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Eine Auswertung neuester Daten zeigt: Die Rückkehr aus dem Homeoffice geht nur langsam vonstatten. Doch auch Läden, öffentliche Plätze und selbst die Strassen sind einsamer als Anfang Jahr.
Viele Firmen beordern ihr Personal zurück ins Büro, der öffentliche Verkehr fährt wieder normal und die Läden sind wieder geöffnet. Doch neueste Zahlen zeigen: Noch immer dominiert die Coronakrise das Verhalten der Schweizerinnen und Schweizer. Fünf Erkenntnisse.
Die Auslastung im öffentlichen Verkehr erholt sich nur langsam. Bei den SBB beträgt sie derzeit etwa 70 Prozent im Fernverkehr und 80 Prozent im Regionalverkehr. Gemäss dem aktuellsten «Mobility Report» des Tech-Riesen Google von Ende August war die Aktivität in Schweizer Bahnhöfen im Vergleich zum Anfang des Jahres um 32 Prozent tiefer. Dieser Wert berücksichtigt anhand von Standorddaten der Handys die Anzahl Besuche und die Aufenthaltsdauer. Auf den Strassen sind zwar ebenfalls weiterhin weniger Menschen unterwegs. Der Rückgang ist aber weniger stark. Zwischen dem 24. und 30. August wurden etwa auf der A1 bei Würenlos 2,5 Prozent weniger Autos gemessen als in der Vorjahreswoche. Das zeigen Daten des Bundesamt für Strassen. Auf der Umfahrung Bern Ost betrug der Rückgang 4,5 Prozent. Grösser war er auf der A2 beim Schwarzwaldtunnel in Basel mit knapp 8 Prozent. Hier dürfte sich bemerkbar machen, dass weniger Autolenker aus Deutschland oder Frankreich in die Schweiz finden. In der Stadt Zürich wurde im August im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Einbruch von knapp 5 Prozent beim Aufkommen auf den Strassen verzeichnet, wobei die Zahlen gegen Ende des Monats nach oben zeigten.
Bereits während des Lockdowns fuhren die Verkehrsbetriebe der grossen Städte ihr Angebot weniger stark zurück als jene auf dem Land. Die Nachfrage brach dort weniger stark ein. Daran hat sich nichts geändert. Im öffentlichen Verkehr sind etwa in Zürich mehr Menschen unterwegs als im Rest des Landes. Das zeigen Daten einer Zählstelle der Verkehrsbetriebe Zürich. In den letzten beiden August-Wochen wurden dort gut 18 Prozent weniger Pendler gezählt als in den letzten beiden Februar-Wochen. Der Rückgang relativiert sich weiter, denn im Sommer nutzen üblicherweise sowieso weniger Menschen den öffentlichen Verkehr als im Winter – etwa, weil dank höheren Temperaturen mehr Velo gefahren wird.
Das Auto als mobile Schutzhülle und als Zuflucht für jene, die sicher und ohne Maske reisen wollen: Solche Argumente brachten Vertreter der Automobilbranche während der Coronakrise ein. Doch die Zahlen zeigen in eine andere Richtung. Der August war mit einem Minus von 16,3 Prozent bereits der achte Monat in Folge, in dem weniger neue Autos zugelassen wurden als in der Vorjahresperiode. Seit Anfang Jahr wurden laut Auto Schweiz fast 60'000 Autos weniger zugelassen als in derselben Periode des Vorjahres – ein Minus von fast 30 Prozent. Profitieren konnten zuletzt einzig die elektrisch angetriebenen Autos: Mit 10,2 Prozent lag ihr Anteil unter den Neuzulassungen dieses Jahr erstmals in einem zweistelligen Bereich.
Eng mit der Auto-Flaute zusammenhängen dürfte ein anderer Trend: Obwohl der Bund die Empfehlung zum Homeoffice schon vor Wochen aufgehoben hat und immer mehr Arbeitgeber ihre Mitarbeiter zurück ins Büro beordern, bleibt das Homeoffice beliebt. Gemäss dem «Mobility Report» von Google war Ende August ein Minus von 14 Prozent bei der Aktivität an den Arbeitsstätten zu verzeichnen. In einzelnen Kantonen war dieser Wert noch deutlich höher – etwa im Aargau mit -16 Prozent, in Zürich mit -18 Prozent, in Basel-Stadt mit -21 Prozent oder in Graubünden mit -30 Prozent. Parallel dazu mass Google an den Wohnorten der Menschen zuletzt 4 Prozent mehr Aktivität. Wieder auf dem Stand von vor der Krise ist hingegen der Kanton Tessin. Dort sind bereits wieder gleich viele Leute an den Arbeitsstätten anzutreffen wie noch Anfang Jahr.
Die Analyse von Google zeigt auch: Läden und Parks werden weiterhin gemieden. Über die ganze Schweiz verzeichnete Google zuletzt einen Rückgang der Aktivität in der Kategorie Einzelhandel und Freizeit von 21 Prozent gegenüber Anfang Jahr, bei den Läden des täglichen Bedarf betrug das Minus 12 Prozent, bei den Parks und öffentlichen Plätzen 23 Prozent. Ein Zusammenhang zur Maskenpflicht erschliesst sich aus den Daten nicht: So beträgt das Minus bei den Läden des täglichen Bedarf in den Kanton Genf und Waadt, wo die Maskenpflicht bereits länger gilt, nur 5 respektive 7 Prozent, in Zürich aber 22 Prozent. Überdurchschnittlich hoch ist das Minus mit 15 und 21 Prozent andererseits auch in den Kantonen Bern und Luzern, in denen keine Maskenpflicht herrscht.