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Hiesige Firmen machen an einer Messe in der französischen Kapitale mit Hightech-Drohnen auf sich aufmerksam.
«Kuckuck!», sagt die Wanduhr, doch als sich das Türchen öffnet, erscheint kein Vögelchen – sondern eine flinke Drohne. So zu sehen ist die Sequenz im neuen Videoclip von «Präsenz Schweiz», dem Marketingorgan für die Wahrnehmung der Schweiz im Ausland.
Auch im Schweizer Pavillon der Vivatech-Messe in Paris hängen mehrere Kuckucksuhren an der Wand. Doch nicht wegen ihnen ist der Stand mit einem Netz überzeugen: Vielmehr hatten die Organisatoren des Salons – nach wenigen Jahren bereits zu einem der grössten seiner Art – den Schweizern diese Auflage gemacht.
Sie brachten nämlich eine ganze Reihe von «seltsamen Vögeln» mit, wie Nicolas Bideau von Präsenz Schweiz sagt. Drohnen eben. Gemeint sind aber nicht die fliegenden Plastikdinger aus China. «Die Stärke der Schweiz liegt nicht in der Billigproduktion für den Massenkonsum», sagt Bideau. «Unsere Firmen produzieren hochwertige Industrieapparate, die komplex sind, aber zugleich absolut zuverlässig sein müssen.»
Der weltweite Drohnenmarkt wächst rasant. Er wiegt bereits 40 Milliarden Dollar. 2005 waren es erst zwei Milliarden gewesen; und in einem Jahrzehnt dürfte der Umsatz 100 Milliarden erreicht haben, schätzt Präsenz Schweiz. Hiesige Firmen schneiden sich ein kleines Stück vom Kuchen ab. Rund ein Dutzend Unternehmen exportiert schon in grossem Umfang.
Die Lausanner Firma Flyability führte in Paris etwa ihre Drohne «Elios» vor, die auch an «gefährlichen Orten oder in geschlossenen Räumen» einsetzbar sei – etwa zur Überwachung von Reaktorräumen in Atomkraftwerken oder von Hochöfen. 400 dieser Geräte hat das junge Unternehmen mit 70 Angestellten bereits in alle Kontinente verkauft. Das macht, wenn man den Stückpreis von 25 000 Franken hochrechnet, allein schon 10 Millionen Franken.
Das Ganze dank einer einfachen, aber einleuchtenden Idee: «Andere Berufsdrohnen für heikle oder enge Orte versuchen, mittels Sensoren jeden Kontakt oder Aufprall zu vermeiden», sagt Niels Delore von Flyability. «Wir haben die Drohne im Gegenteil stosssicher und schlagresistent gemacht.»
Gute Ideen genügen indessen nicht. Auch das industrielle Umfeld muss stimmen. Berufsdrohnen seien wie gemacht für die Schweiz, sagte Mauro Dell’Ambrogio, Staatssekretär für Bildung, Forschung und Innovation, am Schweizer Stand. «Vor weniger als 100 Jahren hat die Schweiz noch ganze Autos hergestellt. Diesen umfassenden Aufwand können sich heute nur noch grosse Staaten leisten. Aber Drohnen sind unsere Grösse.»
Ein Standortvorteil ist laut Dell’Ambrogio gerade in Zukunftssektoren wie den Drohnen die enge Kooperation der technischen Hochschulen und der Wirtschaft. Ein Beispiel ist die viereckige Riesendrohne, an der die Firma Skypull in Lugano tüftelt. Das mit vier Propellern und einem Grundriss von 17 auf 17 Metern ausgestattete Ungetüm soll auf einer Flughöhe von 600 Metern Strom produzieren – dank Winden, die dort viermal stärker blasen als auf Höhe der heutigen Windrotoren.
Laut Ingenieur Nicola Mona ist die laufende Entwicklung nur möglich wegen der Mithilfe des Bundes und des Kantons Tessin. Jetzt sucht Skypull private Investoren. Startklar ist diese Winddrohne noch lange nicht. «Aber welche nachhaltige Neuerung war kein kommerzielles Risiko?», fragt Mona.
Eine Frage stellt sich ob des ganzen Schweizer Auftritts in Paris: Warum ist die Drohnen-Industrie eigentlich im eigenen Land nicht bekannter? Das Image sei schlecht, weil mit den neuen fliegenden Untertassen Themen wie Unsicherheit oder Einbruch in die Privatsphäre verbunden würden, sagt Bideau. «Dabei sind professionelle Drohnen zur Kontrolle des Luftraums oder von Waldbrandgebieten sehr sinnvoll.»
Die Schweizer Drohnenindustrie müsse sich nicht verstecken, sagt Bi- deau. Präsenz Schweiz verteilt deshalb in Paris eine leuchtend rote Broschüre mit dem noch knalligeren Titel «Switzerland, home of drones» – «Die Schweiz, Heimat der Drohnen». In Paris fällt halt nur auf, wer sich auch bemerkbar zu verstehen weiss.