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Angestellte der Tochterfirma Belair hofften auf eine Lösung mit Air Berlin – nun ist alles offen.
Als die Pleite der Fluggesellschaft Air Berlin bekannt wurde, gab man sich allenthalben unbeeindruckt. Die deutsche Bundesregierung verhinderte mit einem Kredit von 150 Millionen Euro ein Grounding wie bei der Swissair. Und die Aviatikjournalisten haben es natürlich längst kommen sehen. Gleichzeitig hiess es, alles bliebe beim Alten. Die Übernahme mindestens eines Teils der Fluglinie durch die Lufthansa stehe kurz bevor. Auch für den Flughafen Zürich ändere sich nichts, beteuert Sprecherin Sonja Zöchling. Betrifft das Ende von Air Berlin am Ende gar niemanden?
Die Angestellten von Air Berlin sind sich dessen nicht so sicher. Vor allem der Teil der Belegschaft, der bei der Tochterfirma Belair in der Schweiz arbeitet, macht sich grosse Sorgen, wie die «Nordwestschweiz» erfahren hat. Konkret geht es um 59 Piloten plus rund 150 Flugbegleiter. Die Nachricht vom Ende von Air Berlin ist für sie eine weitere schlechte Nachricht in einer ganzen Serie von Hiobsbotschaften.
Die Belair ist seit dem Jahr 2009 vollständig im Besitz von Air Berlin. Die wenigen Flugzeuge im Beisitz der Minigesellschaft wurden damals mit den Air-Berlin-Farben bemalt. Anfang dieses Jahres gaben die deutschen Besitzer schliesslich das Ende der Schweizer Fluggesellschaft bekannt. Nach einer Gnadenfrist bis Ende Oktober soll definitiv Schluss sein. Zwischen dem Unternehmen und den Personalverbänden entbrannte ein Hin und Her. Es ging um die Zukunft von Piloten und Kabinenpersonal.
Eine zunächst in Aussicht gestellte Job-Garantie lehnte Air Berlin ab. Einem Teil der Betroffenen bot die Airline neue Jobs an anderen Flughäfen an, etwa in Düsseldorf. Die Möglichkeit wurde vor allem von Angestellten genutzt, die früher schon in Deutschland gearbeitet hatten, bevor sie in die Schweiz kamen. Schwieriger ist es für das Schweizer Personal, dass über Belair zu Air Berlin kam.
Vor allem für Piloten hätte ein Wechsel nach Düsseldorf eine happige Lohneinbusse bedeutet. Zudem hätten die Familien ihr soziales Umfeld verlassen müssen. Viele von ihnen hatten darum gehofft, nach dem Ende der Belair doch noch eine Lösung über Air Berlin oder bei einer anderen Gesellschaft zu finden. Dies lässt ein Belair-Pilot, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, über den Pilotenverband Aeropers ausrichten. Die Pleite von Air Berlin zerschlägt nun diese Hoffnung. Denn die Konkurrenz auf dem Stellenmarkt dürfte nun noch grösser werden.
Das Ende der beiden Airlines betrifft die verschiedenen Berufsgattungen im Flugzeug in unterschiedlichem Masse. Für das Kabinenpersonal dürfte es weniger schwierig sein, eine Anschlusslösung zu finden. Wie Swiss-Sprecher Stefan Vasic auf Anfrage sagt, will man Bewerbungen von Belair-Flight-Attendants «wohlwollend prüfen» und Kandidaten «in jedem Fall» zum Assessment oder Casting einladen. Anders sieht es bei den Piloten aus. «Unser Personalbedarf ist derzeit gedeckt», sagt Vasic. Dem Vernehmen nach sollen zur Zeit noch Abgänger der hauseigenen Pilotenausbildung auf einen Platz im Cockpit warten.
Die Verantwortlichen in Berlin waren gestern nicht in der Lage zu sagen, wie es mit den Belair-Leuten nach der Pleite von Air Berlin weitergeht.