Startseite
Wirtschaft
Von den 300 Reichsten des Landes wohnen 62 in der Zentralschweiz. Ihr Gesamtvermögen beläuft sich auf rund 130 Milliarden Franken. An der Spitze der Liste kommt es dieses Jahr zu einem Wechsel.
Die 300 Reichsten der Schweiz waren noch nie so reich wie heute. Ihr Gesamtvermögen beläuft sich auf 675 Milliarden Franken, das sind 1,7 Milliarden mehr als im Vorjahr. In diesem Jahr hat das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» zum 30. Mal die Liste der Allerreichsten des Landes zusammengestellt. Zum Jubiläum ein neckischer Vergleich: 1989, als das Ranking erstmals publiziert wurde, besassen die damals 100 Erfassten zusammen rund 66 Milliarden Franken. Heute verfügen alleine die zwei Reichsten, die Familien Kamprad (Ikea) sowie Hoffmann und Oeri (Roche), mit zusammen 76 Milliarden über mehr Vermögen. Auf die Liste schafft es nur, wer mindestens 100 Millionen Franken Vermögen aufweist.
Aus Zentralschweizer Sicht gibt es im diesjährigen Ranking eine Verschiebung auf den vordersten Rängen. So steht nicht mehr der russische Investor Viktor Vekselberg an zweiter Stelle, sondern die zwei Familien Schindler und Bonnard. Ihr Vermögen wird auf unverändert 12 bis 13 Milliarden Franken geschätzt. Eine Zeit lang sah es danach aus, als ob die Unternehmerfamilien dank steigender Aktienkurse des von ihr kontrollierten Lift- und Rolltreppenherstellers Schindler beim Vermögen zulegen würden. Doch von Oktober an gerieten die Valoren unter Druck. Familienpatron Alfred N. Schindler wohnt in Hergiswil, wo sich auch der Holding-Sitz des Konzerns befindet.
Vekselberg verlor seinen zweiten Rang auf der Zentralschweizer Liste wegen massiven Verlusten an der Börse. Nachdem der Investor mit Wohnsitz in Zug im April auf die Sanktionsliste der USA gesetzt wurde, verloren seine Anteile an Sulzer, OC Oerlikon und Schmolz + Bickenbach an Wert. Sein Vermögen schrumpfte in der Folge – auch wegen Reorganisationen in seiner Holding – um 3 Milliarden Franken.
Vom unangefochtenen Spitzenplatz im Zentralschweiz-Ranking grüsst mit einem geschätzten Vermögen von 15 bis 16 Milliarden Franken einmal mehr die C&A-Eigentümerfamilie Brenninkmeijer. Die wichtigsten Akteure der gut fünfeinhalb Dutzend umfassenden Teilhaber der Textilkette leben vor allem in den Kantonen Zug und Luzern. Gebündelt sind die Anteile der Familie in der Cofra Holding AG mit Sitz in Zug.
Aber nicht nur an der Spitze, sondern auch auf den hinteren Plätzen kommt es in der Zentralschweiz zu Bewegungen: Gleich sechs neue Namen aus der Region figurieren in diesem Jahr auf der Liste. Der wohl prominenteste darunter: die im Kanton Zug wohnhafte Familie Bossard von der gleichnamigen, auf Verbindungstechnik spezialisierten Firmengruppe. Ihr Vermögen wird auf 350 bis 400 Millionen Franken geschätzt. Im gleichen Kanton, in Cham, hat sich der ehemalige Software-Manager sowie -Eigentümer (Hybris) und heutiger Risikokapitalgeber Ariel Lüdi niedergelassen. Er besitzt ein Vermögen von 150 bis 200 Millionen, welches er vor allem in Start-ups im Software- und Blockchain-Bereich investiert.
Neu im Kanton Schwyz aufgeführt wird der Papierfabrik-Erbe und Investor Patrick Haindl (250 bis 300 Millionen). Ebenfalls in Schwyz sesshaft ist die Männermodemacherin Stella Ahlers (100 bis 150 Millionen). Aus London nach Hergiswil gezogen ist Silvio Denz (350 bis 400 Millionen), Herr über die Lalique-Gruppe mit Parfüms, Schmuck, Kristallobjekten, Weingütern und Gastronomie. In Nidwalden Steuern bezahlt auch der Investor – er ist etwa Hauptaktionär des Baukonzerns Implenia – Max Rössler. Er nennt 100 bis 150 Millionen sein Eigen.
Nicht fehlen dürfen im Ranking seit Jahren bekannte Namen wie jener von Klaus-Michael Kühne (9 bis 10 Milliarden) vom Logistikgiganten Kühne + Nagel oder Michael Pieper, der mit seiner Artemis Group und deren Flaggschiff Franke (Küchentechnik) mit 4,5 bis 5 Milliarden Franken eingestuft wird. Pieper und seine Ehefrau Emmy Lou, die in Hergiswil leben, spendeten erst vor eineinhalb Monaten 15 Millionen zu Gunsten des Luzerner Sinfonieorchesters.
Weniger bekannt, dafür aber nicht weniger vermögend, ist die Familie Hult, die hinter dem Sprachschulimperium EF Education First steht. Firmengründer Bertil Hult wohnt in Luzern, seine Söhne – drei von vier sind im Unternehmen tätig – leben derweil in London, Boston, Schanghai und Stockholm.
Daneben gibt es zahlreiche Personen und Familien, die zwar schwerpunktmässig in anderen Regionen wohnen, aber auch Standbeine in der Zentralschweiz oder einen starken Bezug haben. Etwa die Familie von Christoph Blocher (Ems, 10 bis 11 Milliarden): Sohn Markus Blocher lebt am Zürichsee im Kanton Schwyz. Oder Ivan Glasenberg, CEO des Baarer Rohstoffkonzerns Glencore. Er wohnt in Rüschlikon und soll über ein Vermögen von 5 bis 6 Milliarden Franken verfügen.
Nicht mehr auf der Liste ist der ehemalige Ferrari- und Fiat-Chef Sergio Marchionne, der im Juli 2018 im Alter von 66 Jahren in Zürich verstarb. Sein Vermögen wurde im letzten Jahr auf 500 bis 600 Millionen geschätzt; er wohnte in Schindellegi im Kanton Schwyz.
Von den 300 Reichsten des Landes sind 62 in der Zentralschweiz wohnhaft. Ihr Gesamtvermögen beläuft sich gemäss «Bilanz» auf rund 130 Milliarden.