Der Boom nimmt kein Ende: Schweizer Konsumenten kaufen immer mehr online ein. Und die Pakete kommen zu grossen Teilen aus Asien: 23 Millionen Kleinsendungen wurden 2018 gezählt. Beim Umsatz haben hiesige Händler noch Vorsprung.
Bei dieser Zahl müssen hiesige Detailhändler leer schlucken: 23 Millionen. So viele Kleinsendungen bestellten Schweizer Konsumenten 2018 in Asien, namentlich auf Onlineplattformen wie Aliexpress, Tmall oder Wish. Im Jahr zuvor waren es erst 17 Millionen.
Das Total der Auslandpäckli beträgt sogar 33 Millionen, wenn man die Sendungen aus Europa und den USA hinzurechnet. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Verbands des Schweizerischen Versandhandels (VSV), des Marktforschers Gfk und der Schweizerischen Post.
Für 2019 rechnet VSV-Präsident Patrick Kessler mit einem ähnlich starken Wachstum der ausländischen Konkurrenz. Zum Vergleich nennt er die Anzahl Sendungen seiner Verbandsmitglieder wie Zalando, Coop@home und Nespresso. Zusammen verschickten sie 2018 innerhalb der Schweiz 45 Millionen Pakete, nicht mal die Hälfte mehr als Alibaba und Konsorten.
Umsatzmässig ist der Vorsprung allerdings massiv grösser, da es sich bei den asiatischen Sendungen oftmals um billige Produkte wie Handyladekabel oder Accessoires handelt. Kommt hinzu, dass viele chinesische Pakete ohne Mehrwertsteuer- und Zollabgabe in die Schweiz gelangen. Daran habe auch das neue, seit Januar geltende Mehrwertsteuergesetz wenig geändert, sagt Kessler. Er fordert deshalb härtere politische Massnahmen.
Insgesamt kauften Schweizer Konsumenten im vergangenen Jahr für 1,9 Milliarden Franken in ausländischen Onlineshops ein – rund 20 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Immerhin konnten aber auch die heimischen Onlinehändler zulegen. Ihr Umsatz stieg von 7 auf 7,6 Milliarden Franken.
Die Zahlen widerspiegeln die veränderten Einkaufsgewohnheiten: Immer mehr Leute kaufen online ein. Beim Kauf von Non-Food-Produkten macht der Onlineanteil bereits 16 Prozent aus. Und für Heimelektronik-Artikel wird sogar jeder dritte Franken im Internet ausgegeben.
Allerdings seien die Geschäfte in den Städten nach wie vor wichtig, sagt Verbandspräsident Kessler. Er entkräftet das Vorurteil, dass sich die meisten Kunden in den Geschäften über ein Produkt informieren liessen und es dann online einkaufen. Dieses Vorgehen wird als «Showrooming» bezeichnet.
Es gebe eine weitaus grössere Gruppe, nämlich jene Konsumenten, die sich zuerst im Internet informieren und das gewünschte Produkt dann vor Ort im Geschäft einkaufen würden, sagt Kessler. Auch dieser Vorgang hat in der Branche einen englischen Namen: «Webrooming».