Die wirtschaftliche Ungleichheit ist in der Schweiz grösser als angenommen, sagen Berner Forscher. Der internationale Vergleich zeigt: Einkommen und Vermögen sind in unserem Land sehr ungleich verteilt.
Die Schere zwischen Arm und Reich ist in der Schweiz grösser als bisher angenommen. Das hat eine Studie der Berner Fachhochschule und der Universität Bern ergeben. Doch auch die offiziellen Zahlen zeigen: In der reichen Schweiz ist der Wohlstand nicht allzu gleichmässig verteilt.
Auf der aktuellen Liste der Internationalen Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) über die Einkommensungleichheit belegt sie den 16. Platz. Damit liegt die Eidgenossenschaft noch hinter Ländern wie Ungarn oder der Slowakei. Ganz zu schweigen von den skandinavischen Staaten, die fast ausnahmslos an der Spitze der Rangliste zu finden sind.
Auch innerhalb der Schweiz finden sich markante Unterschiede. Wenig überraschend ist die Ungleichheit punkto Einkommen in den Steueroasen der Innerschweiz wie etwa Zug und Schwyz, deutlich höher als in anderen Kantonen. Am gleichmässigsten sind die Einkommen Uri, Jura und Solothurn verteilt (s. Grafik).
Geht es um die Verteilung des Vermögens ist die Ungleichheit in der Schweiz im internationalen Vergleich sogar noch grösser. Sie bewegt sich klar am unteren Ende der Skala (s. Grafik unten).
Über den allgemeinen Wohlstand des Landes und seiner Bewohner sagt diese allerdings wenig aus. So wird die Liste etwa von Slowenien und der Slowakei angeführt. Weit oben findet sich auch Pakistan, wo das mittlere Vermögen eines Erwachsenen bei etwa 2316 US-Dollar liegt. In der Schweiz liegt dieses bei 107'583 US-Dollar.
Noch ungleicher als in der Schweiz sind die Vermögen in den USA, Heimat vieler Superreicher, oder dem oligarchisch geprägten Russland verteilt.
Berechnet wird die Ungleichverteilung mithilfe des Gini-Koeffizienten. In einer Gesellschaft, in der alle gleich viel verdienen oder besitzen beträgt der Wert O. Umgekehrt, wenn eine Person alles alleine verdient beträgt der Wert 1 (bzw. 100 Prozent).
Über die Aussagekraft des Gini-Index gehen die Meinungen auseinander. Kritiker bemängeln, dass die berufliche Vorsorge darin nicht berücksichtigt wird. Insbesondere die Schweiz mit ihrem vergleichsweise gut ausgebauten Vorsorgesystem komme dadurch in der Statistik schlecht weg.