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Wirtschaft
Die Nationalbank sorgt mit ihren Entscheiden dafür, dass sich die Erträge im Zinsengeschäft der Banken meist schmälert. Sie reagieren mit unterschiedlichen Massnahmen darauf.
Nach den jüngsten Entscheiden der Schweizerischen Nationalbank ist klar: Die Hypothekarzinsen in der Schweiz bleiben auf lange Zeit auf Rekordtief. Die Notenbank kann das generelle Zinsniveau aus Angst vor einer weiteren Aufwertung des Frankens gar nicht anheben. Zudem überschwemmt die Europäische Zentralbank die Euromärkte mit über 1000 Milliarden, was die Einheitswährung Euro noch weiter abwertet.
Von dieser Konstellation profitiert der Hypothekarschuldner. Seine Belastung für die Grundpfandkredite ist tiefer denn je. Für die Banken dagegen geht die Tiefstzinsphase ans «läbige». Das historisch tiefe Zinsniveau führe dazu, dass die Zinsmarge seit längerem unter Druck stehe, erläutert Marcel Koller, Chefökonom der Aargauischen Kantonalbank (AKB). Denn auf der Passivseite, vorab bei den Spargeldern, gebe es keinen Spielraum mehr nach unten. Liege doch deren Verzinsung faktisch bei null, obwohl sie gemessen an den Marktzinsen eigentlich negativ sein müsste. «Das Margenproblem betrifft nicht nur die Neuabschlüsse, sondern auch die Ablösung bestehender Hypothekarkredite; diese werden zu deutlich tieferen Zinssätzen erneuert», sagt Koller. Der Zinserfolg, der weitaus wichtigste Ertragspfeiler bei den Retailbanken, sinkt. «Das drückt automatisch die Zinsmarge», folgert Koller. Und diese Entwicklung werde sich nach den jüngsten geldpolitischen Entwicklungen im laufenden Jahr noch zuspitzen.
Damit steht das Aargauer Geldinstitut nicht alleine da. Praktisch alle Retailbanken sind von dieser Herausforderung betroffen. So konnte beispielsweise die Basellandschaftliche Kantonalbank ihren Hypothekenbestand von 2011 bis 2013 zwar um elf Prozent steigern. Gleichzeitig ist aber der Zinserfolg um fast sechs Prozent gesunken. Die Zinsmarge verringerte sich im gleichen Zeitraum von 1,53 auf 1,33 Prozent. «Der Druck auf die Marge wird nun noch einiges grösser werden», erklärt Christoph Loeb, Sprecher der Basellandschaftlichen Kantonalbank. Die Migros Bank bestätigt den Trend. Der Ertrag aus den Hypothekarkrediten sei stärker zurückgegangen als der Aufwand für Spareinlagen, sagt Banksprecher Urs Aeberli. «Die Marge wird sich verengen.»
Ein Instrument, um den nur leicht wachsenden oder stagnierenden Zinserfolg und die rückläufige Marge zu kompensieren, wäre die Erhöhung des Volumens im Hypothekengeschäft. Die Migros Bank etwa weist per Ende 2014 einen Hypothekenbestand von 32,6 Milliarden Franken aus; das sind 25 Prozent mehr als 2010. Setzt die Bank also voll auf Wachstum zur Kompensation? «Nein», sagt Urs Aeberli. Man baue vielmehr das Filialnetz stetig aus, um neue Marktgebiete zu erschliessen. «Wir grasen also nicht bestehende Märkte ab, sondern etablieren uns in neuen Gebieten.» Die Risiken habe man dank der Einhaltung der Kreditvergaberichtlinien im Griff. So sei die Zahl der Kredite, welche diese nicht erfüllten, rückläufig. Die Quote der Ausnahmen von der Regel (Exceptions to policy) sei von 5,5 Prozent im Vorjahr auf 4,6 Prozent im 2014 gesunken.
Eine Kompensation über zusätzliches Wachstum wäre nur möglich, wenn man mehr Risiken auf sich nehmen würde, sagt Koller von der AKB. «Das wollen wir auf keinen Fall.» Zudem dürfte die erwartete Konjunkturabschwächung dazu führen, dass die Zuwanderung zurückgehe und damit auch die Nachfrage nach Wohneigentum. Deshalb konzentriere sich die AKB auch aktiv auf alternative Ertragsmöglichkeiten, wie etwa im Kommissionsgeschäft und im Handel. Als «gefährliches Rezept» bezeichnet Christoph Loeb von der Basellandschaftlichen Kantonalbank das Volumenbolzen. «Die Ausfallrisiken würden steigen.» Ziel sei, die Kreditqualität zu halten oder zu verbessern.