Die Autoverkäufe sind auch in der Region erwartungsgemäss im letzten Halbjahr zurückgegangen. Die Garagisten können die Rückgänge teilweise mit Werkstattarbeiten auffangen. Auch Occasionen sind sehr gefragt.
Von Andreas Toggweiler
Es gibt wenige Branchen in der Schweiz, die so transparent über die Verkäufe ihrer Produkte informieren wie die Automobilimporteure. So wird eine monatliche Statistik veröffentlicht über alle Fahrzeuge, die in der Schweiz eingelöst werden - und zwar detailliert nach Marken und Modellen. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr schweizweit mit 133 720 Stück 11,9 Prozent weniger Fahrzeuge verkauft.
Auffällig ist, dass es Marken gibt, die stark rückläufig sind, andere folgen in etwa der Marktentwicklung und wieder andere legen zu. Eine Umfrage bei Garagisten in der Region bildet diese Entwicklung ab: Gefragt sind vor allem kleinere, verbrauchsarme Autos. «Der Rückgang bei unserer Marke war mit minus 6,7 Prozent etwas schwächer als der Branchendurchschnitt», erklärt Ford-Händler Felix Hediger aus Zuchwil.
Nachdem es Anfang Jahr noch sehr schlecht ausgesehen habe, liegen seine Verkäufe nun im (gegenüber dem letzten Jahr allerdings reduzierten) Budget. Mitgeholfen hätten dabei auch Marketinganstrengungen mit Ausstattungspaketen oder attraktive Leasing-Angebote. Gegenüber dem verhaltenen letzten Jahr habe sich der Occasionshandel wieder belebt, und auch die Werkstatt sei recht gut ausgelastet, sagt der Patron von 45 Mitarbeitern.
Ganz ähnlich sieht es bei Toyota-Händler Hannes Flückiger in Auswil aus. «Die Lage ist nicht so schlecht, die Kunden kaufen aber sehr preisbewusst», sagt Flückiger, der den Rückgang der Neuwagenverkäufe «bei etwa 15 Prozent» beziffert. Energieeffizienz werde zunehmend zum Thema. Es gebe bereits auch Hybridmodell-Fahrer, die jetzt auf ein Modell der neuen (Prius-) Generation umsteigen. Im Juni hat der Verkauf von Hybrid-Fahrzeugen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,6 Prozent zugelegt (ganze Schweiz, alle Marken).
Auch bei Flückiger hat die Werkstatt Arbeit. Es gebe einen klaren Trend, auch ältere Fahrzeuge wieder auf Vordermann zu bringen, was dann Investitionen von 2000 bis 3000 Fr. bedeutet. Mit der Werkstatt könne ein Teil des Rückgangs bei den Neuwagenverkäufen aufgefangen werden. «Das ist auf jeden Fall besser, als wenn man Leute entlassen muss», sagt der Garagist, der in Auswil und Langenthal 32 Angestellte beschäftigt.
Pascal Algieri, Peugeot-Händler in Grenchen, verzeichnet «praktisch keine Einbusse gegenüber dem Vorjahr», wie er auf Anfrage sagt. Und dies, obwohl die Marke in der nationalen Statistik eine deutliche Einbusse erlitt. Algieri anerkennt, dass die Situation regional unterschiedlich sein könne. «Auch wir hatten Anfang Jahr einen Einbruch, haben aber inzwischen wieder aufgeholt.
Von Pius Studer, Opel- und Subaru-Vertreter in Langenthal, interessiert vor allem, ob sich die Verunsicherung rund um GM/Opel allenfalls auswirkt. «Ich bin nicht unzufrieden», sagt Studer, denn mit dem neuen Modell Insignia komme ein Produkt, das «rundum stimmt» und deshalb im Markt gut ankomme. Und die Marke Subaru läuft laut Studer sogar noch besser als letztes Jahr. Studer glaubt ferner, dass es die grossen Garagisten in Zeiten der Krise besser haben als die Kleinen. «Der Kunde möchte Auswahl und Probefahrten. Wir können den Kunden eine grosse Palette von Fahrzeugen bieten, inklusive vieler Occasionen.»
Etwas verhalten tönt es auch bei der Mercedes-Garage in Bellach. «Im oberen Segment ist die Nachfrage eher rückläufig», sagt Geschäftsleiter Joachim Sieber, dafür laufe es bei den kleineren Modellen besser. Mercedes reagiere mit einer Sommeraktion auf die Modelle der C-Klasse. «Auch die Occasionen laufen auf dem Platz Bellach gut», sagt Sieber, der auch eine Servicestelle für Smart (inkl. Wiederverkauf) betreibt. Die Smart-Verkäufe haben übrigens bis Mitte Jahr schweizweit um über 10 Prozent zugelegt.
Vergleichsweise gut läuft es bei Amag Solothurn (Audi, VW, Skoda, Seat). «Wir sind bei den Verkäufen im Budget», sagt Geschäftsleiter Markus Stuber, der allerdings einen Unterschied zwischen dem Privatkunden und dem Flottengeschäft ausmacht. Bei den Geschäftswagenflotten sei ein Rückgang zu verzeichnen, sagt Stuber. Audi konnte hingegen im Privatsegment stark zulegen (national um 8,6 Prozent). Dabei zeige sich einmal mehr, dass die Schweizer Kundschaft gut ausgerüstete Fahrzeuge wünsche und aufs Image achte. «Ein günstiger Skoda in einer Basisversion ist dagegen weniger gefragt.»
Da helfen auch «Abwrackprämien» wenig, wie sie Renault dieses Frühjahr lancierte. Wie Garagist Thomas F. Howald (Solothurn) auf Anfrage erklärt, habe die Aktion nicht ganz den gewünschten Erfolg gezeigt. Dafür laufen auch hier die Occasionen gut, und die Werkstatt sei gut ausgelastet. Auch bleibt Renault nach wie vor die grösste französische Marke in der Schweiz.
Apropos Occasionen: sämtliche angefragten Garagiers bestätigen, dass der Occasionsmarkt zurzeit «heiss» ist - mit Ausnahmen: schwere Benzinsäufer, Sportwagen oder Luxuslimousinen sind wenig gefragt. Doch auch das ist relativ. Wenn der Benzinpreis weiter fällt und die Occasions-Offroader immer billiger werden, finden auch sie wieder ihre Käufer.