Der Metallverarbeiter BOA stellt Ende Monat die Produktion ein. Die Hälfte der Mitarbeiter hat einen neuen Job. Schwierig wird es für die zahlreichen Angelernten mit geringen Sprachkenntnissen.
Die Metallschlauchproduktion wurde bereits nach Frankreich verlagert. Dennoch sind die Auftragsbücher beim Metallverarbeiter BOA in Rothenburg voll. Rund 100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen arbeiten immer noch im Schichtdienst – auch samstags. Doch Ende Monat schliesst das Traditionsunternehmen für immer.
Die Situation ist alles andere als einfach. Wer bis Ende April arbeitet, erhält einen Durchhaltebonus in Höhe von einem oder mehreren Monatsgehältern. Alle Betroffenen wissen seit Monaten, dass sie ihre Arbeit verlieren werden. «Gleichzeitig soll man sich bewerben, zum Teil sind die Mitarbeiter damit überfordert», berichtet ein langjähriger BOA-Angestellter, der anonym bleiben will. 168 Mitarbeiter waren per Ende September vergangenen Jahres bei der BOA AG in Rothenburg beschäftigt. 18 werden in einer neuen Schweizer Tochtergesellschaft der BOA beschäftigt, die ihren Sitz in der Zentralschweiz haben wird. Der Standort steht noch nicht fest.
Von den restlichen 150 Mitarbeitern habe rund die Hälfte eine neue Stelle oder gehe in Pension oder Frühpension, die andere Hälfte sei noch auf der Jobsuche, sagt der Mitarbeiter. «Die Stimmung untereinander ist trotz allem gut, wir unterstützen einander gegenseitig, zum Teil auch bei der Jobsuche im Internet», sagt der BOA-Mitarbeiter. Zum Glück dürfe man sich während der Arbeitszeit im Jobcenter bewerben und werde dort auch unterstützt.
In dem Jobcenter erhalten seit November vor allem diejenigen professionelle Hilfe, die nicht sofort einen neuen Job gefunden haben. Verantwortlich für den Jobcenter ist das Outplacement-Unternehmen Newplace. Gemäss Projektleiter Andreas Bucher, Poolpartner bei Newplace, hat das Mandat ursprünglich 103 austretende Mitarbeiter umfasst. Von diesen «Klienten» hätten gesamthaft 50 «eine neue Herausforderung» gefunden. Seit Anfang Januar unterstützen neun Coaches des Unternehmens die Mitarbeiter bei der Jobsuche. Neben der aktiven Akquisition möglicher Stellen liegt der Fokus vor allem auf der Unterstützung im Bewerbungsprozess und beim Interviewtraining.
«Unser Klientenportfolio bei der BOA AG ist weit gefächert – von Mitarbeitern mit Universitätsabschluss bis zu Betriebsmitarbeitern ohne eigentliche Berufsausbildung», sagt Andreas Bucher. Als Produktionsbetrieb in der Metallverarbeitung habe die BOA relativ viele langjährige Angestellte in der Produktion beschäftigt, sagt Bucher. «Bei der BOA hat auch niedrig qualifiziertes Personal gearbeitet; darunter auch zahlreiche Angestellte ohne Berufsausbildung. Sie wurden an bestimmten Maschinen angelernt», ergänzt Kurt Simon, Leiter Arbeitsmarkt bei der Dienststelle Wirtschaft und Arbeit im Kanton Luzern.
«Viele sind zudem über 50-jährig und können trotz jahrzehntelangem Aufenthalt kaum Deutsch», sagt Simon. Es sei sehr schwierig, diese Mitarbeiter wieder im Arbeitsmarkt zu platzieren. Die Regionale Arbeitsvermittlung könne nicht in wenigen Wochen und Monaten eine verpasste soziale Integration und eine fehlende Ausbildung nachholen. «Dies wäre in der Verantwortung des Arbeitgebers und der betroffenen Mitarbeitenden gelegen und hätte nicht passieren dürfen», sagt Simon. Es gebe auch in Zukunft in der Zentralschweiz, wie überall, immer weniger einfache Produktions- und Hilfsjobs.
Andreas Bucher bestätigt das: «Wenn wir pro Monat zehn angelernte Fachkräfte aus der Metallbranche in einen neuen Job vermitteln können, ist das ein Erfolg.» Es brauche einfach Zeit, zumal bei einfacheren Anforderungsprofilen heute bis zu 100 Bewerbungen bei den Unternehmen eingehen würden. Der überwiegende Teil der Mitarbeiter stamme aus dem Kanton Luzern, die Mobilität sei oft stark eingeschränkt. «Die meisten suchen im Raum Zentralschweiz eine neue Stelle», sagt Bucher.
Auf mittlere Sicht ist Bucher dennoch zuversichtlich: «Wenn sich jemand wirklich konsequent darum bemüht, findet er auch wieder eine Arbeit. Manchmal braucht es ein wenig Flexibilität.»
Anfang Mai wird die Balg- und Kompensatorenproduktion der BOA nach Deutschland verlagert. Was dann mit der äusserst attraktiv, direkt neben der Autobahn, gelegenen Liegenschaft in Rothenburg passiert, ist offen. Die BOA ist nicht Eigentümerin der Liegenschaft, die Kapazitäten sind bis 2023 gemietet. «Über eine vorzeitige Mietablösung finden derzeit Gespräche statt, die allerdings noch nicht abgeschlossen sind», erklärte ein Firmensprecher.
BOA hoe. Mit der Schliessung der Firma BOA Ende Monat geht ein Stück Luzerner Industriegeschichte zu Ende. Ein Rückblick.