des Bürgenstock-Resorts. Der Präsident des katarischen Hospitality-Fonds äusserst sich zum ersten Mal öffentlich zur 550 Millionen-Investition.
Scheich Nawaf bin Jassim bin Jabor Al-Thani, Sie sind Präsident des katarischen Hospitality Fonds. Dem Fonds gehört das Bürgenstock-Resort. Sie sehen heute das Hoteldorf zum ersten Mal in Betrieb. Sind Sie zufrieden damit?
Es übertraf meine Erwartungen bei weitem. Wir sind sehr stolz auf den neuen Hotelkomplex, der hier an einmaliger Lage entstanden ist, und sind überzeugt, damit erfolgreich zu sein. Katara Hospitality ist weltweit im Tourismusbereich tätig. Mit dem Bürgenstock Resort kam ein traditionsreicher Ferienort an einem einzigartigen Reiseziel hinzu, nämlich der Schweiz. Mit seinen vier Hotels, acht Restaurants, zwei Spas und den medizinischen Einrichtungen spricht es ein breites Publikum im In- und Ausland an.
Haben sich Ihre Erwartungen in den Bereichen Gastronomie, Hotel und Wellness im ersten Betriebsjahr erfüllt?
Das erste Jahr lief recht gut an. Wir sind zufrieden. Das Bürgenstock Hotel etwa war in den Sommermonaten bereits ausgebucht. Das ist bei einem neu eröffneten Hotel sonst selten der Fall. Auch die Nachfrage nach den Restaurants und den beiden Spa-Bereichen übertraf die Erwartungen. Mich freut besonders, dass die meisten der grossen Schweizer Unternehmen das neue Resort für ihre Tagungen und Konferenzen nutzen. So war es schon in den 1970er- und 1980er-Jahren in der alten Hotelanlage. Das Bürgenstock Resort ist also wieder die Anlaufstelle für die weltweit tätigen Konzerne des Landes.
Womit sind Sie noch nicht zufrieden?
Es ist noch zu früh, sich dazu zu äussern. Ich sehe hier viel Positives. Das eine oder andere mag noch nicht perfekt funktionieren, wie es in einer Startphase üblich ist. Daran werden wir arbeiten. Doch durch anfängliche Fehler lasse ich mir den ausgezeichneten Gesamteindruck nicht verderben.
Der Bürgenstock hat eine illustre Vergangenheit mit Gästen wie den Filmschauspielern Audrey Hepburn, Sophia Loren oder Sean Connery. Auch berühmte international bekannte Politiker wie Konrad Adenauer stiegen dort regelmässig ab. Wird es gelingen, an diese Tradition anzuknüpfen?
Ich bin sicher, dass wieder hochkarätige Führungskräfte aus der Wirtschaft und Stars aus der internationalen Unterhaltungsszene den Weg auf den Bürgenstock finden. Die Geschichte dieser Hotelanlage geht auf das Jahr 1873 zurück, dahinter steckt also eine lange Geschichte. Der Bürgenstock liegt mitten in der Schweiz, und die Schweiz liegt mitten in Europa. Er bietet mit dem Vierwaldstättersee und den Alpen eine einmalige Umgebung. Die lässt sich nirgendwo sonst nachstellen. Es war darum kein Zufall, dass sich so viele prominente Persönlichkeiten auf dem Berg aufhielten. Sie verschafften ihm einen Ruf, der sich bis heute hält. Das stimmt mich zuversichtlich.
Haben im ersten Jahr denn schon prominente Gäste in einem der Hotels eingecheckt?
Diskretion und Privatsphäre sind der Schlüssel in diesem Geschäft. Wir sprechen nicht über unsere Gäste.
Der Hospitality Fonds hat rund 550 Millionen Franken in das Resort investiert. Ab wann muss es Gewinn abwerfen?
Die Anlaufphase für ein grosses Tourismusprojekt wie das Bürgenstock Resort dauert drei bis fünf Jahre. Wann wir die Gewinnzone erreichen, lässt sich aber schwer voraussagen.
Wie viel Zeit geben Sie sich für den Return of Investment?
Vielleicht dauert es 25 Jahre, bis wir die Investitionen hereingespielt haben. Vielleicht ist es bereits früher so weit, vielleicht auch später. Das hängt von zahlreichen Entwicklungen ab, auf die wir keinen Einfluss haben. Wächst die Weltwirtschaft zum Beispiel weiterhin so stark wie zur Zeit, dürfte es schneller gehen. Kommt es zu einer Wirtschaftskrise, dauert es länger. Aber wissen Sie, für uns steht nicht diese Zeitspanne im Mittelpunkt.
Was steht denn im Mittelpunkt?
Wir betrachten unsere Geldanlagen sehr langfristig. Wir haben das umfassende Projekt nicht zehn Jahre lang entwickelt und in die Tat umgesetzt, um es dann möglichst schnell mit einem Gewinn zu verkaufen. Wir bleiben. Der Bürgenstock ist uns ans Herz gewachsen und fester Bestandteil unseres Angebotes. Der Katara Hospitality Fonds denkt und handelt langfristig.
Seit Sie den Hotelkomplex vor elf Jahren kauften, hat der Schweizer Franken auch gemessen am Dollar stark an Wert zugelegt. Wie hoch war der Bilanzgewinn durch die Liegenschaft, schon lange bevor das Resort eröffnet hat?
Der Buchwert mag gestiegen sein, doch die Umbaukosten verteuerten sich durch den erstarkten Franken. Wenn man die Periode von elf Jahren betrachtet, kommen die Währungsschwankungen unter dem Strich ohnehin einem Nullsummenspiel gleich. 2007 gab es für den US-Dollar 1,20 Schweizer Franken. In der Mitte der Bauphase, in der wir massiv investierten, lag der Dollar bei nur noch 0,85 Franken.
In der Schweiz sind Bewilligungsverfahren im Baubereich sehr komplex und langwierig. Würden Sie hier wieder ein derart grosses Projekt anpacken?
Die Behörden in der Schweiz unterstützten uns vorbildlich. Es ist kein Vergleich zu anderen Ländern, wo wir mit dem Bewilligungsprozedere und den Rahmenbedingungen für die Bauphase manchmal viel schlechtere Erfahrungen gemacht haben. Wir investieren gerne in der Schweiz. Sonst hätten wir hier nicht drei Hotels. Sie bietet zudem eine hohe politische Stabilität. Wie Deutschland oder Frankreich auch, wo wir nach der Schweiz am meisten investieren. Ausschlaggebend sind bei unseren Projektentscheiden indes nicht die politischen Verhältnisse, sondern die wirtschaftlichen Erfolgschancen.
Bei den Schweizern kommt das Projekt gut an. Kritik gibt es aber an den hohen Transport- und Resortpreisen.
Es freut mich zu hören, dass den Schweizern das Tourismus- und Freizeitdorf gut gefällt. Zu den Preisen: Die Schweizer erwarten auf dem Bürgenstock Qualität. Qualität hat aber ihren Preis.
Scheich Nawaf bin Jassim bin Jabor Al-Thani (48) führt den Katara Hospitality Fonds. Der Fonds wird aus den Einnahmen des Erdgasgeschäftes gespiesen und investiert weltweit Milliarden in Tourismusprojekte. Scheich Nawaf gehört der Herrscherfamilie seines Heimatlandes an.