Der Rivella-CEO Erland Brügger freut sich über gute Jahreszahlen. Im Interview sagt er, warum es keinen Rivella-Wodka geben wird und verrät uns, was er im Ausland trinkt.
Erland Brügger: Ja, vor allem auch angesichts der Tatsache, dass der wettermässig durchzogene Sommer für die Getränkebranche nicht perfekt war. Besonders freut mich, dass unsere neuen Produkte gut angelaufen sind. Von den beiden im letzten Jahr lancierten Geschmacksrichtungen Pfirsich und Rhabarber haben wir 2014 insgesamt acht Millionen Flaschen verkauft.
Der 48-jährige Solothurner leitet die Rivella-Gruppe seit dem Jahr 2011. Zuvor war der Ökonom neun Jahre lang bei der Wander AG unter anderem für die Konzernmarken Ovomaltine und Caotina in den Gebieten Schweiz und Zentraleuropa zuständig.
In Deutschland sind wir nach wie vor unterwegs. Aber wir haben beschlossen, uns dort wieder hauptsächlich auf das Kerngebiet Baden-Württemberg zu konzentrieren. Als Familien-KMU muss man die Kräfte bündeln. Wir können den deutschen Markt nicht mit der Brechstange erobern, weil uns dazu die Mittel fehlen.
Ja, finanziell lohnt es sich. Aber wir haben keine Pläne, gross in diese Märkte zu investieren. Das ist eher ein Halten-Geschäft.
Wir sind dort schon seit gut 60 Jahren präsent. Die Holländer betrachten Rivella sozusagen als ihre eigene Marke und sind teilweise sogar überrascht, wenn sie hören, dass das Getränk auch ausserhalb ihres Landes verkauft wird.
Wir haben uns vorderhand gegen eine Preiserhöhung im Euroraum entschieden, beobachten die Entwicklung aber natürlich genau. Vor der Frankenaufwertung war Rivella im Ausland tendenziell teurer als in der Schweiz. Mit dem aktuellen Eurokurs von 1.07 hat sich das Preisniveau jetzt angeglichen.
Natürlich geht die ganze Eurodiskussion nicht ganz spurlos an uns vorbei. Aber wir werden das überleben, zumal wir ja rund 75 Prozent unseres Umsatzes im Inland machen.
Es gab einen signifikanten Druck auf die Branche. Auch wir sind vom Schweizer Detailhandel kontaktiert worden. Aber wir produzieren in der Schweiz, mit Rohstoffen und Verpackungsmaterial aus der Schweiz. Da wir beim Einkauf deshalb nicht von tieferen Europreisen profitieren, können wir auch unsere eigenen Preise nicht senken. «Eurorabatte» sind in der Getränkebranche allerdings sowieso weniger ein Thema, weil auch international aufgestellte Getränkehersteller den grossen Teil ihres Schweizer Volumens lokal vor Ort produzieren.
Ins Ausland zu gehen, wäre ein Affront gegenüber den Schweizer Konsumenten. Zudem ist die Gründerfamilie hier in Rothrist verwurzelt. In der Schweiz zu produzieren, ist nach wie vor möglich. Natürlich muss man dafür technisch auf dem neusten Stand sein. Wir investieren deshalb gerade 20 Millionen Franken in eine neue Abfüllanlage.
Neue Sachen sind für unsere Kunden grundsätzlich spannend und die Geschmacksrichtungen Pfirsich und Rhabarber sind wie gesagt auch gut angelaufen. Aber es ist schon so: Der Platz, zum Beispiel in der Getränkeschublade eines Restaurants, ist natürlich begrenzt. Wir planen deshalb auch nicht, in nächster Zeit weitere Rivella-Produkte zu lancieren.
Ich erwarte schon, dass sich unsere Mitarbeitenden laufend Gedanken über mögliche neue Produkte machen. Dass die Rhabarber-Variante praktisch gleich gut laufen würde wie die Pfirsich-Variante, war zum Beispiel nicht unbedingt absehbar. Falls die Rhabarber-Geschmacksrichtung weniger gut angekommen wäre, hätten wir etwas anderes bereit haben müssen — was wir auch jederzeit haben.
Nein, das ist für uns keine Option. Was der Konsument mit dem Rivella macht, ist natürlich seine Sache. So habe ich auch schon von Restaurants und Beizen gehört, die Rivella-Drinks anbieten. Für uns und auch für die Besitzerfamilie ist aber klar: Wir stellen Erfrischungsgetränke her und sind in der Sportwelt zu Hause. Sollte zum Beispiel ein Wodka-Hersteller mit der Idee für einen Rivella-Wodka anklopfen, müsste ich also Nein sagen.
Man kann natürlich auch als unsportliche Person hier arbeiten, aber der sportliche Gedanke schwingt bei uns schon irgendwie mit. Ich fahre gelegentlich mit dem Velo von meinem Wohnort Muri bei Bern zur Arbeit, das sind immerhin 60 Kilometer.
Reisen führt ja dazu, dass man Rivella nach der Rückkehr noch mehr schätzt. Vieles findet man überall, aber Rivella nur hier. Ich halte es ebenso und habe herausgefunden: Drei Wochen ohne Rivella, das hält man schon aus.