Der Raiffeisen-Regionalverband Luzern-, Ob- und Nidwalden verzeichnet bei der Zahl der Genossenschaftsmitglieder einen Rekordwert. Bei den Kundengeldern und Hypotheken konnte der Verband letztes Jahr überdurchschnittlich stark zulegen.
Das für die Kunden Wichtigste vorneweg: Mit der Weitergabe von Negativzinsen müssen Kunden des Raiffeisen-Regionalverbands Luzern-, Ob- und Nidwalden aktuell nicht rechnen. Einzige Ausnahmen seien Personen, zu denen sonst noch keine Kundenbeziehung bestehe und die auf dem Raiffeisen-Konto nur ihr Geld parkieren wollten, beispielsweise, um Negativzinsen bei anderen Banken zu vermeiden, so der Präsident des Verbands Kurt Sidler an der Bilanzmedienkonferenz am Donnerstag. Das seien aber klar Einzelfälle.
Der Verband kann auf ein erfolgreiches 2019 zurückblicken. «Trotz holpriger Zeiten konnten wir einen grossen Zuwachs bei den Genossenschaftsmitgliedern verzeichnen», sagte Kurt Sidler. Gemeint mit holprigen Zeiten ist die Affäre Vincenz und deren Auswirkungen auf Raiffeisen Schweiz, was dazu führte, dass die Raiffeisen-Gruppe Ende letzten Jahres ihre Strukturen anpasste. «Wir haben gemerkt, die Kunden halten uns trotzdem die Treue und es kommen sogar neue dazu», so Sidler. Die Zahl der Genossenschaftsmitglieder wuchs auf 168'010 (2018: 166'825): Ein Rekordwert.
Wachsen konnten die Banken des regionalen Verbands auch bei den Hypotheken und zwar um 3,6 Prozent auf 12,576 Milliarden Franken – «und damit überdurchschnittlich», wie der Leiter des Ressorts Finanzen Oliver Britschgi ausführte. Das nationale Durchschnittswachstum betrug 3,3 Prozent. Ein doppelt so starkes Wachstum wie der Markt gelang bei den Kundengeldern. Diese stiegen um 5,9 Prozent auf 12,595 Milliarden Franken. «Viele dieser neuen Gelder sind zudem ins Anlagegeschäft geflossen», so Britschgi. «Was es uns erlaubt hat, diese Sparte weiter zu stärken.» Gar bemerkenswert nannte er die Entwicklung beim Depotvolumen, also dem Volumen der Wertpapiere. «Aufgrund der Nachfrage haben wir die Vermögensverwaltung als neue Dienstleistung ausgebaut und dank unserer neuen Produkte und der guten Marktlage an der Börse wuchsen die Depotvolumen um 282 Millionen Franken auf 2,282 Milliarden Franken.»
Doch auch bei Raiffeisen wirkt sich das aktuelle Tiefzinsumfeld aus. Der Bruttozinserfolg der Banken des Regionalverbands sank im vergangenen Jahr um 1,1 Prozent. Und mit 81 Prozent am Gesamtbruttoertrag ist der Zinserfolg die wichtigste Einnahmequelle. «Bis jetzt sind wir stark vom Zinserfolg abhängig», so Britschgi. Durch die Steigerung im Wertschriftengeschäft sei es aber gelungen, die Abhängigkeit etwas zu reduzieren. Durch eine Ertragssteigerung im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft von 6,9 Prozent und eine im Handelsgeschäft von 4,6 Prozent sei denn auch der Rückgang aus dem Zinsgeschäft abgefedert worden, so Britschgis Fazit. Gesamthaft wuchs der Jahresgewinn um 1,4 Prozent auf 16,6 Millionen Franken.
Der Präsident des Verbands Kurt Sidler kam dann noch auf die neue Eignerstruktur bei Raiffeisen Schweiz zu sprechen. Für ihn stärkt diese den Einfluss der Regionalbanken und sei die richtige Konsequenz «auf die Eigendynamik unter Pierin Vincenz», so Sidler. Zuvor kamen die 18 Banken des Verbands auf elf Eignerstimmen, neu ist jede Bank mit einer Stimme vertreten, so dass 18 Delegierte aus der Region an die erstmals stattfindende Generalversammlung entsandt werden. Zudem hob Sidler positiv die neu geschaffenen «Sparring-Gremien» auf verschiedensten Ebenen zwischen Raiffeisen Schweiz und den Raiffeisenbanken hervor.
Ein grosses Thema in der heutigen Zeit sind immer wieder Geschäftsstellenschliessungen. Überprüfungen bezüglich Frequenz fänden bei den 18 einzelnen Mitgliedsbanken immer wieder statt, sagte Sidler auf diese Frage. «Da wissen wir als Verband noch nicht genau, was im laufenden Jahr passiert. Dass es aber immer wieder Überprüfungen gib, wissen wir.» Grundsätzlich gehe aber die allgemeine Entwicklung hin zu einem Auftritt mit Fokus auf Beratung und mit weniger Bargeld-Transaktionen.