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An der Generalversammlung von Hochdorf lehnen die Aktionäre auch die Dividende sowie die Décharge für die Geschäftsleitung und den Verwaltungsrat ab.
Daniel Suter ist nicht mehr Präsident des Milchverarbeiters Hochdorf. An der Generalversammlung im Kulturzentrum Braui ist der Vorsitzende des Verwaltungsrats am Freitagabend abgewählt worden. Die Aktionäre wählten stattdessen mit 56 Prozent der Stimmen Bernhard Merki neu in den Verwaltungsrat. Der ehemalige Chef des Hochdorfer Fensterherstellers 4B und EMS-Verwaltungsrat wurde sogleich zum Präsidenten des börsenkotierten Unternehmens mit knapp 700 Angestellten gewählt.
Merki sagte in einer Ansprache nach der Wahl, es sei wichtig, dass der neue Verwaltungsrat zusammen mit der Geschäftsleitung und den Mitarbeitern an der Vertrauensbasis arbeite und wieder Ruhe ins Unternehmen bringe. «Ich werde mich persönlich dafür einsetzen, dass wir zum Wohl der Aktionäre und der Mitarbeiter dieses Unternehmen erfolgreich in die Zukunft weiterentwickeln», so Merki. Vertrauen müsse man sich hart erarbeiten.
Vergeblich hatten einzelne Aktionäre zuvor gefordert, dass mit der Bestätigung von Suter wieder Ruhe einkehren müsse. «Stabilität ja, Revolutionskomitee nein!», sagte einer von ihnen. Die Mehrheit der Votanten kritisierte den amtierenden Verwaltungsrat aber scharf.
Suter selbst sagte, dass «grosse strategische Entwicklungen Zeit benötigen». Interims-CEO Peter Pfeilschifter räumte ein, dass man sich vielleicht ein Stück weit vergaloppiert habe – «aber die Richtung stimmt». Pirmin Furrer, Geschäftsführer der Genossenschaft Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP), hingegen meinte, die Geduld der Milchproduzenten sei zu Ende. Auch der Kapitalmarkt habe das Vertrauen in Hochdorf verloren. Dass ZMP Übernahmepläne schmiede, wie dies Suter im Vorfeld vermutet hatte, sei im Übrigen «ein Chabis», wie Furrer sagte.
Gewählt wurden ausserdem sechs weitere Verwaltungsratsmitglieder: Jörg Riboni (ehemaliger Emmi-Finanzchef), Markus Kalberer (von der Aktionärsgruppe Weiss/Maurer portiert), Markus Bühlmann (Vizepräsident ZMP) sowie die Bisherigen Michiel de Ruiter, Walter Locher und Ulrike Sailer. Abgewählt wurde Niklaus Sauter. Nicht zugewählt wurde der vom VR vorgeschlagene Kandidat Hans-Peter Hess.
Auch bei weiteren zentralen Traktanden kassierte die Firmenleitung eine Niederlage. Die vorgesehene Dividende von 4 Franken lehnten die Aktionäre ebenso ab wie die Entlastung der Mitglieder des Verwaltungsrates und der Geschäftsleitung für das Geschäftsjahr 2018. Ein Vertreter der Aktionärsfamilie Weiss sagte, eine Dividenden-Ausschüttung sei verantwortungslos angesichts der vielen Probleme von Hochdorf. Bei der Décharge hatten einzelne Aktionäre eine Abstimmung über einzelne GL- und VR-Mitglieder verlangt, Verwaltungsratspräsident Daniel Suter lehnte dies allerdings mit Verweis auf das Gesetz ab.
«Der Verwaltungsrat hat es nicht im Griff», hatte ZMP-Chef Pirmin Furrer vor der Abstimmung gesagt. ZMP ist mit einem Anteil von 14,5 Prozent der grösste Aktionär von Hochdorf. Auch die Aktionärsgruppe Weiss/Maurer spielte mit einem Stimmenanteil von 11 Prozent eine gewichtige Rolle bei der Erneuerung des Verwaltungsrats.
Mit dem Wechsel im Verwaltungsrat haben sich die kritischen Aktionäre durchgesetzt. Nach zwei Gewinnwarnungen und einem markant sinkenden Aktienkurs hatte ein Teil der Aktionäre bereits letztes Jahr Änderungen im Aufsichtsgremium gefordert. Ihrer Meinung nach wird die neue Strategie hin zum Endkonsumenten zu schleppend umgesetzt. Öffentlich in Erscheinung trat letztes Jahr aber kein Aktionär. Vor einem Monat forderten dann die Zentralschweizer Milchproduzenten die Absetzung von Suter und die Ernennung von Bernhard Merki zum neuen Präsidenten. Am nächsten Arbeitstag trat CEO Thomas Eisenring zurück – offiziell aus persönlichen Gründen. Die Führung des börsenkotierten Unternehmens wehrte sich bis zuletzt gegen eine Erneuerung des Verwaltungsrats. Bis auf Riboni seien die vorgeschlagenen Kandidaten nicht für den Verwaltungsrat geeignet, hiess es.
Nach fünf Jahren steigender Erträge musste Hochdorf letztes Jahr viele Rückschläge hinnehmen. Dazu zählen die schlecht laufenden Geschäfte der mehrheitlich übernommenen Babynahrungsfirma Pharmalys, der fehlende China-Umsatz, Verspätungen bei der neuen Sprühturmlinie in Sulgen (Thurgau) und eine Verschärfung der Probleme im Kerngeschäft mit Pulverprodukten aus Milch und Molke (Dairy Ingredients). Ausserdem kam letztes Jahr ein Einmaleffekt aus dem Verkauf einer Tochter im Baltikum hinzu.